MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de
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sich konstituiert aus <strong>de</strong>n tria prima, darinnen<br />
liegen »wie in einem Sack« die Samen<br />
<strong>de</strong>r Mineralien, Erze und Metalle. Die tria<br />
prima sind verschie<strong>de</strong>n je nach <strong>de</strong>m natürlichen<br />
Ding, <strong>de</strong>ssen Samen sie bil<strong>de</strong>n. 107<br />
Damit diese Prozesse geordnet vonstatten<br />
gehen können, benötigt die Natur ganz<br />
vergleichbar <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Handwerken<br />
im Bergbau, »dispensatores« und<br />
»werkleut«. Auch wenn Paracelsus an an<strong>de</strong>rer<br />
Stelle darlegte, dass es sich da<strong>bei</strong> um<br />
unpersönliche Naturkräfte han<strong>de</strong>lt 108 , lässt<br />
er sie hier wie personale Wesen agieren. Es<br />
sind <strong>de</strong>r »archeus naturae« mit seinen<br />
»werkleut«, <strong>de</strong>n je nach ihrer Bestimmung<br />
verschie<strong>de</strong>nen Arten von mercurius, sulphur<br />
und sal, die »alles tun«. 109<br />
Hauptaufgabe in diesem Abschnitt wird<br />
sein zu untersuchen, ob es bezeichnen<strong>de</strong><br />
Unterschie<strong>de</strong> zwischen seiner Behandlung<br />
dieses Gegenstands in frühen und späten<br />
Schriften gibt. In »De mineralibus« z.B.<br />
wies er die klassischen Planeten-Metall-Beziehungen<br />
wegen <strong>de</strong>s Fehlens zahlenmäßiger<br />
Entsprechung zurück, astrale Einflüsse<br />
spielen praktisch keine Rolle. 110 In <strong>de</strong>r späten<br />
»Astronomia Magna« dagegen stehen<br />
alle natürlichen Dinge »unter <strong>de</strong>m <strong>Ges</strong>tirn«.<br />
111 Ferner ist zu fragen, inwieweit sein<br />
Analogie<strong>de</strong>nken, sein Konzept <strong>de</strong>r Elemente<br />
als Mütter und seine Theorie <strong>de</strong>r Spezifikation<br />
durch semina Parallelen zu <strong>de</strong>n in<br />
Kapitel 1 behan<strong>de</strong>lten Autoren aufweist.<br />
Unterirdische Feuer: Vulkanismus, heiße<br />
Quellen<br />
Nach <strong>de</strong>r aristotelischen Theorie war das<br />
Innere <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> kalt und trocken. Geologische<br />
Phänomene, die auf unterirdische<br />
Wärme schließen ließen, wie Vulkanismus<br />
und heiße Quellen wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb bis in<br />
die frühe Neuzeit meist durch die Annahme<br />
relativ oberflächennaher unterirdischer<br />
Feuer erklärt. 112 In diesem Abschnitt<br />
sollen Paracelsus' Ansichten zu diesen Erscheinungen<br />
untersucht wer<strong>de</strong>n. Vor allem<br />
seine Bä<strong>de</strong>rschriften sind hierfür heranzuziehen:<br />
»Von <strong>de</strong>n natürlichen Bä<strong>de</strong>rn«,<br />
»Bruchstücke von Thermalwässern«, »Von<br />
<strong>de</strong>n natürlichen Wassern« 113 und »Von <strong>de</strong>s<br />
Ba<strong>de</strong>s Pfäfers Tugen<strong>de</strong>n, Kräften und Wirkung«.<br />
114 Während <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s Vulcanus<br />
<strong>bei</strong> ihm anscheinend eher im Zusammenhang<br />
seines »werkleut«-Konzepts<br />
auftauchte, 115 betrachtete Paracelsus offenbar<br />
<strong>de</strong>n Aetna – <strong>de</strong>r einzige Vulkan, <strong>de</strong>r <strong>bei</strong><br />
ihm Erwähnung fand – gleichermaßen wie<br />
<strong>de</strong>n Kohlberg in Meißen als brennen<strong>de</strong><br />
Berge. »und das corpus, in <strong>de</strong>m das für brent,<br />
sind sin eigen stein und <strong>de</strong>s bergs er<strong>de</strong>n ouch.« 116<br />
Es wird u. a. Aufgabe dieses Abschnitts<br />
sein zu zeigen, ob diese Vermutung zutrifft.<br />
Geologisch-meteorologische Phänomene<br />
als übernatürliche Zeichen:<br />
Erdbeben und Kometen<br />
Die Naturereignisse Erdbeben und Kometen<br />
gehörten für Paracelsus zu einer<br />
gemeinsamen und beson<strong>de</strong>ren Kategorie<br />
von Phänomenen, in <strong>de</strong>nen das Übernatürliche<br />
in <strong>de</strong>n Lauf <strong>de</strong>r Natur eindringt.<br />
Sie galten ihm in erster Linie als<br />
göttliche Zeichen, Vorboten künftigen<br />
Unheils. Charakteristisch für die Deutung<br />
dieser Ereignisse ist das Ineinan<strong>de</strong>rfließen<br />
naturphilosophischer Erklärung<br />
und religiös-ethischer Bewertung, die<br />
immer auch <strong>Ges</strong>ellschaftskritik implizierte.<br />
Erdbeben und Kometen sind Erscheinungen,<br />
die im Zusammenhang<br />
dieses Projekts sinnvollerweise nicht unabhängig<br />
voneinan<strong>de</strong>r betrachtet wer<strong>de</strong>n<br />
können, da Paracelsus das Erdbeben als<br />
»irdischen Kometen« interpretierte, »<strong>de</strong>s<br />
bedütung alein inhalt bella intestina, das sind<br />
die krieg«. 117 Auch wenn er naturphilosophische<br />
Theorien <strong>de</strong>r Erdbebenentstehung<br />
erwähnte, 118 ist davon auszugehen<br />
und in diesem Abschnitt zu belegen, dass<br />
für Paracelsus Erdbeben nur vor einem<br />
religiösen Hintergrund als göttliche Vorboten<br />
adäquat verstan<strong>de</strong>n und ge<strong>de</strong>utet<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Während er <strong>de</strong>r Beschäftigung mit Erdbeben<br />
nur verhältnismäßig wenig Raum<br />
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