50 Jahre Ingenieurbüro Böger + Jäckle - VSVI Schleswig-Holstein
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und Sponsoren für historische Sammlungen erwerben kann. Die Brücke hätte den „Käufer“ nichts<br />
gekostet, nur ihr Transport. Sie fand keinen kunst-/ingenieursinnigen Liebhaber, und so fiel sie<br />
dem gleißenden Schneidbrenner des Schrotthändlers zum Opfer. Die neue, mit Hilfsjochen fertig<br />
eingeschobene Brücke an gleicher Stelle ist optisch der alten Brücke zwar nachempfunden,<br />
wegen ihrer größeren Tragfähigkeit und Stützweite aber etwas grobschlächtiger.<br />
Die Kombination von Schleuse und Brücke über das Haupt- zum Unterwasser hat schon Tradition.<br />
So war das auch an der Schleuse Berkenthin des Elbe-Lübeck-Kanals. Die genietete Brücke<br />
aus Profilstahl war dem Verkehr einer Bundesstraße trotz Einspurverkehrs und verkehrlicher<br />
Beschränkung nicht mehr gewachsen. Es gab Überlegungen, für Berkenthin eine Umgehungsstraße<br />
mit einer Brücke zu bauen, die das Tal der Stecknitz beziehungsweise den Kanal in 18<br />
Metern Höhe überspannt. Damit einhergehen sollte ein Ausbau des Kanals für Tausendtonnen-<br />
Kähne. Eine gewisse Entlastung brachte der Bau der A 20, so wurde nach mehr als zwanzig <strong>Jahre</strong>n<br />
Planung die alte Brücke etwas verschoben und ein Ersatzbauwerk als Stab-Bogenbrücke<br />
etwa in alter Lage ausgeführt, das heißt: wieder in Schleusennähe. Mit Rücksicht auf die historische<br />
Situation und Ortslage wurde großer Wert auf eine ansprechende Gestaltung gelegt. So<br />
wurde zwar nicht das alte Bauwerk ertüchtigt, aber immerhin das Gesicht gewahrt. Eine Besonderheit<br />
hat die neue Brücke: die Fahrbahnplatte soll mit Erdwärme eisfrei gehalten werden.<br />
Es gibt Brücken, bei deren Anblick man sich fragt, wie die dem stetig wachsenden Verkehr so<br />
lange haben genügen können und dabei doch noch so erstaunlich fit geblieben sind. Eine dieser<br />
Brücken ist die Harburger Brücke über die Süder Elbe von 1899 mit ihren vier Fachwerkbögen<br />
von rund einhundert Metern Stützweite und zwei Vorlandbrücken von je 31 Metern. Im Gegensatz<br />
zu den Hamburger Elbbrücken, auf denen die Straßenbahn nach Wilhelmsburg und Harburg<br />
sowie die Verkehrsbelastung der Autobahn und der Wilhelmsburger Reichstraße lagen, war<br />
sie durch die Autobahn entlastet, die Reichstraße erhielt später eine eigene Brücke, so blieben<br />
nach <strong>Jahre</strong>n nur der Lokalverkehr und die Straßenbahn. Als diese Bahn schließlich eingestellt<br />
wurde, benutzten sie eine Weile nur noch Busse, später nur noch Romantiker. Die Neunzigjährige<br />
wurde dann um die außen liegenden Gehwege erleichtert, aber auch so gelangte sie in die<br />
Denkmalliste. <strong>Böger</strong>+<strong>Jäckle</strong> durften für die alte Dame tätig werden, als ihr neue Vorlandbrücken<br />
im alten Stil angepasst wurden.<br />
Gedanklich ganz in der Nähe: Hamburg, Herrengraben-Fleet, Stadthausbrücke! Für die hier<br />
versammelten vielen Klinkerklötze war die Brücke für eine entsprechende Prachtstraße etwas zu<br />
schmal geraten. Es ist zwar kein Fitnessprogramm, aber doch ein Schritt zur Erhaltung, was deshalb<br />
jetzt passierte. Das Brückenhaupt wurde minutiös abgetragen und etwas versetzt „original“<br />
wieder aufgebaut – gelungen! Für einen baugeschichtlichen Kritiker nähern wir uns hier bedenklich<br />
der „Tapete“. Wenn zum Beispiel ein Bauer in der Eidermarsch seine Diele mit südlichen<br />
Bildern ausmalen lässt, oder sich ein von der Tenne nur über schmale Stiegen erreichbares Musikzimmer<br />
für kleine Gesellschaft einrichtet, ist das rührend. Hätten diese Herren aber vor ihren<br />
Haubarg einen klassizistischen Portikus gesetzt, wäre das „Tapete“, der Haubarg wäre nicht klassizistisch<br />
geworden. Noch eins: es ist einfach zu leicht, dem jeweiligen Geschmack durch Tapetenwechsel<br />
gerecht zu werden. Und noch eins: Tapeten sind wie Facelifting, sie täuschen Fitness nur<br />
vor.<br />
Wo wir gerade so schön am Meckern sind: Was soll sich ein Autofahrer eigentlich denken, der<br />
auf der B 5 vierzig Höhenmeter der Marsch überwunden hat und sich dann in einem Gitterkäfig<br />
wiederfindet? Ist er ein gefährliches Wesen, das wie ein Raubtier in die Manege abgeleitet wird?<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Ingenieurbüro</strong> <strong>Böger</strong> + <strong>Jäckle</strong>