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MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de

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nicht mit Zeremonien und Beschwörungen befleckt...,<br />

<strong>de</strong>nn in ihr wer<strong>de</strong>n we<strong>de</strong>r Zeremonien,<br />

Beschwörungen ... gebraucht und angewen<strong>de</strong>t,<br />

son<strong>de</strong>rn allein <strong>de</strong>r Glaube, von <strong>de</strong>m Christus<br />

sagt, daß er die Berge versetze und ins Meer<br />

werfe« 18 .<br />

Magie in paracelsischer Betrachtungsweise<br />

ist also grundsätzlich rational, in <strong>de</strong>r<br />

Diktion <strong>de</strong>s Hohenheimers »natürlich«,<br />

auch wenn »ratio« nicht immer <strong>de</strong>m paracelsischen<br />

»Licht <strong>de</strong>r Natur« entspricht.<br />

Die Magie <strong>de</strong>s Paracelsus hat we<strong>de</strong>r etwas<br />

zu tun mit traditionellem Magie-Verständnis<br />

noch mit Irrationalismus, son<strong>de</strong>rn ist<br />

nach Goldammer ein »magischer Rationalismus«<br />

o<strong>de</strong>r »magischer Naturalismus«<br />

o<strong>de</strong>r »magischer Empirismus« 2 . Paracelsus<br />

unterschei<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r »Astronomia Magna«<br />

zwischen einer »magia <strong>de</strong>r natur« und einer<br />

»magia vom innern himel«, die sich zueinan<strong>de</strong>r<br />

verhalten wie Eisen zu Gold o<strong>de</strong>r ein<br />

Tontopf zu einem gol<strong>de</strong>nen Gefäß. Durch<br />

erstere, die »naturlich magica«, können<br />

Stoffe umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, durch die<br />

»magia coelestis« Menschen mittels göttlicher<br />

Kraft. Ob man diese Überzeugung<br />

<strong>de</strong>s Hohenheimers zweifelnd belächelt<br />

o<strong>de</strong>r polemisch bekämpft – es bleibt sein<br />

Verweis auf die uns vorbehaltenen größeren<br />

Werke, als Christus tat (Joh.14,12),<br />

und da müsste sich zumin<strong>de</strong>st ein Christ<br />

fragen, wie stark sein Glauben ist. Novalis,<br />

<strong>de</strong>r sich viel mit Paracelsus und Magie beschäftigte,<br />

schrieb: »Wir müssen Magier zu<br />

wer<strong>de</strong>n versuchen, um recht moralisch<br />

sein zu können« 19 . Dieser ethische Aspekt<br />

nahm <strong>de</strong>n Hohenheimer in gleicher Weise<br />

in die Pflicht wie <strong>de</strong>n Denker und Dichter<br />

<strong>de</strong>r Romantik – und sollte auch heute<br />

unser Gewissen berühren! Ohne das paracelsische<br />

Weltbild, ohne seine Kosmologie<br />

(Lehre von Entstehung und Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Weltalls) und seine Kosmosophie<br />

(Wissen vom Kosmos) wäre die Magie <strong>de</strong>s<br />

Hohenheimers nicht <strong>de</strong>nkbar, nicht verständlich.<br />

Der eigentliche Schlüssel zu seiner<br />

Magie ist in <strong>de</strong>r Dialektik von Makrokosmos<br />

und Mikrokosmos zu sehen. In<br />

dieses <strong>Ges</strong>chehen greift die Magie ordnend,<br />

ausgleichend und helfend durch <strong>de</strong>n<br />

Menschen ein, und Gott billigt das.<br />

3.<br />

Paracelsus hielt sich für einen Magier und<br />

for<strong>de</strong>rte vom Arzt <strong>de</strong>r Zukunft, dass dieser<br />

ein »magus« und »spagirus« sei. Der Magier,<br />

so <strong>de</strong>r Hohenheimer, besitzt Gottesnähe<br />

und erfüllt Gottes Wirken. Somit<br />

hebt sich ein magisch wirken<strong>de</strong>r Mensch<br />

von an<strong>de</strong>ren Menschen ebenso ab wie <strong>de</strong>r<br />

Magier-Arzt vom Durchschnittsarzt. Da<br />

<strong>de</strong>r Mensch als Mikrokosmos alle Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>r Welt in sich trägt, wirke er wie<br />

ein Magnet, <strong>de</strong>r die Kräfte <strong>de</strong>s Alls an sich<br />

zieht, und so könne er sich auch all <strong>de</strong>r<br />

Kräfte <strong>de</strong>s Alls bedienen. »Und obgleich <strong>de</strong>r<br />

Magier selbst ein Medium ist und das Zentrum<br />

und es zu bewirken vermag, daß das Werk <strong>de</strong>s<br />

<strong>Ges</strong>tirns und <strong>de</strong>s Menschen durch <strong>de</strong>n Menschen<br />

vollbracht wer<strong>de</strong>, steht dieser Kunst die<br />

Möglichkeit zu, sich eines an<strong>de</strong>ren Mediums zu<br />

bedienen, welches dann als ein Gegenstand anzusehen<br />

ist, durch <strong>de</strong>n die gleiche Wirkung vollbracht<br />

wird wie durch <strong>de</strong>n Menschen, <strong>de</strong>r das<br />

rechte Medium ist. Also gibt es zweierlei Wirkungen<br />

in <strong>de</strong>r Wissenschaft <strong>de</strong>r Magie, eine,<br />

die die Natur selbst hervorruft, in<strong>de</strong>m sie sich<br />

etwa eines Menschen bedient, durch ihn wirkt<br />

und ihm ihren Einfluß mitteilt ... o<strong>de</strong>r sie teilt<br />

ihre Macht einem Gegenstan<strong>de</strong> mit und wirkt<br />

durch diesen wie durch Bil<strong>de</strong>r, Steine, Kräuter<br />

und Wörter« 10 . Durch die Magie könne <strong>de</strong>r<br />

Mensch erreichen, dass Worte die gleiche<br />

Wirkung haben wie eine Arznei. Ein Magier<br />

könne Taten vollbringen, die nur <strong>de</strong>n<br />

Unkundigen verwun<strong>de</strong>rn. In seinem Werk<br />

»Erklärung <strong>de</strong>r ganzen Astronomie« verweist<br />

<strong>de</strong>r Hohenheimer auf das Bibelwort<br />

»Ihr seid Götter« (Ps. 82,6 und Joh. 10,34)<br />

und schlussfolgert, dass wir <strong>de</strong>mzufolge<br />

viel mehr sind als das »<strong>Ges</strong>tirn«, nämlich<br />

»Söhne <strong>de</strong>s Höchsten«. Warum sollte es<br />

<strong>de</strong>mzufolge einem Magier nicht möglich<br />

sein, Blin<strong>de</strong> sehend zu machen, Kranke zu<br />

heilen, ja, Tote ins Leben zurückzurufen?<br />

11

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