Storia locale - Tuttapovo
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Bevölkerung “Asilo delle Ciode” genannt wurde. Das Heim wurde von der Stiftung<br />
Bonomelli, einer italienischen Organisation, verwaltet und verfügte über 70 Betten, die<br />
aber nicht ausreichten. Das Heim befand sich in der heutigen Via S. Maddalena. Für die<br />
ersten drei Nächte war die Unterkunft kostenlos, dann kostete sie fünf Pfennige pro Nacht,<br />
um die Mädchen anzuregen, sich schnell eine Arbeit zu suchen.<br />
Giuseppe und seine Geschwister hatten in der Schule gelernt, dass es in der<br />
Vergangenheit Sklaverei gegeben hatte (in Amerika bestand sie bis kurz vor der Zeit ihrer<br />
Geburt) und dass sie aber von allen zivilisierten Völkern abgeschafft worden war, weil<br />
unmoralisch und ungerecht. Die Beschäftigung dieser Frauen und Mädchen glich stark<br />
einem Sklavenhandel. Rund um den Lindenbaum am Domplatz von Trient versammelt<br />
mussten sie die Arme vorzeigen, um ihre Kräftigkeit un Ausdauer als Arbeiterinnen zu<br />
beweisen; dabei waren sie oft gezwungen, ein Betasten und Befühlen seitens der Bauern<br />
über sich ergehen zu lassen, das ganz sicher nicht auf die Feststellung ihrer Arbeitskraft<br />
ausgerichtet war.<br />
Die jungen Männer des Ortes zeigten großes Interesse für die “Ciode”, die meistens<br />
schön, lebenslustig und fröhlich waren und im Vergleich zu den einheimischen Mädchen<br />
eher bereit waren an Tanzfesten teilzunehmen und Liebschaften einzugehen. Auch<br />
Francesco hatte sich mit diesen jungen Frauen angefreundet und eine hatte in besonders<br />
erobert. Sie hieß Lucia und war schön,nicht sehr groß aber wohlgestaltet , ein Zopf<br />
sammelte ihr langes schwarzes Haar, sie war um die zZwanzig, sehr sympathisch, fröhlich<br />
und voller Leben. Trotz der harten Feldarbeit war sie immer zu Unterhaltungen<br />
aufgelegt.Samstag abend zog Francesco sein bestes Gewand an, stieg aufs Fahrrad und<br />
fuhr zum Gionghi-Hof in Gabbiolo, eine Ortschaft zwischen Povo und Villazzano, wo Lucia<br />
Arbeit gefunden hatte.Teils zu Fuß, teils mit dem Fahrrad legten sie den Weg bis zum<br />
Gasthaus “Osteria della grotta” oberhalb Villazzano zurück, woo sich die Jugendlichen<br />
des Gebietes trafen, um bei Ziehorgelmusik zu tanzen und sich zu unterhalten. Dort<br />
tanzten sie lange und gegen Mitternacht begleitete Francesco Lucia zum Gionghi-Hof<br />
nicht ohne einige Zwischenaufenthalte um sich zu umarmen und leidenschaftlich zu<br />
küssen.<br />
Seit fünfzig Jahren nun waren Povo und Villazzano, die zusammen über mehrere<br />
Jahrhunderte die “Magnifica Comunità di Povo” (Dorfgemeinschaft) gebildet hatten, schon<br />
zwei getrennte, selbständige Gemeinden. Die Trennung war nicht gerade friedlich<br />
abgelaufen besonders was die Aufteilung des in Gemeinschaftsbesitz der Ansässigen<br />
stehenden Waldgebietes anging. Villazzano war ein Siebtel der Gesamtfläche zugefallen,<br />
d.h. jener Bruchteil, über den es als Fraktion der “Magnifica Comunità” verfügen konnte.<br />
Der Groll, den die beiden Gemeinschaften aufeinander entwickelt hatten, war nie<br />
ausgeräumt worden und wirkte weiter, so dass die Jugendlichen häufig<br />
Auseinandersetzugen hatten, die in wilde Kämpfe ausarteten. Aus diesem Grunde war es<br />
für einen jungen Mann aus Povo nicht gerade gefahrlos bei Gabbiolo die<br />
Gemeindegrenzen zu überschreiten, um im Gasthaus “Grotta” tanze zu gehen.Aber<br />
Francesco standen wohl größere Gefahren und ganz andere Grenzen bevor.<br />
(Bild S.16:Frauen vor dem Gemeindegebäude von Povo zu Beginn des !9.Jahrhunderts<br />
( Archiv Arci/Paho ))<br />
( Bild S. 17 : Dorfplatz von Povo, im Hitergrund der Eingang zur Villa Thun – 1914 (Archiv<br />
Arci/Paho ) )<br />
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