MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de
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fleißigen Disputieren, Studieren und Predigthören<br />
und zur Annahme einer Pfarrstelle<br />
in <strong>de</strong>n kursächsischen Lan<strong>de</strong>n. Insgesamt<br />
wissen wir über Weigels Wittenberger<br />
Zeit fast nichts.<br />
Am 16. November 1567 wird Valentin<br />
Weigel von Paul Eber (1511-1569), <strong>de</strong>m<br />
Leiter <strong>de</strong>r Wittenberger Theologischen Fakultät<br />
nach Philipp Melanchthons (1497-<br />
1560) Tod, in das Amt eines Pfarrers von<br />
Zschopau eingeführt. 8 Nach Reichel 9 verheiratete<br />
sich Weigel 1568 mit Catharina<br />
Poch (fälschlich Beuche, Beich), wahrscheinlich<br />
die Tochter <strong>de</strong>s Pastors Balthasar<br />
Poch aus <strong>de</strong>r Großenhainer Ephorie.<br />
Aus dieser Ehe sind drei Kin<strong>de</strong>r hervorgegangen.<br />
Die <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Söhne Weigels fin<strong>de</strong>n<br />
noch in einem die Absetzung von Weigels<br />
Nachfolger, Benedikt Bie<strong>de</strong>rmann (um<br />
1543-1621), betreffen<strong>de</strong>n Schriftstück Erwähnung.<br />
Sie gelten dort als Anhänger<br />
häretischer Auffassungen, schwören <strong>de</strong>nselben<br />
aber ab. Am 6.11.1596 und am<br />
17.3.1597 schreiben sie von Annaberg an<br />
<strong>de</strong>n Bergmeister Franz Kretschmer (gest.<br />
nach 1603), einen Paracelsisten. Da<strong>bei</strong> lassen<br />
sie ihre enge Verbindung zu <strong>de</strong>s Paracelsus<br />
I<strong>de</strong>en erkennen. 10<br />
Auch Weigels Leben und Wirken in Zschopau<br />
ist relativ wenig bekannt. Als einzige<br />
Predigt, die zu seinen Lebzeiten gedruckt<br />
wur<strong>de</strong>, gilt seine Leichenpredigt für Maria<br />
von Rüxleben, Frau <strong>de</strong>s kurfürstlichen<br />
Oberjägermeisters Cornelius von Rüxleben<br />
(1525-1590). 11 Das von Weigel unterzeichnete<br />
Subskript dazu stammt vom<br />
24. März 1576. Weigel galt als glänzen<strong>de</strong>r<br />
Kanzelredner. Er hat 1577 wi<strong>de</strong>rspruchslos<br />
die Konkordienformel, die Verpflichtung<br />
auf die lutherische Lehre, unterschrieben.<br />
Volksspott legte besorgten Pfarrersfrauen<br />
die Bitte an ihre Männer in <strong>de</strong>n Mund:<br />
»Schreibt, lieber Herre, schreibt, Daß Ihr<br />
<strong>bei</strong> <strong>de</strong>r Pfarre bleibt.« 12 V. Weigel gibt Begründung<br />
bzw. Erklärung für seine Unterschrift<br />
in seinem »Dialogus <strong>de</strong> Christianismo«.<br />
Sie läuft darauf hinaus, daß er<br />
durch Verweigerung <strong>de</strong>r Unterschrift gar<br />
54<br />
nichts erreicht hätte, vielmehr ins Elend<br />
gejagt wor<strong>de</strong>n wäre: »Keiner wäre von <strong>de</strong>r<br />
falschen Lehre abgetreten, mir wäre gescha<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n und ihnen (<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren –<br />
S.W.) gar nicht geholfen, und viele Dinge<br />
wären dahinten geblieben durch mein unzeitiges<br />
Bekennen.« 13 Die damals üblichen<br />
Kirchenvisitationen vermel<strong>de</strong>n über Weigel<br />
nichts Anstößiges; sein Bekenntnis,<br />
seine theologische Bildung, seine Predigt,<br />
Seelsorge wie sonstige Amtswaltung wur<strong>de</strong>n<br />
von Visitoren und Gemein<strong>de</strong> gleichermaßen<br />
gerühmt. Dennoch gab es offenbar<br />
Reibereien. Weigel musste auf Grund von<br />
1570 bis 1572 gehaltenen Predigten <strong>de</strong>nunziert<br />
wor<strong>de</strong>n sein. Im September 1578<br />
wird er beschuldigt, Luthers Lehre nicht<br />
rein zu lehren. 14 V. Weigel starb in seinem<br />
Amte.<br />
Nach <strong>de</strong>r Überlieferung sollen Weigels<br />
Traktate vom Zschopauer Kantor Christoph<br />
Weickart (Weichart, Weighard) und<br />
von seinem Amtsnachfolger B. Bie<strong>de</strong>rmann<br />
verbreitet wor<strong>de</strong>n sein. 15 Möglicherweise<br />
waren sie aber schon zu Weigels Lebzeiten<br />
bekannt. Seit 1609 erschienen<br />
je<strong>de</strong>nfalls die Weigelschen Manuskripte<br />
und erregten ungeheures Aufsehen. Zu<br />
Chr. Weickart und B. Bie<strong>de</strong>rmann wie<br />
auch zu <strong>de</strong>n Werken V. Weigels selbst<br />
seien hier keine weiteren Ausführungen<br />
gemacht. Horst Pfefferl (geb. 1944) hat zu<br />
Weickart ertrag- und erfolgreich gear<strong>bei</strong>tet,<br />
die von ihm zu verantworten<strong>de</strong> und zu erar<strong>bei</strong>ten<strong>de</strong><br />
Werkausgabe V. Weigels ist<br />
auch eine Dankesschuld an <strong>de</strong>n Meister<br />
aus Zschopau. Auch die Überlieferung <strong>de</strong>r<br />
Ar<strong>bei</strong>ten V. Weigels ist weitgehend von H.<br />
Pfefferl dokumentiert. 16<br />
Die Weigelforschung ist aber noch längst<br />
nicht abgeschlossen. Vieles, was einstmals<br />
als echt galt, hat sich bereits als unecht erwiesen<br />
und umgekehrt. H. Pfefferl hat in<br />
seiner Dissertation etwa 14000 handschriftliche<br />
und 8000 gedruckte Seiten <strong>de</strong>r Weigel-Überlieferung<br />
vorgestellt, unter 180<br />
unterschiedlichen Schriften sind da<strong>bei</strong> 35<br />
neuent<strong>de</strong>ckte. Er hat einen völlig neuen