24.02.2013 Aufrufe

Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Allkäufe und Sdieukuiigeii i. J. ISOS. (JI<br />

Auf den fussartig verlängerten Enden <strong>der</strong> seitlichen Bretter ist je<strong>der</strong>seits<br />

ein Wappen geschnitzt, theilweis zerstört, doch deutlich bestimmbar, rechts<br />

das Wappen <strong>der</strong>er von Töbing, links das Wappen <strong>der</strong> Semmelbecker,<br />

beides lüneburgische Geschlechter. In Verbindung mit <strong>der</strong> Jahrzahl 1545<br />

ergiebt sich, dass wir die Hochzeitstruhe Georgs von Töbing des<br />

dritten dieses Namens besitzen, <strong>der</strong>, 1521 geboren, 1544 Sülfmeister<br />

ward, bald danach die Anna Semmelbecker in ehelichte, 1549 Baar-<br />

meister, 1553 Bürgermeister von Lüneburg wurde und 15G1 gestorben ist.<br />

Seine Wittwe überlebte ihn noch um 30 Jahre.<br />

Bemerkenswerth ist, dass das mit nicht gewöhnlicher Kunst durch-<br />

geführte Eelief dieser Truhe wohlerhaltene Spuren alter Bemalung trägt,<br />

die eine Vorstellung vielfarbiger Pracht, zu <strong>der</strong> auch Vergoldung mitwirkte,<br />

vermitteln. Für die Frage, ob die Lüiieburger Schnitzer um die Mitte<br />

des IG. Jahrhun<strong>der</strong>ts ihre Werke bemalten, ist damit aber nichts entschieden,<br />

da die vorhandene Bemalung keineswegs eine ursprüngliche, son<strong>der</strong>n viel<br />

später ausgeführt ist, wie aus <strong>der</strong> am oberen Eande roth aufgemalten<br />

Jahrzahl 1685 geschlossen werden darf.<br />

Nicht so vollständig erhalten ist die dem Alter nach zunächst<br />

folgende Esther -Truhe mit <strong>der</strong> Jahrzahl 1574 am Schlossbeschlag.<br />

Diese zeigt nicht mehr die typische Bauweise <strong>der</strong> Lüneburger Truhen<br />

des ausgehenden Mittelalters und <strong>der</strong> Frührenaissance — doch nur<br />

scheinbar. Die beiden wuchtigen Hermen, die jetzt je<strong>der</strong>seits <strong>der</strong><br />

geschnitzten Fläche die Stelle <strong>der</strong> senkrechten Bretter einnehmen, sind<br />

eine spätere, wenngleich noch <strong>der</strong> Renaissance angehorige Zuthat. Um<br />

dem verän<strong>der</strong>ten Geschmack, <strong>der</strong> die Schein-Architektur in den Bau <strong>der</strong><br />

Möbel einführte, nachzugeben, hat man einen Theil <strong>der</strong> Seitenbretter<br />

weggeschnitten und durch Hermen ersetzt. Das war nur möglich, indem<br />

man einen Theil des Reliefs opferte. Dieses zeigt in <strong>der</strong> durch vier<br />

Rundbogen geglie<strong>der</strong>ten Anordnung, die typisch ist für die Truhen <strong>der</strong><br />

Lüneburger Renaissance: links, wie König Ahasverus die vor ihm knieende<br />

Esther als seine Gemahlin krönt; rechts die Scene aus Buch Esther,<br />

Cap. V Vers I: „Und <strong>der</strong> König reckete den goldenen Scepter in seiner<br />

Hand gegen Esther". Dazwischen die Scene aus Cap. VI Vers I: „In<br />

<strong>der</strong>selben Nacht konnte <strong>der</strong> König nicht schlafen und hiess die Chronika<br />

und Historien bringen." Dabei als Nebenscene Haman am Galgen.<br />

Unter dem Eelief am Rande die Inschrift: „Hester wart to den<br />

Koninck Aswerus gebract Mardocheus wart to ere". Die mit<br />

dieser Truhe vor Alters vorgenommene Verän<strong>der</strong>ung hat auch die Seitenwände<br />

und den Deckel betroffen; an jenen tritt in profilirtem Rahmen<br />

eine Füllung mit Eisengriffen an Stelle <strong>der</strong> mittelalterlichen Konstruktion,<br />

und auch <strong>der</strong> flache Deckel ist entsprechend verän<strong>der</strong>t.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!