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MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de

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überlegen sind, an diesem, d.h. an <strong>de</strong>ssen<br />

Seele so gewaltig anzieht?<br />

Die paracelsische Anthropologie<br />

Soweit ich die in <strong>de</strong>r Sudhoffschen Ausgabe<br />

versammelten medizinischen und naturphilosophischen<br />

Schriften <strong>de</strong>s Paracelsus<br />

kenne, habe ich <strong>de</strong>n Eindruck, dass sie,<br />

gleichviel um was es im Einzelnen geht,<br />

eine durchgehen<strong>de</strong> Absicht aufweisen und<br />

ein Thema haben: Paracelsus ar<strong>bei</strong>tet Gebiet<br />

um Gebiet an einer Menschenkun<strong>de</strong>,<br />

an seiner Wissenschaft vom Menschen.<br />

Er ist Anthropologe. Ich möchte sein Bild<br />

vom Menschen, wie es sich in seinen<br />

Schriften darstellt, kurz charakterisieren,<br />

<strong>de</strong>nn es gehört in unseren Zusammenhang.<br />

Der Mensch – o<strong>de</strong>r in seiner häufigen<br />

Kurzformel: Adam – gehört mit seinem<br />

Körper zur Natur. Sein Körper entstammt<br />

<strong>de</strong>m Kosmos. Was im Weltganzen lebendig<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist, Stoffliches, Ätherisches,<br />

Si<strong>de</strong>risches, ist wie ein Extrakt, doch realiter<br />

in seinem Leib verdichtet. Solang er lebt, ist<br />

<strong>de</strong>r Mensch durch seinen Körper sowohl<br />

sichtbar wie unsichtbar mit <strong>de</strong>m großen<br />

Kosmos verbun<strong>de</strong>n. Er ist keine abgeschlossene<br />

»Körpermaschine«, er hat aufnehmend,<br />

abgebend mit <strong>de</strong>r Weltumgebung immerwährend<br />

zu tun. So wie er die Nahrung,<br />

<strong>de</strong>n natürlichen Er<strong>de</strong>nstoff, aufnimmt und<br />

abgibt, o<strong>de</strong>r die Atemluft, ernährt er sich<br />

gleichermaßen aus <strong>de</strong>m Unsichtbaren, Geistigen<br />

<strong>de</strong>s Kosmos. Paracelsus setzt dafür<br />

häufig <strong>de</strong>n Begriff vom »Licht <strong>de</strong>r Natur«.<br />

Im menschlichen Leib ist die Möglichkeit,<br />

vom Licht <strong>de</strong>r Natur zu lernen, also körperlich<br />

veranlagt. Der Mensch ist <strong>de</strong>mnach<br />

durch die Beschaffenheit seines Körpers ein<br />

aufnahmefähiges, zur Verän<strong>de</strong>rung begabtes<br />

Wesen, offen gegenüber <strong>de</strong>r Natur und<br />

<strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s Geistes, die in jener zum Ausdruck<br />

kommt. Davon ist im Prolog <strong>de</strong>s<br />

Liber <strong>de</strong> Nymphis die Re<strong>de</strong>.<br />

Aber <strong>de</strong>r Mensch ist mehr als das Wun<strong>de</strong>rgebil<strong>de</strong><br />

seines natürlichen Leibes, <strong>de</strong>r so<br />

viel und so wenig ist wie ein Haus o<strong>de</strong>r ein<br />

Gefäß, Haus o<strong>de</strong>r Gefäß für die Seele. Die<br />

Menschenseele stammt nicht aus <strong>de</strong>r Natur,<br />

son<strong>de</strong>rn ist ewig, das heißt: sie ist von nicht<br />

sterblicher Lebendigkeit. Sie ist einzig in<br />

einem je<strong>de</strong>n. Sie bringt, wenn sie sich verkörpert,<br />

ein inneres Wissen aus <strong>de</strong>r göttlichen<br />

Welt mit. Sie ist, wie es ihrer Artung<br />

entspricht, ausgerichtet auf Christus, o<strong>de</strong>r<br />

sollte dies sein. Sie verlangt nach spiritueller<br />

Speise, Heiligung <strong>de</strong>s Lebens, Abendmahl,<br />

um <strong>de</strong>n ihr gemäßen zukünftigen Leib aufzubauen,<br />

einen Geistleib, <strong>de</strong>n Auferstehungsleib,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Taufe geboren wird.<br />

Der Mensch ist also nicht nur als natürliches<br />

son<strong>de</strong>rn auch als ewiges Wesen angelegt<br />

30 , in einer fortgesetzten Erschaffung begriffen,<br />

an <strong>de</strong>r er selbst verantwortlich<br />

teilhat und an <strong>de</strong>r die himmlischen Mächte<br />

helfend teilnehmen. Seine Zukunft <strong>de</strong>utet<br />

somit in unabsehbare Räume weit über<br />

Natur und Sterben hinaus. 31<br />

Sein Bin<strong>de</strong>glied für diese an<strong>de</strong>re Wirklichkeit<br />

ist die Seele, sie ist Auge, Herz,<br />

Organ, um Christus zu suchen, ihn wahrzunehmen,<br />

ihm nachzufolgen, um zu lieben.<br />

Kraft <strong>de</strong>r Seele ist <strong>de</strong>r Mensch mit<br />

Christus verbun<strong>de</strong>n.<br />

Die Hoffnung <strong>de</strong>r Elementargeister<br />

Den »Menschen in <strong>de</strong>n Elementen« fehlt<br />

dieses Organ. Wenn man <strong>de</strong>n Liber <strong>de</strong> Nymphis<br />

einmal nur im Hinblick auf Sätze<br />

durchsieht, in <strong>de</strong>nen von <strong>de</strong>r Seele, vielmehr<br />

von <strong>de</strong>r nicht vorhan<strong>de</strong>nen Seele<br />

<strong>de</strong>r Elementargeister die Re<strong>de</strong> ist, bekommt<br />

man einen Eindruck davon, wie intensiv<br />

Paracelsus diesen Gedanken vor Augen<br />

hatte 32 . Da ihnen die Seele mangle, hätten<br />

sie das Urteil nicht, Gott zu dienen, zu<br />

wan<strong>de</strong>ln in seinem Weg ,»dan sie hant <strong>de</strong>r<br />

sel nicht« 33 . Christus sei für jene gestorben<br />

und geboren wor<strong>de</strong>n, »die sel hand, das ist<br />

die aus Adam seind: für die nit so nit aus<br />

Adam seind, <strong>de</strong>nn sie seind menschen und hand<br />

aber kein sel« 35 .<br />

Wenn ich Paracelsus richtig verstehe, so<br />

glaubt er, dass die nicht mit <strong>de</strong>r ewigen<br />

Seele begabten Wesen in <strong>de</strong>n Elementen,<br />

ohne von Christus zu wissen, etwas von sei-<br />

25

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