MTI-Heft 20 1003 - bei Bombastus-Ges.de
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er ist <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m sie gehorsam sein müssen.« 131 Betrachtungen<br />
<strong>de</strong>r Natur und <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>s<br />
Menschen gehen <strong>bei</strong> ihm fließend ineinan<strong>de</strong>r<br />
über. Da<strong>bei</strong> liefern Prinzipien seiner<br />
Naturmetaphysik wie die Mikrokosmos-<br />
Makrokosmos-Analogie, die astralen<br />
Kräfte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hylozoismus das begriffliche<br />
Rüstzeug einer anthropozentrischen<br />
Kosmologie. Die Inkohärenzthese berücksichtigt<br />
diesen zentralen Aspekt <strong>de</strong>s paracelsischen<br />
Wissenschaftsverständnisses<br />
nicht ausreichend.<br />
Astrologie und Prognostika<br />
Die paracelsische Naturmetaphysik begrün<strong>de</strong>t<br />
einerseits philosophisch die Stellung<br />
<strong>de</strong>s Menschen als eines mit <strong>de</strong>m kosmischen<br />
<strong>Ges</strong>chehen untrennbar<br />
verbun<strong>de</strong>nen Wesens. 132 An<strong>de</strong>rerseits ist<br />
<strong>de</strong>r Mensch für <strong>de</strong>n Christen Paracelsus<br />
kein reines Naturwesen. Er ist auch im<br />
Übernatürlichen verwurzelt, mit Vernunft<br />
ausgestattet und verantwortlich für sein<br />
Han<strong>de</strong>ln. Neben <strong>de</strong>m »Licht <strong>de</strong>r Natur«<br />
schöpft er Erkenntnis aus <strong>de</strong>r Offenbarung,<br />
aus <strong>de</strong>m Wort Gottes. Es ist zu fragen,<br />
ob und gegebenenfalls welche ethischen<br />
For<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Menschen, z.B.<br />
im Sinne eines naturgemäßen Lebens o<strong>de</strong>r<br />
eines natürlichen <strong>Ges</strong>etzes daraus resultieren.<br />
Augenfällig und daher sinnvoller Ausgangspunkt<br />
<strong>de</strong>r Betrachtung ist die Funktion<br />
<strong>de</strong>r astralen Einflüsse auf das Leben<br />
<strong>de</strong>s Menschen. In <strong>de</strong>r »Astronomia<br />
Magna«, einem philosophischen Spät- und<br />
Hauptwerk, bezeichnete Paracelsus die <strong>Ges</strong>tirne<br />
als »natürliche Schulmeister«: »also<br />
ist es ein schulmeister im menschen und <strong>de</strong>r<br />
mensch sein schüler und lernet das natürliche<br />
liecht von ihm, das ist vom gestirn.« 133 In dieser<br />
Schrift vermittelt die si<strong>de</strong>rische Ebene<br />
– im Unterschied zur elementischen und<br />
übernatürlich-göttlichen – <strong>de</strong>m Menschen<br />
die spezifisch menschlichen Fähigkeiten,<br />
wie Verstan<strong>de</strong>skraft, Künste, Handwerk<br />
und Naturerkenntnis. 134 Neben diesen<br />
zunächst mehr das Individuum betreffen<strong>de</strong>n<br />
Aspekt tritt mit <strong>de</strong>r von Paracelsus ge-<br />
44<br />
pflegten Praxis <strong>de</strong>r astrologischen Prognostik<br />
<strong>de</strong>r gesellschaftliche Aspekt <strong>de</strong>r Astrologie.<br />
Während <strong>de</strong>m individualethischen<br />
Aspekt bereits eine Reihe von Ar<strong>bei</strong>ten gewidmet<br />
wur<strong>de</strong>n, soll an dieser Stelle <strong>de</strong>r<br />
gesellschaftlich-politische im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
stehen. 135 Da<strong>bei</strong> gilt es insbeson<strong>de</strong>re zu untersuchen,<br />
inwieweit diese Schriften gesellschaftliche<br />
Kritik und sozialethische For<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>bei</strong>nhalteten.<br />
Analogien in Naturphilosophie und<br />
Sozialethik<br />
Paracelsus' naturphilosophisches Denken<br />
vollzieht sich in Analogien. Unter Voraussetzung<br />
<strong>de</strong>r Ar<strong>bei</strong>tshypothese, dass dieses<br />
analogische Denken sich auch auf das Gebiet<br />
<strong>de</strong>r Sozialpolitik und Ethik erstreckt,<br />
stellt sich die Aufgabe, diese strukturellen<br />
Gemeinsamkeiten – aber auch mögliche<br />
Brüche – aufzuzeigen und darzustellen.<br />
Da für Paracelsus sowohl Theologie, und<br />
aufgrund ihrer vollständig religiösen Verankerung<br />
damit auch die Ethik, als auch<br />
»philosophei« ihren Anfang in <strong>de</strong>r Heiligen<br />
Schrift zu nehmen hatten, erscheint diese<br />
Annahme naheliegend. 136 Die Untersuchung<br />
soll anhand dreier Motive erfolgen:<br />
1. <strong>de</strong>m qualitativen Zeitbegriff, 2. <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e<br />
<strong>de</strong>r vermitteln<strong>de</strong>n Instanzen (d.h. Konzept<br />
von Hierarchie in <strong>Ges</strong>ellschaft und Natur),<br />
und 3. <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Elias Artista.<br />
Der qualitative Zeitbegriff<br />
Ausgangspunkt sei zunächst <strong>de</strong>r von Walter<br />
Pagel eingeführte Begriff <strong>de</strong>r qualitativen<br />
Zeit. 137 Demnach trägt für Paracelsus<br />
die Zeit Merkmale einer aktiven Kraft. Alle<br />
Dinge haben ihre von Gott verordnete<br />
Zeit, ihre Entwicklung und Bestimmung.<br />
Es gibt keine von Ereignissen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />
losgelöste Zeit. Die Eigenschaften<br />
<strong>de</strong>r natürlichen Dinge hängen von<br />
»ihrer Zeit« ab und sind daher ständigem<br />
Wan<strong>de</strong>l unterworfen. Aus diesem Konzept<br />
zog Paracelsus Konsequenzen sowohl für<br />
die Medizin, wo »die Zeit« <strong>de</strong>s Medikaments<br />
– etwa <strong>de</strong>r Reifezustand einer Arz-