Nanotechnologie in Lebensmitteln - DLR Online: Deutsche ...
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Zum „generischen Charakter“<br />
der Bezeichnung „Parmesan“<br />
Urteil des EuGH vom 26. Februar 2008<br />
<strong>in</strong> der Rechtssache C-132/05, Kommission<br />
der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften/BundesrepublikDeutschland<br />
sowie des Landgerichts Berl<strong>in</strong><br />
vom 22.04.2008 (Az.: 102 O 130/06)<br />
Beide Urteile fi nden Sie im Internet<br />
unter www.dlr-onl<strong>in</strong>e → <strong>DLR</strong> (Archiv)<br />
Der Kommentar von<br />
Prof. Fausto Capelli und<br />
Dr. Barbara Klaus<br />
Am 26. Februar 2008 erg<strong>in</strong>g das „Parmesan-Urteil1)<br />
des EuGH. Kurze Zeit<br />
darauf, am 22. April 2008, erließ das<br />
Landgericht Berl<strong>in</strong> ebenfalls e<strong>in</strong> „Parmesan-Urteil“<br />
2) . In beiden Verfahren<br />
g<strong>in</strong>g es um die Frage, ob der Name<br />
„Parmesan“ durch die geme<strong>in</strong>schaftsrechtlichen<br />
Bestimmungen über Ursprungsbezeichnungen3)<br />
geschützt<br />
ist oder ob es sich vielmehr um e<strong>in</strong>en<br />
Namen handelt, der zur Gattungsbezeichnung<br />
geworden ist und daher<br />
nicht den besonderen Schutz von Ursprungsbezeichnungen<br />
genießt.<br />
Unstreitig ist die Bezeichnung „Parmigiano<br />
Reggiano“ als Ursprungsbezeichnung<br />
e<strong>in</strong>getragen und genießt<br />
daher den Schutz von Artikel 13<br />
Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 510/<br />
2006. Fraglich war jedoch, ob der Begriff<br />
„Parmesan“ als Übersetzung der<br />
e<strong>in</strong>getragenen italienischen Bezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ anzusehen<br />
ist. Der EuGH bejaht dies im<br />
oben zitierten Urteil und schlussfolgert,<br />
dass die Bezeichnung „Parmesan“<br />
damit die Übersetzung e<strong>in</strong>er<br />
der beiden Begriffe ist, aus denen die<br />
geschützte Ursprungsbezeichnung<br />
„Parmigiano Reggiano“ besteht4) . Da<br />
die Bundesrepublik Deutschland im<br />
Verfahren vor dem EuGH nicht den<br />
Beweis erbracht hat, dass die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ zu e<strong>in</strong>er Gat-<br />
<strong>DLR</strong> | November/Dezember 2008 «<br />
tungsbezeichnung geworden ist, hat<br />
der EuGH entschieden, dass grundsätzlich<br />
auch der Begriff „Parmesan“<br />
durch die geme<strong>in</strong>schaftsrechtlichen<br />
Bestimmungen über Ursprungsbezeichnungen<br />
geschützt ist. Der EuGH<br />
geht also davon aus, dass die Bezeichnung<br />
„Parmesan“ als e<strong>in</strong>e geschützte<br />
Ursprungsbezeichnung e<strong>in</strong><br />
Produkt bezeichnet, das (a) aus e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten, abgegrenzten geografi<br />
schen Gegend stammt und (b)<br />
aus Ausgangsstoffen besteht, die genau<br />
aus dieser geografi schen Gegend<br />
stammen.<br />
Zur Frage, wann e<strong>in</strong>e Bezeichnung<br />
„generischen Charakter“ erhält und<br />
somit als Gattungsbezeichnung zu<br />
qualifi zieren ist, führt der EuGH im<br />
Erwägungsgrund 53 des vorliegend<br />
besprochenen Urteils wie folgt aus:<br />
„Im Rahmen der Beurteilung des generischen<br />
Charakters e<strong>in</strong>er Bezeichnung<br />
s<strong>in</strong>d gemäß Art. 3 Abs. 1 der<br />
Verordnung Nr. 2081/92 die Gegend<br />
der Herstellung des betreffenden Erzeugnisses<br />
sowohl <strong>in</strong>nerhalb als auch<br />
außerhalb des Mitgliedstaats, der die<br />
E<strong>in</strong>tragung der fraglichen Bezeichnung<br />
erwirkt hat, der Verbrauch<br />
dieses Erzeugnisses, das Verständnis<br />
dieser Bezeichnung durch den Verbraucher<br />
<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />
des genannten Mitgliedstaats, das<br />
Bestehen e<strong>in</strong>er spezifi schen nationalen<br />
Regelung für das genannte Erzeugnis<br />
und die Art der Verwendung<br />
der fraglichen Bezeichnung <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Rechtsvorschriften<br />
zu berücksichtigen (vgl. Urteil vom<br />
25. Oktober 2005, Deutschland und<br />
Dänemark/Kommission, C 465/02 und<br />
C 466/02, Slg. 2005, I 9115, Randnrn.<br />
76 bis 99).“ Im Erwägungsgrund 55<br />
weist der EuGH zudem darauf h<strong>in</strong>,<br />
dass die Vermarktung von Parmesan-Käse<br />
<strong>in</strong> Deutschland grundsätz-<br />
» Recht<br />
Prof. Avv. Fausto Capelli<br />
81<br />
» Zur Person<br />
Prof. Avv. Fausto Capelli. Anwalt<br />
<strong>in</strong> Mailand spezialisiert im Europarecht<br />
und im Internationalen Recht<br />
(u. a. Lebensmittelrecht) Professor<br />
für Europarecht, Collegio europeo/<br />
Universität Parma. Mitglied<br />
der „Commissione Unica per la<br />
Dietetica e la Nutrizione“ beim<br />
italienischen Gesundheitsm<strong>in</strong>isterium.<br />
«<br />
lich dadurch gefördert werde, dass<br />
Etiketten verwendet werden, die auf<br />
kul<strong>in</strong>arische italienische Traditionen<br />
und Gewohnheiten h<strong>in</strong>weisen. Diesbezüglich<br />
merkt der EuGH wie folgt<br />
an: „Außerdem ergibt sich aus den<br />
Gerichtsakten, dass <strong>in</strong> Deutschland<br />
bestimmte Hersteller von Käse mit<br />
der Bezeichnung „Parmesan“ dieses<br />
Erzeugnis mit Etiketten vermarkten,<br />
die auf die Kultur und Landschaften<br />
Italiens h<strong>in</strong>weisen. Daraus lässt sich<br />
zulässigerweise folgern, dass die Verbraucher<br />
<strong>in</strong> diesem Mitgliedstaat Parmesan<br />
als e<strong>in</strong>en Käse ansehen, der<br />
mit Italien <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht, selbst<br />
wenn er tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen<br />
Mitgliedstaat erzeugt worden<br />
ist (…).“