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MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de

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Wissensstand so be<strong>de</strong>utend, dass Münsters<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Geologie an dieser Stelle<br />

berücksichtigt zu wer<strong>de</strong>n verdient. Münster<br />

kam an verschie<strong>de</strong>nen Stellen <strong>de</strong>r Cosmography<br />

auf geologische Fragen zu sprechen.<br />

82 Gleich zu Beginn <strong>de</strong>s Buchs<br />

diskutierte er z.B. ausgehend vom biblischen<br />

Genesisbericht <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>r<br />

Flüsse, die Lage <strong>de</strong>r Meere, Entstehung<br />

von Inseln durch Vulkanismus. 83 Ebenso<br />

befasste er sich mit <strong>de</strong>n »Reichtümern <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong>« – E<strong>de</strong>lsteinen, Heilwässern, Metallen<br />

u. dgl. – wie mit <strong>de</strong>r Chemie <strong>de</strong>r subterranen<br />

Prozesse, <strong>de</strong>n »krefftigen Wirckungen<br />

<strong>de</strong>s Erdtrichs«. 84 An<strong>de</strong>rs als Agricola, zu<br />

<strong>de</strong>m er in <strong>de</strong>n späten Jahren in Briefwechsel<br />

stand und <strong>de</strong>n er als einer <strong>de</strong>r ersten rezipierte,<br />

stützte sich Münster stärker auf<br />

neuere Autoren und er bezog Nachrichten<br />

aus <strong>de</strong>r Neuen Welt mit ein. 85<br />

Nur wenige Aufsätze haben bisher das<br />

Thema <strong>de</strong>r paracelsischen Geologie aufgegriffen,<br />

so dass sich hier ein dringen<strong>de</strong>s<br />

Desi<strong>de</strong>rat <strong>de</strong>r Paracelsus-Forschung offenbart.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich im Wesentlichen um<br />

zwei ältere Ar<strong>bei</strong>ten, die sich auf eine rein<br />

paraphrasieren<strong>de</strong> Darstellung beschränken.<br />

88 Bei<strong>de</strong>n Ar<strong>bei</strong>ten kann man <strong>de</strong>n Vorwurf<br />

machen, dass sie zwar die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fragestellungen <strong>de</strong>r paracelsischen<br />

Geologie einbeziehen, jedoch praktisch<br />

keine Bemühung zeigen, historische Kontexte<br />

zu berücksichtigen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

Paracelsus' Theorien vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

seiner eigenen naturphilosophischen Prinzipien<br />

verständlich zu machen. Wenn dies<br />

<strong>de</strong>nnoch gelegentlich versucht wird, sind<br />

die Schlussfolgerungen meist nicht<br />

haltbar. 89 Problematisch ist auch, dass <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Hiller in <strong>de</strong>m für ihn wichtigen<br />

Abschnitt über Bergbau größtenteils auf<br />

»De natura rerum« zurückgreift, einen<br />

Text, <strong>de</strong>r als nicht original paracelsisch gilt.<br />

In diesem Kapitel soll Paracelsus' Philosophie<br />

<strong>de</strong>r subterranen Welt im Zusammen-<br />

2. Geologie im Werk <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

Johann Mathesius' Sarepta o<strong>de</strong>r Bergpostill<br />

Der Joachimsthaler Pfarrer Johann Mathesius<br />

veröffentlichte 1564 ein mit biblisch<br />

fundierten erbaulichen Betrachtungen<br />

durchsetztes Bergbuch, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r in 22<br />

»Predigten« die verschie<strong>de</strong>nen Bereiche <strong>de</strong>s<br />

Bergbaus abhan<strong>de</strong>lte. Die 3. Predigt »von<br />

ursprung / zu und abnemen <strong>de</strong>r metallen /<br />

unnd minerischen bergarten unnd ertzen«<br />

86 behan<strong>de</strong>lt die Geologie. Da Mathesius<br />

nicht – wie z.B Agricola – als »Berggelehrter«<br />

gilt, ist zu erwarten, dass seine<br />

Vorstellungen in höherem Maße volkstümliches<br />

Wissen präsentieren. Vieles erweist<br />

sich als eng mit <strong>de</strong>n mittelalterlichen<br />

I<strong>de</strong>en verbun<strong>de</strong>n, ins Wanken gekommen<br />

ist jedoch in dieser Zeit – dies zeigt sich<br />

auch <strong>bei</strong> Agricola und Lazarus Ercker 87 –<br />

nach <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Wismuts die Lehre<br />

von <strong>de</strong>n Metall-Planeten-Beziehungen.<br />

hang seiner Materietheorie und Kosmogonie<br />

untersucht und eine i<strong>de</strong>engeschichtliche<br />

Einordnung auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s<br />

bisher Erar<strong>bei</strong>teten versucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Da<strong>bei</strong> soll gleichzeitig das Originale seines<br />

Gedankenguts hervortreten.<br />

Materietheoretische Grundlagen und<br />

Kosmogonie<br />

Wissenschaftshistoriker und Philosophen<br />

haben darauf hingewiesen, dass die meist<br />

in enger Verbindung zum biblischen Genesisbericht<br />

gestalteten Kosmogonien seit<br />

<strong>de</strong>r Spätantike ein traditioneller Ort <strong>de</strong>r<br />

Synthese christlicher Theologie und griechischer<br />

Philosophie waren. Im 16. und<br />

17. Jahrhun<strong>de</strong>rt erlebten die Genesis-Kommentare<br />

eine Blütezeit, wo<strong>bei</strong> sie vielfach<br />

<strong>de</strong>n literarischen Rahmen zur christlichen<br />

Legitimation antiaristotelischer Naturphilosophie<br />

lieferten. 90<br />

Das Motiv <strong>de</strong>r Kosmogonie taucht an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen <strong>de</strong>s paracelsischen<br />

Schriftencorpus auf und steht hier stets in<br />

unmittelbarer Beziehung zur Materietheo-<br />

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