Nanotechnologie in Lebensmitteln - DLR Online: Deutsche ...
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38<br />
Orig<strong>in</strong>alarbeiten «<br />
• Tägliche Anwendungsmenge AM: Sie ergibt sich aus den<br />
Notes of Guidance des SCCP 7) unter Berücksichtigung<br />
des Retentionsfaktors. Im Falle fehlender Angaben zu<br />
bestimmten Warengruppen <strong>in</strong> Ref. 7) wurden die Anwendungsmengen<br />
aus dem Erfahrungsschatz der Autoren<br />
abgeschätzt. Der Retentionsfaktor trägt der Tatsache<br />
Rechnung, dass Produkte, die abgespült oder verdünnt<br />
werden (z. B. Shampoos, Duschbäder, Badezusätze) nur<br />
zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Anteil (ca. 10 %) mit der Haut <strong>in</strong><br />
Berührung kommen. Die Gewichtung der Anwendungsmenge<br />
erfolgt nach folgendem Schema:<br />
AM (tägliche Anwendungsmenge × Retentionsfaktor)<br />
> 1 g od. hohe Menge/kg Körpergewicht<br />
(Babyprodukte)<br />
Gewichtungspunkte<br />
5<br />
0,1 bis 1 g 3<br />
< 0,1 g oder ke<strong>in</strong>e Berechnung möglich<br />
(Haarfarben, Dauerwelle)<br />
1<br />
• Anwendungshäufigkeit (AH): Sie wird ebenfalls aus<br />
Ref. 7) entnommen, sofern vorhanden. Ansonsten erfolgt<br />
die E<strong>in</strong>stufung nach Expertenme<strong>in</strong>ung nach folgendem<br />
Gewichtungsschema:<br />
AH (Anwendungshäufigkeit) Gewichtungspunkte<br />
mehrmals täglich 5<br />
1 × täglich 4<br />
1 ×/mehrmals pro Woche 3<br />
1 × monatlich/saisonal/Kuranwendung 2<br />
seltener 1<br />
• Produktvielfalt (PV): Die Produktvielfalt sowie die Zahl<br />
der jährlichen Neuentwicklungen wurden gemäß dem<br />
Erfahrungsschatz der Autoren nach folgendem grobem<br />
Raster gewichtet:<br />
PV (Produktvielfalt) Gewichtungspunkte<br />
Sehr große Vielfalt, zahlreiche Neuentwicklungen,<br />
jährliche Wechsel<br />
5<br />
Mittlere Vielfalt 3<br />
Ger<strong>in</strong>ge Vielfalt 1<br />
• Täuschungsrisiko (TR): Aus der Überwachungspraxis<br />
wurde von den Autoren abgeschätzt, ob und <strong>in</strong> welchem<br />
Maß <strong>in</strong> der jeweiligen Produktgruppe e<strong>in</strong>e Täuschungsgefahr<br />
besteht oder Abgrenzungsprobleme (<strong>in</strong>sbesondere<br />
zu Arzneimitteln) bestehen:<br />
TR (Täuschungsrisiko) Gewichtungspunkte<br />
Hohes Risiko 3<br />
Mittleres Risiko 2<br />
Ger<strong>in</strong>ges Risiko 1<br />
Der nationale Warencode 8) unterscheidet im Bereich kosmetische<br />
Mittel 167 e<strong>in</strong>zelne Warengruppen. Um e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />
und überschaubare Bewertung der oben genannten<br />
Faktoren zu erzielen, haben die Autoren die E<strong>in</strong>zelwarengruppen<br />
zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Anzahl von charakteristischen<br />
Warenklassen (24) zusammengefasst.<br />
Zur Ermittlung des verbraucherbezogenen Risikos wurden<br />
die für jede Warenklasse ermittelten vorgenannten vier<br />
Faktoren multiplikativ verrechnet und daraus die prozentuale<br />
Probenverteilung abgeleitet wie Tabelle 1 (s. u. dlronl<strong>in</strong>e.de<br />
