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Storia locale - Tuttapovo

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VIERZEHNTES KAPITEL<br />

Russland wurde von der Revolution überrollt. Die führungslosen, zersetzten russischen<br />

Truppen wurden an der polnischen Front von den deutschen Armeen angegriffen. Die<br />

eingetretene Verwirrung ausnutzend drangen die Deutschen in Polen ein, zerstreuten die<br />

Russen , die schwerwiegendste Verluste erlitten. Im September waren die Russen zur<br />

Übergabe bereit. Die deutschen und österreichischen Truppen wurden an die italienische<br />

Front verlegt, während die aus Soldaten aus dem Trentino und aus Triest<br />

zusammengesetzten Einheiten als Besatzungstruppen in die Ukraine und nach Rumänien<br />

geschickt wurden. Am 3. März 1918 wurde der getrennte Frieden von Brest-Litowsk<br />

unterzeichnet. Den Gefangenen standen drei Möglichkeiten offen: als freie Männer bei den<br />

Russen bleiben und die revolutionären Bolschewiken unterstützen, eine lange Reise durch<br />

die Mongolei und China unternehmen oder von den Meereshäfen des Nordens, solange<br />

oder sobald diese eisfrei waren, losfahren, um nach Italien zu gelangen und gegen die<br />

Österreicher kämpfen, oder sich den Österreichern übergeben und von diesen an die<br />

Front oder als Besatzungstruppe in ferne Gebiete geschickt werden.Desiderio kam gut mit<br />

den Bolschewiken aus. Er hatte als Gleichberechtigter gemeinsam mit ihnen gearbeitet<br />

und war mit ihnen vertraut geworden. Er war nun ein freier Mann, denn er stand nicht<br />

mehr im Krieg mit Russland. Er hatte also daran gedacht, seine Familie zu erreichen,<br />

aber, obgleich er sich das innigst wünschte, war ihm klar, dass wenig Möglichkeiten<br />

bestanden. Aber was für eine Freiheit erwartete ihn? Kehrte er zu den Österreichern<br />

zurück, wäre er an irgendeine andere Front geschickt worden, da überall die Truppen<br />

aufgestockt werden mussten; würde er nach Italien ziehen, hätte er sich nicht nur von<br />

seiner Familie entfernt, er hätte sogar mit den Feinden Österreichs kämpfen müssen und<br />

das hätte zu Vergeltungsmaßnahmen gegen seine Familienangehörigen führen können,<br />

die als Flüchtlinge von der Unterstützung des Kaiserreiches das Leben fristeten.<br />

Er hatte keine Beweggründe mehr, den neuen österreichischen Kaiser zu verteidigen noch<br />

für das italienische Königreich Partei zu ergreifen. So beschloss er, bei seinen russischen<br />

Freunden zu bleiben, denn er war schließlich ein Mensch, der sein Leben im Frieden mit<br />

allen gestalten und für sich und seine Familie arbeiten wollte. Er schrieb seiner Familie,<br />

dass er vorläufig in Russland bliebe und nach Kriegsende, das von allen als kurz<br />

bevorstehend gehalten wurde, heimkehren würde.Er vertraute den Brief einem Bozner an,<br />

der sich für Österreich entschieden hatte, und bat ihn diesen Brief aufzugeben, sobald er<br />

das österreichisch-ungarische Gebiet erreicht hätte. Die Bolschewiken waren froh über<br />

diese Entscheidung und bestimmten ihn zum Vorabeiter einer zehnköpfigen Mannschaft.<br />

Er hatte den Auftrag für die Instandhaltung von Mauerwerk und Strassen zu sorgen; dafür<br />

bekam er reichlich zu essen und fünf Rubel am Tag.<br />

Maria erhielt den Brief. Sie und die Kinder waren sie mit dieser Entscheidung<br />

einverstanden. Am Ort, wo ihr Mann war, wähnte sie ihn in größerer Sicherheit als an<br />

irgendeiner neuen Front. Die drei Jahre Krieg hatten Österreich-Ungarn erschöpft. Die<br />

Truppenverluste konnten durch keinen Nachschub ersetzt werden und an mehreren Orten<br />

brach die Verteidigungsfront ein. Der Krieg wurde unter immer schmerzvolleren<br />

Einschränkungen trotzdem weitergeführt. Diese Kriegsanstrengungen verursachten im<br />

ganzen Reich Hunger und Elend.<br />

Wie jedes Jahr zu Weihnachten wurde auch diesmal der Gesandte des Bischofs erwartet.<br />

Die Lage hatte sich aber gewandelt. Die Beziehungen zu den Österreichern hatten sich<br />

verschlechtert; es fehlten Lebensmittel und an der Italienischen Front waren viele Soldaten<br />

gefallen. Unausweichlich fiel die Schuld für diese Entwicklung auf die<br />

italienischsprechenden Flüchtlinge aus dem Trentino, die dazu noch dem Konigreich<br />

Italien den Vorwand geliefert hatten, in den Krieg gegen Österreich einzutreten. Die<br />

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