50 Jahre Ingenieurbüro Böger + Jäckle - VSVI Schleswig-Holstein

Dessau wurde bei dem Hochwasser von 2002 nur deshalb überflutet, weil Elbe
und Mulde gleichzeitig Hochwasser führten. Gegen solche Gleichzeitigkeiten helfen
Deiche nicht allein, nur zusätzliche Wege für das andrängende Wasser, wie
zum Beispiel die Alte Elbe als Flutgraben in Magdeburg. In dieser Art wären noch viele Flussarme
aktivierbar. Alle Flüsse haben ihre neuralgischen Abschnitte, wie etwa die Elbe vor Lauenburg,
dort liegt eine über eintausend Meter breite Fläche, früher sinngebend Aue genannt, die jetzt
eingedeicht ist und bebaut. 1776 noch zeigt eine Karte dort ein Überschwemmungsgebiet, von
Gräben durchzogen, dessen Ablagerungen aus dem natürlichen Rückstau einer Verengung des
Flussbettes in Lauenburg auf dreihundert Meter Breite resultieren. Lauenburg liegt obendrein
noch am Prallhang der Elbe, häufige Überschwemmungen sind damit unvermeidlich. Ab Geesthacht
gibt es noch eine andere Art Hochwasser verursachende Gleichzeitigkeit: die Überlagerung
des Hochwassers der Elbe mit Ebbe und Flut. So wachsen sich die Deiche elbabwärts von
Flussdeichen zu Seedeichen aus. Für diese gilt seit der großen Flut von 1962 die Höhe einer
neuen Schutzlinie, jener Flut, die in Hamburg „uns Helmut“ bundesweit bekannt gemacht hat.
Diese Flut, verursacht von Winden, die von West auf Nordwest drehten und sturmartig auffrischten,
war hydrografisch kein undenkbarer Fall. Sie war sicher auch früher schon aufgetreten,
ohne große Schäden allerdings, nur fanden zwischenzeitlich an der Unterelbe massive anthropogene
Veränderungen statt. Napoleon zum Beispiel, baute einen Steg, um von Harburg nach
Hamburg zu kommen, da waren kein Wilhelmsburg, kein Hafen mit Kaimauern, da war alles
flaches Land. Und das Bett der Elbe, heute für die größten seegehenden Schiffe vertieft, bietet
jeder Flutwelle freie Bahn. Dies zu ändern ist schier unmöglich, also war den Fakten Rechnung zu
Hier läuft einiges zusammen
50 Jahre Ingenieurbüro Böger + Jäckle
Foto: B + J Archiv