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MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de

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Jutta Berger<br />

FORSCHUNGSPROJEKT:<br />

PARACELSUS' IRDISCHE UND UNTERIRDISCHE WELT.<br />

ZUR IDEENGESCHICHTE SEINER NATURPHILOSOPHIE UND<br />

IHREN BEZIEHUNGEN ZUR SOZIALETHIK.<br />

Die Zielsetzung <strong>de</strong>s hier vorgestellten wissenschaftshistorischen<br />

Forschungsprojekts<br />

ist eine zweifache. Es ist <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Abteilungen<br />

<strong>de</strong>s paracelsischen Werks gewidmet,<br />

<strong>de</strong>r medizinisch-naturphilosophischen wie<br />

<strong>de</strong>r ethisch-theologischen, und verfolgt<br />

damit einen Ansatz, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Paracelsus-<br />

Forschung bisher kaum versucht wur<strong>de</strong>. Er<br />

geht von <strong>de</strong>r These aus, dass die Trennung<br />

in zwei Abteilungen eher <strong>de</strong>r mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger von Zufällen geprägten Editionsgeschichte<br />

seiner Schriften als <strong>de</strong>r Charakteristik<br />

Hohenheim’schen Denkens o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten seiner Biographie zu<br />

verdanken ist und eine getrennte Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r geistesgeschichtlichen Wirkung<br />

<strong>de</strong>s Paracelsismus nicht angemessen Rechnung<br />

trägt.<br />

Paracelsus' Beschäftigung mit Bergbau,<br />

mit <strong>de</strong>r Lebens- und Erfahrungswelt <strong>de</strong>r<br />

Bergleute bil<strong>de</strong>t eine biographische und<br />

intellektuelle Schnittstelle von medizinisch-ethischem<br />

Engagement und naturphilosophischer<br />

Reflexion. Hohenheim<br />

war kein Gelehrter im Elfen<strong>bei</strong>nturm.<br />

Selbst in Villach, einer Bergbaugegend, in<br />

einfachen Verhältnissen aufgewachsen, war<br />

ihm die Härte <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>r so genannten<br />

kleinen Leute nie gleichgültig. Er dokumentierte<br />

dieses Engagement in seiner<br />

Schrift »Von <strong>de</strong>r Bergsucht« 1 , <strong>de</strong>r vielleicht<br />

ersten, doch zumin<strong>de</strong>st einer <strong>de</strong>r ersten,<br />

ar<strong>bei</strong>tsmedizinischen Abhandlungen überhaupt,<br />

die nach neueren Ergebnissen in<br />

<strong>de</strong>n 15<strong>20</strong>er Jahren entstand. 2 Seine Interessen<br />

gingen jedoch weit über die eines Arztes<br />

hinaus. Den Alchemisten, Naturforscher<br />

und -philosophen zog auch die<br />

unterirdische Welt <strong>de</strong>r Bergleute in Bann.<br />

Thema und Aufgabenstellung<br />

In einer Vielzahl im gleichen Zeitraum<br />

verfasster Schriften, sowohl in naturphilosophischen<br />

wie etwa »De mineralibus«,<br />

»De meteoris«, »De generationibus et fructibus<br />

quatuor elementorum«, als auch in<br />

medizinischen Ar<strong>bei</strong>ten über Bä<strong>de</strong>r und<br />

Thermalquellen hat Paracelsus über die<br />

Phänomene <strong>de</strong>r subterranen Welt spekuliert.<br />

Obwohl sie ein wichtiger Teil seiner<br />

naturtheoretischen Überlegungen waren<br />

und eine reiche Rezeption unter <strong>de</strong>n chemischen<br />

Philosophen <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

erfuhren, hat die Paracelsus-Forschung diesem<br />

Aspekt seines Werks bisher fast keine<br />

Beachtung geschenkt. Nur wenige Studien<br />

widmen sich direkt <strong>de</strong>m Gegenstand <strong>de</strong>r<br />

Geologie und Mineralogie <strong>bei</strong> Paracelsus. 3<br />

Diese Forschungslücke zu füllen, ist eine<br />

<strong>de</strong>r Aufgaben dieses Projekts. Um einen<br />

adäquaten Zugang zur paracelsischen Geologie<br />

zu fin<strong>de</strong>n, sollen seine Entwürfe in<br />

ihrem i<strong>de</strong>engeschichtlichen Kontext studiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Da<strong>bei</strong> sind drei verschie<strong>de</strong>ne,<br />

nicht streng zu trennen<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />

sich kreuzen<strong>de</strong> und wechselseitig inspirieren<strong>de</strong><br />

intellektuelle Traditionen ins Auge<br />

zu fassen: die scholastische Naturphilosophie<br />

<strong>de</strong>s Mittelalters und einige ihre wichtigsten<br />

antiken Quellen, zum zweiten die<br />

Alchemie und schließlich das überlieferte<br />

Erfahrungswissen <strong>de</strong>r Bergleute. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Interessenschwerpunkten Hohenheims<br />

sollen in dieser i<strong>de</strong>engeschichtlichen<br />

Rekonstruktion die »chemischen«<br />

Aspekte <strong>de</strong>r Geologie, d.h. Fragen <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>teins-,<br />

Erz-, Mineral- und Metallentstehung,<br />

<strong>de</strong>s Vulkanismus und <strong>de</strong>r Erdwärme,<br />

<strong>de</strong>r Erdbeben und <strong>de</strong>s Aufbaus <strong>de</strong>s Erdinnern<br />

im Mittelpunkt stehen.<br />

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