→ <strong>DLR</strong> Spezial) zeigt.<br />
Etwas problematisch <strong>in</strong> der Umsetzung ist die Beprobung<br />
der kle<strong>in</strong>en Probenkont<strong>in</strong>gente (< 1 %), da sich derartig<br />
ger<strong>in</strong>ge Probenzahlen im Labor nicht effizient bearbeiten<br />
lassen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn das (an der E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />
orientierte) Gesamtprobenkont<strong>in</strong>gent des<br />
Überwachungsbereiches relativ ger<strong>in</strong>g ist. Bei e<strong>in</strong>igen Produktgruppen<br />
werden zudem über viele Jahre ke<strong>in</strong>e Produktänderungen<br />
vorgenommen werden und auch die rechtliche<br />
Situation bleibt unverändert. In diesen Fällen ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e<br />
jährlich wiederkehrende Beprobung dieser Gruppen unter<br />
dem Risikoaspekt nicht erforderlich. Um dieser Problematik<br />
zu begegnen, schlagen die Autoren vor, dass die Probenkont<strong>in</strong>gente<br />
für die obigen 24 Warenklassen entsprechend den<br />
existierenden 9 Warencode-Obergruppen (8410 Hautre<strong>in</strong>igung,<br />
8411 Hautpflege etc., s. Ref. 8) ) zusammengefasst werden<br />
wie <strong>in</strong> Tabelle 2 (s. u. dlr-onl<strong>in</strong>e.de → <strong>DLR</strong> Spezial)<br />
dargestellt. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass bei der<br />
Probenverteilung <strong>in</strong>nerhalb der Warengruppen den aktuellen<br />
Entwicklungen Rechnung getragen werden kann bzw.<br />
e<strong>in</strong>e turnusmäßige Beprobung der Warenklassen mit sehr<br />
kle<strong>in</strong>en Probenkont<strong>in</strong>genten gemäß Tabelle 2 <strong>in</strong> mehrjährigem<br />
Rhythmus erfolgen kann.<br />
2.3 Produktbezogene Risiken<br />
Diese Säule der Beprobungsstrategie muss ebenso wie die<br />
betriebsrisikoorientierte Säule e<strong>in</strong>e große Flexibilität besitzen,<br />
um auf Änderungen wie z. B. neu entdeckte oder vermutete<br />
Risiken reagieren zu können.<br />
Um e<strong>in</strong>en Anhaltspunkt zu bekommen, welche Produktarten<br />
nach derzeitigem Stand am kritischsten ersche<strong>in</strong>en,<br />
werden die 24 charakteristischen Warenklassen nach folgenden<br />
Kriterien bewertet:<br />
• Gesundheitsrelevante Stoffe:<br />
Verbotene Stoffe der Anlage 1 Kosmetik-Verordnung, die<br />
auch die als cancerogen, mutagen und reproduktionstoxisch<br />
e<strong>in</strong>gestuften Stoffe be<strong>in</strong>haltet; nicht zugelassene<br />
Stoffe der übrigen Anlagen (spezielle Wirkstoffe, Konservierungsstoffe,<br />
Farbstoffe, UV-Filter), Höchstmengenüberschreitungen,<br />
gesundheitlich nicht oder ungenügend<br />
bewertete Stoffe, allergene Stoffe<br />
• Mikrobiologische Risiken<br />
• Produktspezifisches Risiko: sensibler Anwendungsbereich<br />
(Baby, Schleimhaut, Auge, Intimbereich, Tätowiermittel),<br />
Produkte mit Schutzwirkung oder solche, die<br />
e<strong>in</strong>e gesundheitsrelevante Kennzeichnung bzw. Warnh<strong>in</strong>weise<br />
erfordern.<br />
» November/Dezember 2008 | <strong>DLR</strong>