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K3<br />
Samstag, 2. Juli, 11:30<br />
Miese Gegenwart, bessere Zukunft? – Der mühsame Aufstieg der Journalistinnen in Führungspositionen<br />
Frauen sind auch in den Medien auf dem Sprung. Der weibliche Anteil an Führung wächst – aber langsam. Was<br />
Medienunternehmen brauchen, um Führung weiblicher zu machen und Frauen tun und beachten können, um<br />
mehr Verantwortung zu übernehmen, darüber diskutieren die Podiumsgäste dieses Workshops, moderiert von<br />
Susanne Stichler. Der Blick hinter die Medienkulissen und über den Tellerrand bewegt sich realistisch zwischen<br />
Chancen, Hürden und Wegen und zeigt Antworten und Lösungen für mehr Chancengleichheit – auch in der ChefInnenetage.<br />
Mit: Barbara Schwarze, Claudia Voigt, Ines Pohl, Sabine Knor, Susanne Stichler<br />
K3<br />
Samstag, 2. Juli, 12:45<br />
Fremde Federn – Wie arbeiten Ghostwriter?<br />
Das Bücher von Ghostwritern geschrieben werden, ist gängige Praxis, Ghostwriting ist ein nicht zu unterschätzender<br />
Markt geworden. Der Auftraggeber hat die Idee, das Konzept, der Ghostwriter das schriftstellerische Knowhow.<br />
Üblicherweise überträgt der Ghostwriter seine Verwertungsrechte an den Auftraggeber; Urheber, hier greift<br />
das Schöpferprinzip, bleibt jedoch der Ghostwriter. Der steht aber in der Regel nicht auf dem Cover, sondern der<br />
Auftraggeber – als Autor – für den Leser des Buches ist das meistens nicht nachzuvollziehen. Ist das schon Betrug<br />
am Leser, oder legitime Inanspruchnahme von Hilfe? Welche Fertigkeiten braucht ein Ghostwriter um erfolgreich<br />
zu sein und wird das Ghostwriting weiterhin Konjunktur haben?<br />
Mit: Gottlob Schober, Jürgen Diessl, Regina Carstensen, Tina Klopp<br />
Leitfragen<br />
Welche besonderen journalistischen Fähigkeiten muss ein Ghostwriter haben?<br />
Wird das Ghostwriting weiterhin Konjunktur haben? Warum?<br />
Ist das nicht Betrug am Leser? Schmücken sich die „Autoren“ nicht „mit der Feder“ des Ghostwriters? Wird immer<br />
darauf hingewiesen, dass ein Ghostwriter am Werk war?<br />
Wird die Arbeit des Ghostwriters ausreichend honoriert – wird es als „Ihr/Sein“ Buch angesehen?<br />
--<br />
REGINA CARSTENSEN, Ghostwriterin und Lektorin<br />
Welche besonderen journalistischen Fähigkeiten muss ein Ghostwriter haben?<br />
Journalistischen Fähigkeiten: Recherchieren können, ansonsten ist die Dramaturgie entscheidend, der lange<br />
Atem, erzählerisches Schreiben, was nicht unbedingt immer im Journalismus verlangt wird. Auch: große<br />
Empathie, wer die nicht hat, sollte es gleich sein lassen.<br />
Wird das Ghostwriting weiterhin Konjunktur haben? Warum?<br />
Sicherlich noch eine Weile; solange das Interesse an Personen groß ist, die nicht schreiben können – das müssen<br />
nicht nur prominente Menschen sein.<br />
Ist das nicht Betrug am Leser? Schmücken sich die „Autoren“ nicht „mit der Feder“ des Ghostwriters? Wird immer<br />
darauf hingewiesen, dass ein Ghostwriter am Werk war?<br />
Ghostwriting ist ein Handwerk und keine hehre Kunst – schmücke ich mich mit einem Klempner, wenn ich<br />
ihn brauche? Es gibt die unterschiedlichsten Vereinbarungem, wie der Names des Geistes auftaucht. Im<br />
Französisches werden Ghostwriter zwar les negres genannt, aber ich bin der Meinung: Man kann ein tolles Team<br />
sein, bei dem beide Partner profitieren.<br />
Wird die Arbeit des Ghostwriters ausreichend honoriert – wird es als „Ihr/Sein“ Buch angesehen?<br />
Es ist höchstens „unser Buch“, mehr nicht, wenn man die Sache gerecht sieht. Bezahlung kann man vergessen,<br />
außer man hat Bestseller hinbekommen – und das hängt weniger vom Schreiben, sondern von der Person ab, die<br />
auf dem Titel steht ganz oben steht.<br />
--<br />
JÜRGEN DIESSL, Verlagsleiter Econ<br />
Welche besonderen journalistischen Fähigkeiten muss ein Ghostwriter haben?<br />
Er muss die Langstrecke beherrschen. Es ist ein deutlicher Unterschied in der Struktur und der Dramaturgie, ob<br />
Sie eine Reportage über drei bis sechs Seiten schreiben oder 220 Seiten aufwärts füllen sollen.<br />
Wird das Ghostwriting weiterhin Konjunktur haben? Warum?<br />
Ja, das Ghostwritig wird weiter Konjunktur haben, weil auch immer mehr „Autoren“ es als Dienstleistung<br />
verstehen und einkaufen. Auch die Verlage schätzen die Zusammenarbeit mit Ghostwritern, weil sich damit die<br />
