Ma-Arbeit Stine Albers - Kinderforschung - Carl von Ossietzky ...
Ma-Arbeit Stine Albers - Kinderforschung - Carl von Ossietzky ...
Ma-Arbeit Stine Albers - Kinderforschung - Carl von Ossietzky ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
transkribierten Gruppendiskussionen an Bedeutung (vgl. Michel 2006b, 197). Textpha-<br />
sen, die – ungeachtet der Thematik – eine großes Engagement der Gruppe in Form ho-<br />
her interaktiver und metaphorischer Dichte aufweisen, werden dabei als „Focusie-<br />
rungsmetaphern“ bezeichnet (vgl. Bohnsack 2003, 33). „ Mittels sprachlicher Bilder,<br />
Inszenierungen, Anspielungen, Umschreibungen, exemplifizierender Erzählungen etc.<br />
sucht die Gruppe im wechselseitigen, sich oftmals gegenseitig ‚hochschaukelnden’ Dis-<br />
kurs ihre kollektiv geteilten Erfahrungen zu benennen.“ (Michel 2006b, 197). Deshalb<br />
lassen sich Zentren kollektiven Erlebens durch die Identifikation und Interpretation <strong>von</strong><br />
Focussierungsmetaphern rekonstruieren, wodurch diese wichtige Anhaltspunkte bei der<br />
Herausbildung des gruppenspezifischen Habitus darstellen (vgl. Michel 2006b, 197).<br />
Mit der Unterscheidung zweier verschiedener Ebenen (die Frage nach dem „Was“ und<br />
die Frage nach dem „Wie“) kommt die dokumentarische Methode der Doppelstruktur<br />
alltäglicher Verständigung und Interaktion nach, denn Äußerungen haben auf der einen<br />
Seite eine öffentliche oder gesellschaftliche und auf der anderen Seite eine nicht-<br />
öffentliche oder milieuspezifische Bedeutung. Während die öffentliche Bedeutung <strong>von</strong><br />
Äußerungen nach <strong>Ma</strong>nnheim auch als „kommunikatives“ Wissen bezeichnet wird, wer-<br />
den die milieuspezifischen Besonderheiten <strong>von</strong> Äußerungen auch als „konjunktives“<br />
Wissen bzw. konjunktive Erfahrungsräume bezeichnet (vgl. Bohnsack/ Nentwig-<br />
Gesemann/ Nohl 2001, 14). „Die dokumentarische Methode ist darauf gerichtet, einen<br />
Zugang zum kommunikativen Wissen als dem je milieuspezifischen Orientierungswis-<br />
sen zu erschließen.“ (Bohnsack/ Nentwig-Gesemann/ Nohl 2001, 14). Das heißt, dass<br />
sich ein milieuspezifischer Habitus auch über das „Was“ einer Verständigung dokumen-<br />
tiert, indem eine Person oder eine Gruppe eben gerade dieses kommunikative Wissen<br />
äußert.<br />
Die Differenzierung zweier unterschiedlicher Sinnebenen findet in der dokumentari-<br />
schen Interpretation durch zwei klar <strong>von</strong>einander abgrenzbare <strong>Arbeit</strong>sschritte ihren<br />
Ausdruck:<br />
1. Formulierende Interpretation<br />
2. Reflektierende Interpretation<br />
29<br />
Die beiden Schritte haben unterschiedliche Fragerichtungen.<br />
Bei der Formulierenden Interpretation wird der Frage nach dem „Was“ – der themati-<br />
schen Struktur der transkribierten Gruppendiskussionen – nachgegangen.