MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de
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Als mit <strong>de</strong>r »Kunst <strong>de</strong>r Metallverwandlung«<br />
Beschäftigte haben die Alchemisten<br />
sowohl im Rahmen materietheoretischer<br />
Fragestellungen über die subterranen Prozesse<br />
spekuliert als auch im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>m »ars et natura«-Motiv. Da<br />
sie ihre Kunst als Imitation o<strong>de</strong>r auch als<br />
Beschleunigung und Verbesserung natürlicher<br />
Prozesse verstan<strong>de</strong>n, war die Frage<br />
<strong>de</strong>s natürlichen Entstehens <strong>de</strong>r Metalle<br />
und Erze von Wichtigkeit im Hinblick auf<br />
die Möglichkeiten ihrer Wissenschaft.<br />
Texte aus <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r abendländischen<br />
Alchemie<br />
Im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n die ersten alchemistischen<br />
Werke in spanischen Übersetzerschulen<br />
aus <strong>de</strong>m Arabischen ins Lateinische<br />
übertragen und damit eine neue<br />
Wissenschaft im Okzi<strong>de</strong>nt bekannt. Von<br />
<strong>de</strong>n zahlreichen Texten, die übersetzt wur<strong>de</strong>n,<br />
sollen an dieser Stelle zwei Werke<br />
herausgegriffen wer<strong>de</strong>n, die <strong>bei</strong><strong>de</strong> Bear<strong>bei</strong>tungen<br />
ursprünglich arabischer Werke<br />
durch westliche Verfasser darstellen. Zum<br />
einen das »Buch <strong>de</strong>r Alaune und Salze«,<br />
Repräsentant <strong>de</strong>r exoterischen Alchemie,<br />
das, auf Schriften al-Razis basierend, von<br />
einem spanischen Alchemisten <strong>de</strong>s<br />
12. Jahrhun<strong>de</strong>rts verfasst, rasche Verbreitung<br />
und Eingang in die Enzyklopädie <strong>de</strong>s<br />
Vinzenz von Beauvais fand. 50 Ferner die<br />
»Turba philosophorum«, Repräsentantin<br />
<strong>de</strong>r mit Decknamen operieren<strong>de</strong>n esoterischen<br />
Alchemie, eine in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Fassungen überlieferte, mittelalterliche<br />
Schrift, die Gedankengut <strong>de</strong>r griechischantiken<br />
Alchemie mit islamischem und<br />
christlichem kompiliert. Die frühesten<br />
Handschriften entstammen <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
51 Fragen <strong>de</strong>r Kosmologie, Kosmogonie<br />
und <strong>de</strong>r Elementenlehre wer<strong>de</strong>n in<br />
diesem Buch ausführlich diskutiert. 52<br />
36<br />
1.2. Die unterirdische Welt in <strong>de</strong>r Alchemie<br />
Abendländische Alchemie im Hochmittelalter<br />
In diesem Abschnitt sollen zwei alchemistische<br />
Werke <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts diskutiert<br />
wer<strong>de</strong>n: Der »Liber secretorum alchimie«<br />
<strong>de</strong>s ansonsten unbekannten Konstantin<br />
von Pisa, ein in wesentlichen Teilen wohl<br />
um das Jahr 1257 verfasster Text, <strong>de</strong>r die<br />
Alchemie in <strong>de</strong>n Zusammenhang <strong>de</strong>r<br />
scholastischen Gelehrsamkeit stellt, sich<br />
stark an <strong>de</strong>r Meteorologie <strong>de</strong>s Aristoteles<br />
orientiert und naturphilosophischen Fragen<br />
relativ großen Raum widmet. 53 Zum<br />
zweiten das be<strong>de</strong>utendste alchemistische<br />
Werk <strong>de</strong>s lateinischen Mittelalters, die vermutlich<br />
gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
entstan<strong>de</strong>ne »Summa perfectionis magisterii«<br />
<strong>de</strong>s Geber latinus. Als Autor wird nach<br />
langjährigen Forschungen William Newmans<br />
ein italienischer Franziskaner namens<br />
Paul von Taranto diskutiert. 54 Die<br />
»Summa« zeugt von umfassen<strong>de</strong>r praktischer<br />
Kenntnis ihres Verfassers, sie enthält<br />
eine vor <strong>de</strong>m zeitgenössischen Hintergrund<br />
ungewöhnliche Partikeltheorie <strong>de</strong>r<br />
Materie 55 und ist sowohl wegen ihrer ausführlichen<br />
Behandlung <strong>de</strong>r Fragen <strong>de</strong>r Metall-<br />
und Erzentstehung als auch hinsichtlich<br />
ihrer Rezeptionsgeschichte unter <strong>de</strong>n<br />
Paracelsisten – noch für Johann Joachim<br />
Becher war Geber einer <strong>de</strong>r Größten <strong>de</strong>r<br />
Alchemie 56 – von herausragen<strong>de</strong>m Interesse<br />
im Rahmen dieses Projekts.<br />
Roger Bacon<br />
Der Franziskanermönch und jüngere Zeitgenosse<br />
<strong>de</strong>s Albertus Magnus war <strong>de</strong>r wohl<br />
be<strong>de</strong>utendste Programmatiker einer alchemistischen<br />
Wissenschaft. Seine diesbezüglich<br />
wichtigsten Werke »Opus minus« und<br />
»Opus tertium« 57 entstan<strong>de</strong>n im Rahmen<br />
eines geheimen Auftrags Papst Clemens’<br />
IV., ihm ein »scriptum principale« vorzulegen.<br />
58 Bacons wissenschaftliches Reformprogramm<br />
maß <strong>de</strong>r Alchemie eine<br />
führen<strong>de</strong> Rolle zu. Naturphilosophische