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie fristgerecht ein brauchbares bis gutes Manuskript bekommen.<br />
Ist das nicht Betrug am Leser? Schmücken sich die „Autoren“ nicht „mit der Feder“ des Ghostwriters? Wird immer<br />
darauf hingewiesen, dass ein Ghostwriter am Werk war?<br />
Es ist kein Betrug am Leser. Der Ghostwriter formuliert ja „nur“ die Gedanken, Inhalte und Aussagen des Autors.<br />
Was der Leser bekommt ist eindeutig das, was der Autor sagen möchte. In der Regel wird auf dem Schmutztitel<br />
mit der Bemerkung „Unter Mitarbeit von“ oder im Nachwort auf die Unterstützung hingewiesen. Nur sehr sehr<br />
wenige Autoren möchten ausdrücklich nicht, dass der Ghostwriter nicht erwähnt wird. In jedem Fall wird das bei<br />
der Vertragsgestaltung im Vorfeld berücksichtigt.<br />
Wird die Arbeit des Ghostwriters ausreichend honoriert – wird es als „Ihr/Sein“ Buch angesehen?<br />
Beim Ghostwriting ist alles verhandelbar. 2. Übersetzer würden sich freuen, wenn Sie solche Honorare<br />
verhandeln könnten. 3. Das Spektrum wie wir im Verlag Ghostwriter honorieren ist so unterschiedlich wie<br />
die Autoren. In etlichen Fällen wird der Ghost auch direkt vom Autor bezahtl. Ich gehe davon aus, dass die<br />
Ghostwriter dann einen noch größeren Verhandlungsspielraum haben. Wenn Sie Summen hören wollen: zwischen<br />
10 und sogar 80.000 Euro ist viel Platz. Ein Ghostwriter prägt ein Buch, aber es ist niemals sein. Wenn er diesen<br />
Anspruch hätte, wäre er für diesen Job vollkommen ungeeignet.<br />
--<br />
TINA KLOPP, Journalistin und Autorin<br />
Welche besonderen journalistischen Fähigkeiten muss ein Ghostwriter haben?<br />
Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen, Rücksichtnahme, Intelligenz.<br />
Wird das Ghostwriting weiterhin Konjunktur haben? Warum?<br />
Könnte schon sein. Immerhin gibt es eine große Nachfrage nach Geschichten, die authentisch klingen oder<br />
Fachwissen vermitteln. Viele Leser haben den Wunsch, einmal hinter die Fassade eines fremden Lebens gucken<br />
zu dürfen oder ganz andere Lebensmodelle kennenzulernen. Ein Ghostwriter kann davon in der Regel ein wenig<br />
besser erzählen als der, von dem die Geschichte eigentlich handelt. Das liegt zum einen an der Distanz, die ein<br />
Außenstehender viel leichter entwickeln kann. Und natürlich auch daran, dass viele Menschen nicht so geübt<br />
darin sind, sich schriftlich auszudrücken – oder schlicht Nützlicheres zu tun haben, als Bücher zu schreiben.<br />
Ist das nicht Betrug am Leser? Schmücken sich die „Autoren“ nicht „mit der Feder“ des Ghostwriters? Wird immer<br />
darauf hingewiesen, dass ein Ghostwriter am Werk war?<br />
Es gibt da einen kleinen Widerspruch: Zum einen ist kein Leser wirklich so dumm, anzunehmen, dass die Bücher<br />
von prominenten und interessanten Menschen auch alle von ihnen selbst geschrieben wurden. Es ist ja auch<br />
schwer vorstellbar, dass jemand, der verdammt gut aussieht UND gut Fußball spielt UND ein toller Schauspieler<br />
UND ein grandioser Sänger ist, auch noch anständig schreiben kann. Dennoch wollen die Verlage das ihren<br />
Kunden immer wieder weiß machen.<br />
Wird die Arbeit des Ghostwriters ausreichend honoriert – wird es als „Ihr/Sein“ Buch angesehen?<br />
Als Ghostwriter darf man sicherlich nicht eitel sein. Schwieriger finde ich aber, damit zu leben, wenn man etwas<br />
inhaltlich oder sprachlich ganz anders machen würde. Da muss man professionell sein und sich in den Dienst des<br />
Auftraggebers stellen. Selbst dann, wenn man eine Formulierung einmal ganz und gar nicht mag – dann darf man<br />
beraten, letztlich aber hat der Auftraggeber immer das letzte Wort. Natürlich ist das okay so, schließlich muss er<br />
am Ende ja auch seinen Kopf dafür hinhalten.<br />
K3<br />
Samstag, 2. Juli, 16:00<br />
Sarrazin & Co. – Mit Büchern <strong>Themen</strong> und Schlagzeilen liefern<br />
Schon bevor „Deutschland schafft sich ab“ erschienen war, wurde heftig darüber debattiert. Die öffentliche<br />
Diskussion, die Sarrazins Thesen entfachten, war riesig. Jeder hatte eine Meinung und fast jeder machte sie<br />
öffentlich, teilweise schon vor der Buchvorstellung, teilweise ohne das Buch auch nur angefasst zu haben.<br />
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