Storia locale - Tuttapovo
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unterirdischen Räumen standen. Darauf folgte die Kartoffelernte: endlose Felder, lange<br />
Zeilen von Kartoffeln, die eingesammelt , die in Jutesäcke umgeschüttet, auf die Wagen<br />
geladen und eingelagert werden mussten. Der Lohn bestand aus dem Wintervorrat<br />
ausgezeichneter Kartoffel, aber er war hart verdient. Am Abend waren sie völlig erschöpft<br />
und zerschlagen.<br />
Der erste Schnee überraschte die Drei, als sie einen holzbeladenen Wagen nach Hause<br />
führten; Wagen und Ross hatte Giuseppe beim Gutshof Schneider ausgeliehen. Nachdem<br />
das Holz aufgestockt war, kehrte Giuseppe zum Gut zurück.Während er der<br />
schneebedeckten Strasse entlangtrottete, kam in ihm die Erinnerung an Oltrecastello und<br />
an den verschneiten Chegul auf; er wurde vom Heimweh erfasst, aber der Gedanke, dass<br />
die schöne und immer gut gelaunte Karoline auf ihn wartete, vertrieb sofort die traurige<br />
Stimmung und mit einem Ruck dr Zügel beschleunigte er den Gang, um schneller zu<br />
Karoline zu kommen.<br />
Der hereinbrechende Winter verlangsamte alle Tätigkeiten der Menschen, in der<br />
Landwirtschaft, wo die Erde unter dem Schnee ruhte, aber auch im Kriegsgeschehen, das<br />
auf Positionskämpfe und einzelne Scharmützel beschränkt blieb.In seinen Briefen schrieb<br />
Desiderio, dass er eigentlich recht beruhigt sei, er würde seine Arbeit im Magazin<br />
weitermachen und hätte auch mit einigen Bürgern von Lemberg Freundschaft<br />
geschlossen; in der Stadt seien auch viele Trentiner, die von den Schlachtfeldern<br />
zurückgekehrt waren. Oft besuche er seinem Freund Trevisan die befreundeten<br />
Landsleute, die verlatzt im Lazarett lagen und gemeinsam würden sie über den<br />
schrecklichen Krieg reden, den sie zu kämpften ohne eigentlich zu wissen warum. Unter<br />
den Verwundeten hätte er auch einen gewissen Paolo Furlani aus Villazzano getroffen,<br />
der an einer Hand verletzt war; diese Art von Verletzung kam bei unseren Soldaten sehr<br />
häufg vor, so dass der nicht immer unbegründete Verdacht der Selbstverstümmelung<br />
aufgekommen war. Die österreich-ungarischen Soldaten italienischer Sprache bei den<br />
Offizieren sehr unbeliebt und wurden fast wie Kriegsgefangene behandelt. Dazu hatte<br />
Paolo ein bedeutungsvolles Ereignis erzählt: „ Es war der Befehl gekommen, aus dem<br />
Graben zu springen und aufgestecktem Bajonett anzugreifen; ich versuchte, in die<br />
hinteren Reihen zu kommen, um den sofortigen Zusammenstoß zu vermeiden. Da tauchte<br />
hinter mir plötzlich ein österreichischer Leutnant auf, der mir den Tod androhte und mich<br />
einen italienischen Verräter schimpfte; ich war sicher, dass er schießen würde; ich sah die<br />
Pistole vor meinen Augen mit dem Schuss im Lauf, es war schrecklich. Zu meinem Glück<br />
musste er nach vorne rücken, um andere widersüenstige Soldaten anzuspornen. Tage<br />
später habe ich ihn wieder so zehn Meter vor mir gesehen wie er auf einen kameraden<br />
aus Triest schießen wollte und, aber bitte sag es ja nicht weiter, habe ich einfach mit dem<br />
Gewehr auf ihn schießen müssen. Ich weiss nicht, ob ich ihn verletzt oder getötet habe,<br />
eins ist aber sicher, gesehen habe ich ihn nicht mehr.“<br />
Sie hatten auch Mädchen des Ortes kennengelernt, die in ihren kurzen Röcken sehr<br />
anziehend und trotz des quälenden Hungers immer guter Laune waren. Wenn es möglich<br />
war, brachten Desiderio und Paolo ihnen immer etwas aus dem Magazin mit und die<br />
Mädchen luden sie dann nach Hause ein, wo sie mit ihren Familien Bekanntschaft<br />
machten. Anlässlich eines solchen Besuches hatten sie ein für sie bestürzendes Erlebnis.<br />
Nach einer gedrängten Unterredung aller Familienmitglieder, wurden sie von den beiden<br />
Mädchen, die sie längs der eiskalten Strasse nach Hause begleitet hatten, und von deren<br />
Eltern aufgefordert, aufzustehen und ihnen in ein kleines Holzhaus zu folgen. Dort<br />
eingetreten befanden sie sich in einem kleinen, ziemlich warmen Raum; der Vater schloss<br />
die tür und unter den ertaunten Blicken von Desiderio und Paolo begann die ganze<br />
Familie sich auszuziehen. Mit Gesten wurden die beiden aufgefordert, das Gleiche zu tun;<br />
sich verwundert anschauend legten sie zögerlich und verlegen die Kleider ab. Die drei<br />
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