MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de
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ie. 91 In dieser Funktion wur<strong>de</strong> es später<br />
von zahlreichen Paracelsisten wie Oswald<br />
Croll, Johann Rudolph Clauber, Johann<br />
Kunckel o<strong>de</strong>r Johann Joachim Becher aufgenommen.<br />
92 In<strong>de</strong>m Paracelsus die Materietheorie<br />
kosmogonisch begrün<strong>de</strong>t, verleiht<br />
er ihr zugleich eine »historische«<br />
Dimension, da er die innere Ordnung <strong>de</strong>r<br />
Materie auf ein Nacheinan<strong>de</strong>r ihres Gewor<strong>de</strong>nseins<br />
zurückführt. In diesem Abschnitt<br />
sollen daher zentrale Begriffe seiner<br />
Materietheorie – wie Elemente und tria<br />
prima, yliaster, archeus und vulcan, prima<br />
und ultima materia o<strong>de</strong>r sein Begriff <strong>de</strong>r<br />
semina – unter diesem quasi »historischen«<br />
Blickwinkel untersucht wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />
Ziel, die in diesen Begriffen gespiegelten<br />
unterschiedlichen Aspekte <strong>de</strong>r Materietheorie<br />
in ihrem inneren Zusammenhang<br />
zu erfassen. Dieser Ansatz unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich von <strong>de</strong>mjenigen Walter Pagels und an<strong>de</strong>rer<br />
Autoren 93 , die die einzelnen Begriffe<br />
<strong>de</strong>finitorisch einführen und ihre Erklärungsfunktionen<br />
innerhalb eines naturphilosophischen<br />
Systems erläutern. Er schließt<br />
eher an <strong>de</strong>n von Kurt Goldammer vertretenen<br />
an. 94<br />
Die Paracelsus-Forschung entwirft bislang<br />
ein kontroverses Bild hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />
Kosmogonie-Themas. Während <strong>de</strong>r Medizinhistoriker<br />
Walter Pagel ihm »nicht<br />
wenige pantheistische Ansätze und Äußerungen«<br />
zuschreibt 95 , differenziert <strong>de</strong>r<br />
Theologe Kurt Goldammer <strong>de</strong>utlich zwischen<br />
echten und pseudoparacelsischen<br />
Schriften und fin<strong>de</strong>t in ersteren ein Vorherrschen<br />
biblisch orientierter Lehren wie<br />
die <strong>de</strong>r creatio ex nihilo durch das Wort<br />
Gottes, die Paracelsus an verschie<strong>de</strong>nen<br />
Stellen tatsächlich unzwei<strong>de</strong>utig formuliert.<br />
96 Pagel versucht dagegen zu zeigen,<br />
dass Paracelsus <strong>de</strong>n kosmogonischen Prozess<br />
als das schöpferische Einwirken<br />
Gottes auf eine präexistieren<strong>de</strong> Erste Materie,<br />
<strong>de</strong>n yliaster, dachte. 97<br />
Neben diesem Problem sind in <strong>de</strong>m Abschnitt<br />
weitere grundsätzliche Fragen <strong>de</strong>r<br />
paracelsischen Materietheorie zu behan-<br />
40<br />
<strong>de</strong>ln, wie die – auf <strong>de</strong>n ersten Blick wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />
gehandhabte 98 und historisch<br />
folgenreiche – nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r tria<br />
prima – Mercurius, Sulphur und Salz – zu<br />
<strong>de</strong>n vier aristotelischen Elementen 99 und<br />
abschließend die nach <strong>de</strong>m Hylozoismus.<br />
Klassischerweise gilt Paracelsus als Vertreter<br />
<strong>de</strong>s Hylozoismus 100 , doch hat die Paracelsus-Forschung<br />
seine Naturphilosophie<br />
kaum je unter diesem Begriff untersucht.<br />
Goldammer stellt zwar fest, dass für Paracelsus<br />
die prima materia »etwas Lebendiges«<br />
ist, stellt dies aber in <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />
eines Übergangs »vom Mythischen<br />
zum Chemischen, vom Statischen zum<br />
Dynamischen«. 101 Pagel erwähnt <strong>de</strong>n Begriff<br />
in Verbindung mit Paracelsus' <strong>de</strong>r Alchemie<br />
entlehnten I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r »semina« und<br />
<strong>de</strong>r Mikrokosmos-Makrokosmos-<br />
Analogie. 102 In diesem Projekt wird jedoch<br />
die Ansicht vertreten, dass <strong>de</strong>r Hylozoismus<br />
ein grundlegen<strong>de</strong>r Zug <strong>de</strong>r paracelsischen<br />
Materietheorie ist und als solcher<br />
explizit untersucht zu wer<strong>de</strong>n verdient.<br />
De fructibus quattuor elementorum<br />
In diesem Abschnitt soll die Frage <strong>de</strong>r Entstehung<br />
<strong>de</strong>r Erze, Mineralien und Metalle<br />
im Mittelpunkt stehen. Paracelsus hat sich<br />
in einer Reihe von Schriften, die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Epochen seines Schaffens entstammen,<br />
zu diesem Thema geäußert. 103 An<br />
dieser Stelle seien anhand einiger Aussagen,<br />
die <strong>de</strong>m Frühwerk »De mineralibus«<br />
entnommen sind, 104 die Fragestellungen<br />
dieses Abschnitts formuliert. Erze, <strong>Ges</strong>teine,<br />
Mineralien und Metalle gehen<br />
durch »Gebärung« aus <strong>de</strong>m Element Wasser<br />
als ihrer Mutter hervor. 105 Sie wachsen<br />
gemäß ihrer prä<strong>de</strong>stinierten Zeit als »wasserliche<br />
Bäume« in das Element Er<strong>de</strong> analog<br />
<strong>de</strong>m Hineinwachsen <strong>de</strong>r Bäume und<br />
Kräuter aus ihrem Mutterelement Er<strong>de</strong> in<br />
die Luft. Mineralien, Erze, Metalle sind<br />
die Früchte jener Bäume. Sie unterliegen<br />
wie die Früchte <strong>de</strong>s Er<strong>de</strong>lements <strong>de</strong>m<br />
Kreislauf <strong>de</strong>s Lebens. 106 Im Element Wasser<br />
liegt die prima materia <strong>de</strong>r Mineralien, die