Möbel, Pendulen, Bronzen, Spiegel, Tapisserien ... - Koller Auktionen
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<strong>Möbel</strong> & Antiquitäten | <strong>Möbel</strong>, Uhren, <strong>Tapisserien</strong>, <strong>Bronzen</strong><br />
1025<br />
1025*<br />
GEFASSTES DAMENBUREAU, Louis XV, Norditalien um 1760.<br />
Holz allseitig gelackt im „goût chinois“; auf schwarzem Fond idealisierte<br />
Park- und Pagodenlandschaft mit Figurenstaffage. Rechteckiger Korpus<br />
auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Schräges,<br />
abklappbares und innen mit rotem, goldgepresstem Leder bezogenes Blatt<br />
über 2 nebeneinander liegenden Schubladen. Inneneinteilung mit grossem<br />
Zentralfach, flankiert von je 1 Schublade unter grossem Fach.<br />
Bronzebeschläge und -knöpfe. 84x42x(offen 77)x95 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, USA.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 6 720.- / 10 450.-)<br />
1026*<br />
1 PAAR MOHRENBÜSTEN, Spätbarock, in der Art von M.<br />
BARTHEL (Melchior Barthel, 1625 Dresden 1672), Venedig um 1880.<br />
Schwarzer, weisser und polychromer Marmor. Weibliche bzw. männliche<br />
Mohrenbüste mit stilisierter Rüstung. H ca. 78 cm.<br />
Provenienz: Aus einer hochbedeutenden europäischen Privatsammlung.<br />
Mohrenbüsten wurden bereits in der Antike hergestellt, waren aber vor<br />
allem seit der Renaissance sehr beliebt. Im 17. Jahrhundert fanden sie bei<br />
jungen wohlhabenden Edelleuten besonders Anklang, die auf ihrer „Grand<br />
Tour“ durch Mitteleuropa, Italien und Frankreich reisten und die aus buntem<br />
Marmor und Schmucksteinen geschaffenen Skulpturen erwarben. Die<br />
wohl erste bedeutende Mohrenfigur ist jene von N. Cordier (Nicolas<br />
Cordier, 1567-1612), die für die Villa Borghese gefertigt wurde; später<br />
erwarb sie Napoleon, und heute ist sie Teil der Sammlungen des Musée du<br />
Louvre. Eine weitere wichtige Büste ist jene des „Antonio Nigrita“ (Leiter<br />
einer Gesandtschaft von Kongo) in Sta Maria Maggiore, 1608 gefertigt<br />
vom römischen Bildhauer Francesco Caporale (tätig um 1600-1620). Im<br />
späten 18. und während des gesamten 19. Jahrhunderts waren die<br />
Mohrenfiguren wieder äusserst gefragt; sie wurden als dekorative Elemente<br />
in den Residenzen zahlreicher Persönlichkeiten und Kunstsammler aufge-<br />
| 18<br />
stellt und sollten wohl den kultivierten Geschmack des Besitzers bezeugen<br />
und sein Status als „Globetrotter“.<br />
Das Mohrenmotiv an sich war vor allem in Venedig sehr beliebt und wurde<br />
vor allem in der Ebenisterie weiterentwickelt - wie z.B. von A. Brustolon,<br />
der pompöse <strong>Möbel</strong> mit Mohren fertigte - und zeigte so die kulturelle<br />
Verbindung zwischen der Lagunenstadt und dem exotischen schwarzen<br />
Kontinent; viele Afrikaner waren nach Venedig emigriert und dort als<br />
Pagen, Reitknechte oder Spassmacher tätig.<br />
Das hier angebotene Paar unterscheidet sich vom stark idealisiert gestalteten<br />
Mohr von N. Cordier vor allem durch die realistische Darstellung und erinnert<br />
an eine Büste von M. Barthel, die sich im Art Museum von St. Louis<br />
befindet; die detaillierte Ausführung der Gewänder und der Haartracht erinnert<br />
an Werke des norditalienischen Bildhauers Santi Cassarini, über dessen<br />
Leben es nur wenige Informationen gibt. Bekannt ist nur, dass er im ausgehenden<br />
17. Jahrhundert in der lombardischen/venezianischen Region tätig<br />
war.<br />
Eine ähnliche Mohrenbüste, M. Barthel zugeschrieben, wurde bei<br />
Christie’s London am 13.6.2002 (Katalognr. 64) verkauft. Weitere 4 bedeutende,<br />
ähnliche Mohren-Büsten waren Teil der Sammlungen von Baron<br />
Meyer de Rothschild und wurden in der berühmten „Mentmore“-Auktion<br />
von Sotheby’s Parke Bernet „in situ“ am 18.5.1977 (Katalognr. 225 und<br />
226) verkauft.<br />
Lit.: S. Pressouyre, Nicolas Cordier - Recherches sur la sculpture à Rome<br />
autour de 1600, Paris o.J.; S. 413-415 (Abb. 190-198, die erwähnten Mohren<br />
von N. Cordier). A. Bacchi, La scultura a Venezia da Sansovino a Canova,<br />
Mailand 2000; S. 692-694 (vergleichende Beispiele). Ibid., Scultura del 600<br />
a Roma, Mailand 2000; S. 792f. (Abb. 271, die Mohrenfigur aus der Villa<br />
Borghese).<br />
CHF 40 000.- / 70 000.-<br />
(€ 29 850.- / 52 240.-)