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MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de

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sucht vornehmlich die »physikalischen«<br />

Aspekte <strong>de</strong>r mittelalterlichen Erdwissenschaft,<br />

Fragen <strong>de</strong>r Verteilung von Landund<br />

Wassermassen, <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>talt <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>r Bildung von Gebirgen und Meeren,<br />

<strong>de</strong>r Einflüsse <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>tirne. Diesem Verständnis<br />

seines Begriffs <strong>de</strong>r Geologie folgen<br />

auch die neueren Darstellungen <strong>de</strong>r<br />

<strong>bei</strong><strong>de</strong>n französischen Wissenschaftshistoriker<br />

Gabriel Gohau und François Ellenberger<br />

7 , die inhaltlich nicht über Duhems Ar<strong>bei</strong>t<br />

hinausgehen. Trotz gegenteiliger<br />

Beteuerungen fällt es vor allem Ellenberger<br />

schwer, die antike und mittelalterliche<br />

Geologie nicht mit latent positivistischer<br />

Wertung als die irrational-mythischem Denken<br />

verhaftete Vorgeschichte zur »eigentlichen«<br />

Geologiegeschichte aufzufassen.<br />

Frank Dawson Adams bietet in <strong>de</strong>m 1938<br />

erschienenen Buch »The Birth and Development<br />

of the Geological Sciences« keine<br />

chronologische Darstellung, son<strong>de</strong>rn eine<br />

Aufsatzsammlung zu Einzelthemen <strong>de</strong>r<br />

Geologiegeschichte. Adams bezieht jedoch<br />

die »chemischen« Aspekte, die für dieses<br />

Projekt von beson<strong>de</strong>rem Interesse sind,<br />

stärker mit ein. Fragen wie die <strong>de</strong>r Entstehung<br />

<strong>de</strong>r Metalle und ihrer Erze sieht er<br />

zwar vor allem durch Alchemisten behan<strong>de</strong>lt,<br />

diskutiert jedoch in diesem Zusammenhang<br />

nicht die in diesem Projekt vorgesehenen<br />

Autoren. Generell stehen <strong>bei</strong><br />

Adams mittelalterliche Texte gegenüber<br />

antiken und frühneuzeitlichen im Hintergrund.<br />

David Oldroyds 8 Darstellung betont die<br />

durch die enge Beziehung zur Kosmogonie,<br />

zum Problem <strong>de</strong>r Weltentstehung<br />

bzw. -schöpfung und mythischen Berichten<br />

heiliger Schriften wie <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sintflut<br />

bestehen<strong>de</strong>n religiösen Implikationen gera<strong>de</strong><br />

dieses Teils <strong>de</strong>r Naturphilosophie und<br />

weist damit auf die theologischen Erfor<strong>de</strong>rnisse<br />

hin, <strong>de</strong>nen mittelalterliche und<br />

frühneuzeitliche Gelehrte stets Rechnung<br />

zu tragen hatten.<br />

1.1. Scholastische Naturphilosophie <strong>de</strong>s Mittelalters und ihre Quellen<br />

Antike Wurzeln:<br />

Aristoteles, Lukrez, Seneca, Plinius.<br />

In diesem Abschnitt sollen grundlegen<strong>de</strong><br />

Texte verschie<strong>de</strong>ner Schulen <strong>de</strong>r antiken<br />

Naturphilosophie im Hinblick auf die genannten<br />

geologisch-meteorologischen Fragen<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n. Aristoteles' »Meteorologie«<br />

als zentraler autoritativer Text<br />

<strong>de</strong>r scholastischen Naturphilosophie wird<br />

<strong>de</strong>n Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Darstellung liefern.<br />

9 Sein erweiterter Begriff <strong>de</strong>r Meteorologie<br />

als Lehre <strong>de</strong>r sich unregelmäßig vollziehen<strong>de</strong>n<br />

Naturvorgänge bezog auch die<br />

Vorgänge in Hydro- und Lithosphäre mit<br />

ein und steckte damit das Gebiet für die<br />

Nachfolgen<strong>de</strong>n ab. 10 Aristoteles’ Vorstellung<br />

einer engen Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r <strong>Ges</strong>chehnisse<br />

in Litho-, Hydro- und Atmosphäre<br />

mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Firmaments und<br />

seine Theorie <strong>de</strong>r Mineral- und Metallentstehung<br />

durch irdische Exhalationen 11<br />

legte <strong>de</strong>n Grundstein für die in späteren<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten beliebten Vorstellungen<br />

astraler Einflüsse.<br />

Die »Naturales Quaestiones« <strong>de</strong>s Stoikers<br />

Seneca stehen in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r<br />

von Aristoteles begrün<strong>de</strong>ten Gattung <strong>de</strong>r<br />

meteorologischen Schriften. Sie blieben<br />

das ganze Mittelalter hindurch bekannt,<br />

über fünfzig Handschriften aus <strong>de</strong>m 12.<br />

bis 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt sind bis heute erhalten,<br />

christliche Denker wie Pseudo-Beda<br />

(9./12. Jh.) 12 , Wilhelm von Conches und<br />

Albertus Magnus 13 haben ihn ebenso rezipiert<br />

wie Georg Agricola. 14 Zentrale I<strong>de</strong>en<br />

<strong>de</strong>r stoischen Naturphilosophie wie die<br />

hylozoistische Materietheorie, Feuer-Äther<br />

als viertes Element, spiritueller Materialismus<br />

kehren <strong>bei</strong> Paracelsus wie<strong>de</strong>r, so dass<br />

hier Einflüsse anzunehmen sind.<br />

Lukrez' im Mittelalter in nur wenigen,<br />

soweit heute bekannt aus <strong>de</strong>m 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

stammen<strong>de</strong>n Handschriften 15 erhaltene<br />

und nicht rezipierte 16 Schrift »De<br />

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