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Nanotechnologie in Lebensmitteln - DLR Online: Deutsche ...

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36<br />

Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />

Damit wird deutlich, dass der deutsche Gesetzgeber den<br />

Begriff „Risiko“ sehr weit auslegt: er bezieht neben Gesundheitsrisiken<br />

auch die Risiken e<strong>in</strong>er wertgem<strong>in</strong>derten<br />

Zusammensetzung oder fehlerhaften Deklaration/Aufmachung<br />

e<strong>in</strong> und berücksichtigt somit neben dem Gesundheitsschutz<br />

auch den Täuschungsschutz.<br />

Wegen der EU-rechtlichen Verpflichtung zur Durchführung<br />

e<strong>in</strong>er risikoorientierten Überwachung des Verkehrs mit <strong>Lebensmitteln</strong><br />

wurden für diesen Bereich bereits verschiedene<br />

Konzepte entwickelt und publiziert. Die Kernpunkte der<br />

bisherigen Konzepte lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />

• Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe des Bundesverbandes der Lebensmittelchemiker/-<strong>in</strong>nen<br />

im öffentlichen Dienst (BLC)<br />

schlägt e<strong>in</strong> zweistufiges Modell 3) vor, welches sowohl auf<br />

das Produkt als auch auf den Hersteller bezogene Risikoaspekte<br />

berücksichtigt. Neben dem Gesundheitsschutz<br />

soll auch der Täuschungsschutz angemessen berücksichtigt<br />

werden. Die Beteiligung aller mit der Durchführung<br />

der Lebensmittelüberwachung befassten Stellen an der<br />

risikoorientierten Probenplanung wird als unerlässlich<br />

angesehen.<br />

• Das baden-württembergische Konzept 4) stellt das produktbezogene<br />

Risiko <strong>in</strong> den Vordergrund und basiert auf<br />

den drei Kriterien Gesundheitsrelevanz, Überwachungsrelevanz<br />

und Ernährungsrelevanz, die entsprechend ihrer<br />

Bedeutung gewichtet werden (Gesundheitsrelevanz am<br />

stärksten). Anhand dieser Kriterien erfolgt e<strong>in</strong>e Risikoabschätzung<br />

der Warenobergruppen, aus der sich der relative<br />

Anteil der e<strong>in</strong>zelnen Warengruppen am Probenkont<strong>in</strong>gent<br />

ergibt.<br />

• Das von Preuß vorgeschlagene Modell 5) ist primär betriebsorientiert.<br />

Da die Lebensmittelunternehmer nach<br />

der EG-Basis-VO (EG/178/2002) die primäre Verantwortung<br />

für die Lebensmittelsicherheit tragen, muss<br />

nach Auffassung von Preuß das Kontrollsystem auf dem<br />

Unternehmerrisiko aufgebaut se<strong>in</strong>, das durch Bewertung<br />

se<strong>in</strong>er Maßnahmen zur Qualitätssicherung sowie se<strong>in</strong>er<br />

früheren Rechtsverstöße ermittelt werden kann.<br />

• In Ostwestfalen-Lippe wurde e<strong>in</strong> Konzept entwickelt 6) ,<br />

<strong>in</strong> dem der Schwerpunkt der risikoorientiert zu entnehmenden<br />

Proben auf Hersteller und Importeure gelegt<br />

wurde. Die Probenzahlen sollen mit Hilfe e<strong>in</strong>er Formel<br />

– unter Berücksichtigung von betriebs- und produktspezifischen<br />

Faktoren – ermittelt werden. Groß- und E<strong>in</strong>zelhandelsbetriebe<br />

sowie Gastronomiee<strong>in</strong>richtungen<br />

werden mit Probenpauschalen belegt, die aus Erfahrungswerten<br />

abzuleiten s<strong>in</strong>d und am Produktrisiko und<br />

der Geschäftsgröße orientiert s<strong>in</strong>d.<br />

Auf diese Weise können mit größerer Effizienz die stärker<br />

risikobehafteten Produkte am Markt herausgefiltert werden.<br />

Da für den Kosmetikbereich noch ke<strong>in</strong>erlei publizierte<br />

Konzepte vorliegen, wurde von den Sachverständigen mehrerer<br />

Bundesländer das nachstehende geme<strong>in</strong>same Konzept<br />

zur risikoorientierten Probenplanung im Bereich Kosmetiküberwachung<br />

entwickelt.<br />

2 Grundpr<strong>in</strong>zip „Drei-Säulen-Modell“<br />

Aus allen vorgenannten Publikationen wird sehr deutlich,<br />

dass e<strong>in</strong>e Risikoanalyse e<strong>in</strong> multifaktorielles Geschehen ist,<br />

