MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de
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Spekulationen über das Entstehen und<br />
Vergehen <strong>de</strong>r natürlichen Dinge bedienten<br />
sich streckenweise alchemistischer Termini. 59<br />
Bacon unterschied die spekulative von <strong>de</strong>r<br />
praktischen Alchemie. Ist es einerseits Aufgabe<br />
<strong>de</strong>r ersten, die Entstehung <strong>de</strong>r natürlichen<br />
Dinge, worunter er explizit die<br />
Metalle, Salze, Steine, E<strong>de</strong>lsteine u. dgl.<br />
nannte 60 , aus <strong>de</strong>n Elementen zu erklären,<br />
so liefert sie an<strong>de</strong>rerseits die Voraussetzung<br />
für die praktischen Wissenschaften <strong>de</strong>r<br />
Medizin und Alchemie. Aufgabe <strong>de</strong>r letzteren<br />
ist neben <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lmetallherstellung<br />
auch die von Farben und an<strong>de</strong>ren gegenüber<br />
Naturstoffen verbesserten künstlichen<br />
Stoffen. 61 Das »Opus minus« enthält die<br />
Darlegung <strong>de</strong>r spekulativen Alchemie Bacons,<br />
in <strong>de</strong>ren »geologischem« Teil er<br />
unter Berufung auf Plinius und (Pseudo-)<br />
Avicenna auch das Problem <strong>de</strong>r Metallentstehung<br />
diskutierte. 62 Diese Schrift soll im<br />
Mittelpunkt <strong>de</strong>s Abschnitts stehen.<br />
Spätmittelalterliche Alchemie:<br />
Rosengarten <strong>de</strong>r Philosophen<br />
Als Beispiel eines spätmittelalterlichen<br />
Textes soll im letzten Abschnitt <strong>de</strong>s Alchemie-Kapitels<br />
das »Rosarium philosophorum«<br />
untersucht wer<strong>de</strong>n. 63 Die mittelalterliche<br />
Alchemie kennt eine Reihe<br />
textlich verschie<strong>de</strong>ner Rosarien-Handschriften,<br />
die meist mit <strong>de</strong>m Namen <strong>de</strong>s<br />
auch Paracelsus bekannten katalanischen<br />
Gelehrten Arnaldus von Villanova (um<br />
1240-1311) in Verbindung gebracht wur<strong>de</strong>n.<br />
64 Ihre tatsächliche Urheberschaft ist<br />
umstritten, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r hier ins Auge gefassten<br />
Schrift han<strong>de</strong>lt es sich jedoch um ein von<br />
unbekannter Hand verfasstes Werk <strong>de</strong>s<br />
14. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Es erschien erstmals 1550<br />
in Frankfurt als Teil einer Sammlung alchemistischer<br />
Werke im Druck. Die Initiative<br />
zur Herausgabe dieser Sammlung ging<br />
jedoch von Kreisen <strong>de</strong>r Paracelsisten aus, 65<br />
womit sich die Auswahl dieses Werks im<br />
Rahmen dieses Projektes begrün<strong>de</strong>t. Das<br />
Rosarium bietet eine Zusammenstellung<br />
<strong>de</strong>r »Meinungen« legendärer Größen <strong>de</strong>r<br />
Alchemie (z. B. Morienus, Geber, Raimund<br />
Lull, Arnaldus von Villanova, Avicenna)<br />
in <strong>de</strong>r Absicht, in handbuchartiger Kürze<br />
das Wesentliche an alchemistischen Kenntnissen<br />
zu vermitteln. 66 Einen eigentlich<br />
meteorologisch-geologischen Teil enthält<br />
es nicht, Grundlage <strong>de</strong>s Textes ist vielmehr<br />
das »ars et natura«-Motiv, in <strong>de</strong>ssen Zusammenhang<br />
materietheoretische Vorstellungen<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n: Der Vollzug<br />
eines alchemistischen Verwandlungsprozesses<br />
kann nur als Nachahmung eines<br />
natürlichen Vorgangs gelingen und setzt<br />
daher Wissen um die Wirkungsweise <strong>de</strong>r<br />
Natur voraus.<br />
1.3. Geologie in <strong>de</strong>n Bergbüchern <strong>de</strong>r frühen Neuzeit<br />
Der von einer Vielzahl technischer Innovationen<br />
und sozialer Neuerungen im Laufe<br />
<strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts getragene Aufschwung<br />
<strong>de</strong>s Bergbauwesens und die damit einhergehen<strong>de</strong>n<br />
materiell-ökonomischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
67 stimulierten auch die wissenschaftliche<br />
Entwicklung. Es entstand eine<br />
reiche Bergbauliteratur. Zu ihren be<strong>de</strong>utendsten<br />
Autoren zählt Georg Agricola,<br />
aber auch das »Bergbüchlein« Ulrich<br />
Rülein von Calws o<strong>de</strong>r die Schriften <strong>de</strong>s<br />
Probierkünstlers Lazarus Ercker sind hier<br />
zu nennen. In diesen Bergbüchern doku-<br />
mentiert sich die Lebenswelt und das traditionelle<br />
Wissen <strong>de</strong>r Handwerker, zu <strong>de</strong>m<br />
Paracelsus unmittelbaren Zugang hatte.<br />
Die Bergbücher beschreiben nicht nur die<br />
technische Seite <strong>de</strong>s Bergbaus und die Sozialordnung<br />
<strong>de</strong>r Bergleute, son<strong>de</strong>rn enthalten<br />
auch geologisch-lagerstättenkundliches<br />
Wissen, da Ursprung, Ursachen und Eigenschaften<br />
<strong>de</strong>r unterirdischen Dinge zu<br />
kennen Teil <strong>de</strong>r »Wissenschaft und Kunst«<br />
war, die ein Bergmann zu beherrschen<br />
hatte. 68<br />
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