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MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de

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das macht, das aus ir kompt. Ein solcher ist<br />

auch im wasser, <strong>de</strong>r solche composita zusammen<br />

tregt, und <strong>de</strong>rgleichen im luft und also im<br />

firmament 22 auch. Dan nicht das genug sei, das<br />

wir sprechen, got hats also beschaffen, das alle<br />

jar wi<strong>de</strong>r kompt. Es ist war, er hat aber einen<br />

drüber gesezt, <strong>de</strong>r es machen sol, formiren, corporiren<br />

und ordiniren , und das selbige werk<br />

danach durch die natur auf lassen wachsen.<br />

Dan als wenig got <strong>de</strong>m menschen ein rock<br />

macht, son<strong>de</strong>r hat <strong>de</strong>n schnei<strong>de</strong>r gesezt dazu,<br />

also wenig one ein ar<strong>bei</strong>ter wird auch das gras<br />

wachsen und in seine forme gebracht...« 23<br />

Die sichtbare Natur wäre also nach <strong>de</strong>m<br />

Verständnis <strong>de</strong>s Autors in ihrer komplexen<br />

Lebendigkeit impulsiert und durchwirkt<br />

von schaffen<strong>de</strong>n Kräften wesenhafter Art,<br />

die ganz offenbar <strong>Ges</strong>taltbildung, Wachstum,<br />

Entwicklungsabläufe o<strong>de</strong>r –gesetze<br />

verantworten: formiren, corporiren, ordiniren!<br />

Vor diesem Hintergrund wird es begreiflich,<br />

dass Paracelsus es gera<strong>de</strong>zu für notwendig<br />

hält, an die Existenz jener »Wun<strong>de</strong>rwerke in<br />

<strong>de</strong>n Elementen« zu glauben, sich mit ihnen<br />

wissenschaftlich zu beschäftigen, ihre Wirkungen,<br />

ihre Zeichen zu studieren und<br />

diese aufzunehmen in Naturkun<strong>de</strong> und<br />

Theologie.<br />

Das Interesse <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

Nach <strong>de</strong>r Beschreibung im Liber <strong>de</strong> Nymphis<br />

ist die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

einerseits auf die natürlichen Dinge<br />

gerichtet. Sie versehen in <strong>de</strong>r Natur ihr<br />

»Amt«, wie es im Text heißt: sie hüten die<br />

Schätze <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Wassers, also die<br />

so genannten Bo<strong>de</strong>nschätze und teilen sie<br />

<strong>de</strong>r Menschengesellschaft zu, wenn es an<br />

<strong>de</strong>r Zeit ist, sie halten aber auch Lager o<strong>de</strong>r<br />

Vorkommen für spätere Generationen<br />

zurück und schützen die Er<strong>de</strong> vor Ausbeutung.<br />

Sie ar<strong>bei</strong>ten aktiv an <strong>de</strong>r »Bereitung«<br />

dieser Bo<strong>de</strong>nschätze 24 als schaffen<strong>de</strong> Kräfte.<br />

Doch gilt ihr vitales Interesse <strong>de</strong>m Menschen,<br />

<strong>de</strong>m sie sich hilfreich und dienstbar,<br />

bisweilen liebend nähern. In welchem Verhältnis<br />

stehen sie zum Menschen?<br />

Paracelsus weist an verschie<strong>de</strong>nen Stellen<br />

24<br />

seiner Schriften auf eine Art Überlegenheit<br />

jener Wesen hin:<br />

An Kunstfertigkeit etwa übertreffen sie die<br />

Menschen <strong>bei</strong> weitem. Auch sind sie nicht<br />

von <strong>de</strong>r menschlichen Intelligenz fasziniert,<br />

<strong>de</strong>nn sie verfügen selbst über Verstand und<br />

Weisheit 25 , die sich – im Gegensatz zum<br />

menschlichen Vermögen – auch auf die<br />

Wahrnehmung zukünftiger Ereignisse aus<strong>de</strong>hnt.<br />

Dies ist übrigens ein Motiv, das auch<br />

in <strong>de</strong>r Volksüberlieferung anzutreffen ist.<br />

Wenn etwa die schöne und tugendhafte<br />

Melusina, nach Paracelsus’ Überzeugung<br />

eine ehrbare Nymphe, zum ersten Mal<br />

ihrem Raimund im wil<strong>de</strong>n Wald am Durstbrunnen<br />

begegnet, klärt sie ihn über seine<br />

Vergangenheit und über zukünftige Schicksale<br />

auf. 26<br />

In <strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>r Natur sind die Elementargeister<br />

<strong>de</strong>m Menschen weit überlegen,<br />

<strong>de</strong>nn ihr Wissen reicht zurück bis zur Prima<br />

Materia <strong>de</strong>r Schöpfung, d.h. sie haben teil<br />

an <strong>de</strong>r Naturgeschichte und Naturentstehung<br />

von Anfang an, sie waren da<strong>bei</strong> 27 , sie<br />

sind Insi<strong>de</strong>r. Der Naturwissenschaftler kann<br />

zwar forschend aus <strong>de</strong>r vor seinen Augen<br />

liegen<strong>de</strong>n Natur auf ihre Entstehung<br />

zurückschließen und damit zur Vorstellung<br />

ihrer Prima Materia gelangen, diese Wesen<br />

aber waren und sind mitschaffen<strong>de</strong> Zeugen<br />

<strong>de</strong>r Naturprozesse und <strong>de</strong>r Erdgeschichte. 28<br />

Des Weiteren kann, folgt man Paracelsus,<br />

auch nicht die Re<strong>de</strong> davon sein, dass die<br />

Elementargeister <strong>de</strong>m Menschen unterworfen<br />

wären, <strong>de</strong>r Mensch könne sie nicht<br />

zwingen, nicht einmal mit schwarzer<br />

Kunst. 29 Im Verhältnis zum Adamsgeschlecht<br />

sind sie also autonom.<br />

Dass sie sich <strong>de</strong>m Menschen nähern, geschieht<br />

freiwillig und hat einen bestimmten<br />

Grund. Der Grund ist nach <strong>de</strong>m Verständnis<br />

<strong>de</strong>s Autors die menschliche Seele. Die<br />

Elementargeister richten ihre Sehnsucht auf<br />

die Gemeinschaft mit <strong>de</strong>m Menschen, weil<br />

dieser eine Seele hat, das ist die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

These <strong>de</strong>s Liber <strong>de</strong> Nymphis. Man<br />

kann sich also fragen, was diese Wesen, die<br />

ja in mancher Hinsicht <strong>de</strong>m Menschen

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