50 Jahre Ingenieurbüro Böger + Jäckle - VSVI Schleswig-Holstein
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Elemente nicht eine homogene Platte ersetzen, ihr bestenfalls sich bis auf eine<br />
vertretbare Genauigkeit annähern.<br />
Im Nachhinein ist es für die Ingenieure sehr befriedigend, dass bei einer kürzlich<br />
erfolgten Nachrechnung einer Brücke mit Modellstatik die Modellergebnisse (trotz?) neuer<br />
Richtlinien vollständig bestätigt wurden.<br />
Es bleibt noch zu erwähnen, dass einige (nach heutigem Sprachgebrauch) Freaks damals in<br />
eigener Regie einen weiteren Modellversuch durchführten, um den Einflusses variabler Auflagerabmessungen<br />
zu untersuchen. Das Ergebnis kann man in Straße und Tiefbau nachlesen.<br />
Rechner groß und klein<br />
Die eigentlich tumben Großrechner lösten mit ihren bis dahin unvorstellbaren Rechenleistungen<br />
in vielen Ingenieuren eine Euphorie der Erleichterung aus, fühlten sie sich doch jetzt endlich von<br />
der Statistenrolle des Statikers als des Rechenknechtes befreit. Nun könnten sie sich, so glaubten<br />
sie, ganz und gar der reinen Ingenieurkunst widmen, könnten jetzt endlich nur noch planen,<br />
entwerfen und konstruieren, weil den rein rechnerischen Rest ja der Computer liefern würde.<br />
Entsprechende Versprechungen machten deshalb auch viele der damals aufkommenden Rechenbüros<br />
in ihren unzähligen Inseraten. Wie herb aber war die Enttäuschung eines hier bekannten<br />
Ingenieurs, der für seine Anfrage nach einer Berechnung eines vorgespannten Binders<br />
Stützweite, zulässige Bauhöhe und Nutzlast angab, dann aber dem Rechner auch noch den genauen<br />
Betonquerschnitt und die Vorspannung liefern sollte. Ja, wenn das so sei, gestand der Ingenieur<br />
vollkommen desillusioniert, dann könne er den Binder ja auch gleich selber rechnen!<br />
Es war damals beileibe nicht ehrenrührig, sich der Tabellen und Formeln für Durchlaufträger<br />
und Rahmen zu bedienen oder auch mal nach Cross und Kani zu rechnen; es war mehr die Gefahr,<br />
nicht up to date zu sein, wenn man nicht elektronisch rechnen ließ. Diese Rechner wurden<br />
durch die Programme schlau gemacht, waren jedoch niemals klüger als ihre Programmierer, die<br />
die Elektronik des Rechners beherrschten, aber nicht die Bedingungen am Bau. So wurden eines<br />
Tages bei der Ausführungsplanung des unterirdischen Bahnhofs eines U-Bahn-Neubaues für einige<br />
Lastfälle unerklärliche Schnittkraftermittlungen abgeliefert, deren im Programm vermutete<br />
Ursache mit einfachen Lastfällen entdeckt werden konnte. Berücksichtigt man dann noch das<br />
ewige postalische Hin und Her von Eingabeformularen und Ausdrucken, dieses endlosen, farblich<br />
gestreiften breitformatigen Papierwustes, der in keinen Ordner passte, dann kann man erst<br />
ermessen, welch‘ erstaunliche, damals vollkommen unausdenkbare und heute kaum glaubliche<br />
aber reale Entwicklung unsere Computertechnik genommen hat.<br />
Oder aber, auch das ist heute nicht mehr vorstellbar, man wollte nur noch einige Punkte einer<br />
Trasse ausgerechnet haben und musste sich deshalb mit einem Schuhkarton voller Lochkarten<br />
beim Rechenzentrum des Landesamtes melden. Dort wurden die Karten eingelesen und nach<br />
kleinen Ewigkeiten dann die Frage gestellt: „Welche Punkte wollten sie denn haben?“<br />
Diese Zeit war für viele Ingenieure nicht gerade berückend. Ingenieure sind, und Bauingenieure<br />
ganz besonders, ein durchweg zwar nettes, aber auch stark individuell geprägtes Häufchen<br />
von Menschen, die bei der Lösung von Problemen nicht gern von externen Institutionen abhängig<br />
sein wollen; sie wollen ein Problem lieber selber lösen. Ihnen schmeckten die starren Loch-<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Ingenieurbüro</strong> <strong>Böger</strong> + <strong>Jäckle</strong> 2