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Storia locale - Tuttapovo

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Frau ein, die hart mit ihnen am Bau der Brücke gearbeitet hatte. Das Mädchen gab ihm die<br />

Hand, küsste ihn dreimal auf den Wangen und sagte: „ Erinnerst du dich an mich ?“<br />

„ Sicher“ antwortete Desiderio „ du bist Sonja, das Mädchen, das die Erdölpfütze<br />

gefunden hat!“ Sonja erzählte ihm, dass sie die Dolmetscherin für die Feier sei. Sie<br />

stiegen auf die Wägen und fuhren Richtung Gomol, das Dorf, für das sie die Brücke<br />

gebaut hatten.Während der Fahrt lernte Desiderio die junge Frau die sich neben ihn<br />

gesetzt hatte, besser kennen. Eine Frau neben sich zu haben verursachte in Desiderio<br />

Gefühle, die er schon lange nicht mehr gehabt hatte. Er spürte Erregung und ein<br />

unglaubliches Glücksgefühl.<br />

Bei der Brücke warteten der politische Kommissar und der Bürgermeister von Gomol mit<br />

seinen Mitbürgern auf sie. Ein rotes Band versperrte die Brücke. Sie stiegen ab und<br />

näherten sich den Behörden. Der Bürgermeister hielt eine kurze Anrede, die von Sonja<br />

übersetzt wurde: „ Liebe Freunde und Genossen, ihr in unser Land geschickt worden, um<br />

Tod und Zerstörung zu bringen. Ihr habt hart gearbeitet, um mit dem Bau der Brücke<br />

Freude zu bringen. Diese Brücke erspart uns viele Mühen, diese Brücke bedeutet uns viel,<br />

denn sie wird für immer die Völker Europas vereinen. Diese Brücke wurde von einem<br />

großen Maurer, einem Sohn des Volkes, ohne Ingenieure und Planer, geschaffen. Sie wird<br />

von nun an „Brücke des Desiderio“ heissen.“<br />

Desiderio war so aufgeregt und verlegen wie es selten vorgekommen war; er musste vor<br />

all diesen Menschen das Wort ergreifen und das kostete ihm mehr Mühe als die Brücke zu<br />

bauen. „ Ich danke allen, aber es ist nicht nur mein Verdienst. Wir haben alle<br />

zusammengearbeitet, ich, meine Kameraden und ihr alle. Wir sollten diese Brücke deshalb<br />

„Brücke der Freundschaft“ oder „Brücke des Volkes“ heissen.“ Darauf näherte sich ihm<br />

ein herzlich lächelndes Mädchen, das ein rotes Kissen auf den Händen trug, auf dem mit<br />

goldfarbenen Zwirn Sichel und Hammer gestickt waren. Auf dem Kissen lag eine Schere.<br />

Desiderio ergrff diese mit zittriger Hand und schnitt das rote Band durch. Ein kleines Stück<br />

behielt er zur Erinnerung für sich. Unter Applaus wurden er und seine Kameraden auf den<br />

Wagen gesetzt und als Festzug bewegten sich alle dem Dorfe zu.<br />

Es gab ein großes Fest im Wirtshaus; es wurde getanzt, gegessen und ausgiebig<br />

getrunken. Gegen Abend nahm ihn Sonja bei der Hand und gemeinsam entwischten sie<br />

über die Stiege in das Obergeschoß. Dort wurde er in ein Zimmer geführt, wo das Feuer<br />

eines offenen Kamins eine angenhme und gemütliche Wärme verbreitete. Erregt und vom<br />

Alkohol enthemmt rissen sie fast die Kleider vom Leibe und liebten sich leidenschaftlich<br />

und verzweifelt bis in den frühen Morgen. Dann erst schliefen sie ein. Als Desiderio<br />

erwachte, sah er Sonja mit einem Frühstückstablett in der Hand mit Tee, Brot,<br />

Marmelade und Butter. Sie hatte einen traurigen Blick und hinter ihrem Gürtel steckte ein<br />

Zettel. „ Guten Morgen, meine Liebe! Was ist geschehen? Bist du böse auf mich? Warum<br />

schaust du so traurig?“ fragte Desiderio. „ Nein, ich bin nicht böse auf dich. Ich bringe eine<br />

Nachricht, die für dich schön, für mich aber traurig ist.“antwortete Sonja und reichte ihm<br />

den Zettel.<br />

Desiderio versuchte zu lesen; es war ein Telegramm in kyrillischer Schrift. Desiderio<br />

kannte einige Wörter und irgendwie verstand er Österreich, Krieg, Ende. Er sah sie<br />

fragend an und sie sagte: „ Ja, Desiderio, der Krieg ist aus. Üsterreich und Deutschland<br />

haben kapituliert, du kannst heimkehren zu deiner Familie.“<br />

Desiderio konnte es nicht glauben, der Krieg war aus, er konnte zurückfahren. Er umarmte<br />

das Mädchen und weinte vor Freude und entschudigte sichgleichzeitig für seinen<br />

Freudensausbruch. „ Du brauchst dich nicht um mich zu sorgen, ich wusste, dass du<br />

früher oder später wegfahren würdest. Ich werde dich nie vergessen, schreib mir , lass<br />

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