<strong>in</strong> das e<strong>in</strong>e Vielzahl an E<strong>in</strong>zelkriterien e<strong>in</strong>fließt. Werden alle<br />

Faktoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Formel zusammengeführt, um<br />

daraus die risikoorientierten Probenzahlen für die verschiedenen<br />

Warengruppen festzulegen, besteht die Gefahr e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Nivellierung: Warengruppen, die sehr häufig und<br />

<strong>in</strong> großer Menge verzehrt bzw. im Falle von kosmetischen<br />

Mitteln angewendet werden, jedoch erfahrungsgemäß wenig<br />

mit gesundheitlichen Risiken verbunden s<strong>in</strong>d, werden<br />

<strong>in</strong> gleichem Umfang beprobt wie Produktgruppen mit ger<strong>in</strong>ger<br />

Anwendungsmenge/Marktrelevanz, aber möglichem<br />

hohen Risiko. So schwanken beispielsweise die prozentualen<br />

Probenanteile der verschiedenen Lebensmittelgruppen<br />

im Konzept 4) lediglich zwischen 1,6 % (We<strong>in</strong>erzeugnisse,<br />

we<strong>in</strong>ähnliche Getränke) bis 4,8 % (Fertiggerichte, Fe<strong>in</strong>kostsalate).<br />

E<strong>in</strong>e analoge Anwendung dieses Konzeptes auf<br />

kosmetische Mittel würde beispielsweise dazu führen, dass<br />

Zahnbleichmittel ebenso stark beprobt würden wie Hautpflegemittel.<br />

Dies ist jedoch nicht s<strong>in</strong>nvoll, da sich das Warenangebot<br />

<strong>in</strong> der Warengruppe Hautpflegemittel alljährlich<br />

stark verändert, d. h. viele Produkt<strong>in</strong>novationen auf<br />

den Markt kommen und e<strong>in</strong>e große Vielfalt der Produkte<br />

und verwendeten Wirkstoffe besteht, während die Warengruppe<br />

Zahnbleichmittel nur gelegentlich Neuerungen erfährt<br />

und danach jahrelang unverändert auf dem Markt<br />

ist.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist es bei diesem Verfahren sehr schwierig,<br />

die Betriebsrisikofaktoren zu berücksichtigen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

da große Kosmetikbetriebe Produkte aus unterschiedlichen<br />

Warengruppen herstellen. E<strong>in</strong>e ausschließliche Fokussierung<br />

auf das Betriebsrisiko wie <strong>in</strong> Ref. 5) vorgeschlagen ersche<strong>in</strong>t<br />

zu eng gefasst und lässt e<strong>in</strong>ige verbraucherschutzrelevante<br />

Aspekte unberücksichtigt.<br />

Um den vielfältigen, teils gegenläufigen Risikofaktoren angemessen<br />

Rechnung zu tragen, sollen diese <strong>in</strong> drei getrennten<br />

Säulen erfasst werden.<br />

Säule 1: Betriebsbezogene Risiken<br />

Erfasst werden Risiken, die alle<strong>in</strong> von betrieblichen Besonderheiten<br />

abhängen (z. B. produktions<strong>in</strong>terne Kontam<strong>in</strong>ationsprozesse,<br />

Qualität der Produktunterlagen gemäß § 5b<br />

KosmetikV bei Importeuren). Grundlage ist die Risikobewertung<br />

der Betriebe durch die zuständigen Behörden <strong>in</strong><br />

Kooperation mit den Sachverständigen der Untersuchungsämter.<br />

Aus dieser Bewertung ergibt sich die Kontrollfrequenz<br />

und <strong>in</strong> Konsequenz die Entnahme von Proben <strong>in</strong> den<br />

als unterschiedlich kritisch e<strong>in</strong>gestuften Betrieben. Beprobt<br />

werden hier die Hersteller und Importeure.<br />

Säule 2: Verbraucherbezogene Risiken<br />

Diese Säule der Beprobung dient der Berücksichtigung<br />

e<strong>in</strong>es möglichen Risikos <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Exposition<br />

(Anwendungsmenge und -häufigkeit) der Verbraucher<br />

gegenüber dem jeweiligen kosmetischen Mittel. Auch der<br />

» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>

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