Ma-Arbeit Stine Albers - Kinderforschung - Carl von Ossietzky ...
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Ende des 18. Jahrhunderts folgten erste Ansätze einer wissenschaftlich fundierten, em-<br />
pirisch orientierten Kindheitsforschung, wobei die „Beobachtung <strong>von</strong> Heranwachsen-<br />
den und (…) [die] Analyse <strong>von</strong> Autobiografien für die Theorie und Praxis der Erzie-<br />
hung“ (Krüger/ Grunert 2002, 11) im Fokus standen. Während sich „vor dem Hinter-<br />
grund dieser Befund <strong>von</strong> einer ersten Blütezeit insbesondere der qualitativ orientierten<br />
Kindheits- und Jugendforschung am Ende des 18. Jahrhunderts sprechen (…) [lässt,]<br />
wurden im 19. Jahrhundert derartige Ansätze kaum weiterverfolgt.“ (Krüger/ Grunert<br />
2002, 12). Erst die aufkommenden reformpädagogischen Bewegungen zu Anfang des<br />
20. Jahrhunderts trugen erheblich zur Etablierung einer empirisch orientierten Kind-<br />
heitsforschung bei. So kam es in den 1920er Jahren zu einer institutionellen Veranke-<br />
rung wissenschaftlich orientierter Kindheitsforschung. Es dominierte eine entwick-<br />
lungspsychologische Ausrichtung der Forschungsfragen. „Entwicklung wurde in erster<br />
Linie als naturwüchsiger Prozess begriffen, der nach bestimmten erkennbaren Regelmä-<br />
ßigkeiten verläuft und auf einen Ziel- bzw. Endpunkt hinausläuft.“ (vgl. Krüger/ Gru-<br />
nert 2006, 11). Auch in den Nachkriegsjahren fand die wissenschaftliche Beschäftigung<br />
mit Kindern und Kindheit überwiegend im Bereich der Entwicklungspsychologie statt.<br />
Reifungs- und Stufenmodelle wie z.B. <strong>von</strong> Freud oder Piaget überwogen. Während zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts noch qualitative Forschungsmethoden, wie die Analyse<br />
<strong>von</strong> Tagebucheinträgen und Beobachtungen, dominierten, orientierte man sich in den<br />
Nachkriegsjahren methodologisch überwiegend „an Entwicklungen und Standards (…)<br />
der nordamerikanischen Psychologie, die sich vorrangig auf eine quantitative Metho-<br />
denlehre [Entwicklungstest, Längsschnittstudien u.a.] stützte.“ (Krüger/ Grunert 2002,<br />
14).<br />
In den frühen 1980er Jahren bildete sich anstelle der defizitorientierten Auffassung der<br />
traditionellen Entwicklungspsychologie <strong>von</strong> Kindern als „Noch-nicht-Erwachsene“ eine<br />
neue Perspektive auf Kindheit heraus. Diese stellte die Eigenständigkeit der Lebenspha-<br />
se Kindheit heraus und betrachtete Kinder damit auch als Personen eigenen Rechts.<br />
Diese Trendwende wurde durch politische Veränderungen unterstützt: „Der Beschluss<br />
einer Konvention über die Rechte <strong>von</strong> Kindern durch die Vollversammlung der Verein-<br />
ten Nationen im Jahre 1989 und die Ratifizierung <strong>von</strong> bis heute 197 Staaten bedeutet<br />
einen Meilenstein auf dem Wege, Kinder als Menschen und damit zugleich als gleich-<br />
wertige Personen im Umgang mit Erwachsenen anzuerkennen.“ (Kluge 2003, 240).<br />
Seit den 1980er Jahren überwiegt nun eine sozialwissenschaftlich ausgerichtete Kind-<br />
heitsforschung, die sich mit dem historischen, sozialen, gesellschaftlichen und kulturel-<br />
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