Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

Wecliselnde Ausstellungen i. J. 1898. CLVII
Wechselnde Ausstellungen.
Soweit es der durch das Anwaclisen der Sammlungen von Jahr zu
Jahr beschränkter werdende Raum nocli gestattete, liaben wir auch im
Jahre 18D8 einige Ausstelhmgen veranstaltet, in denen, wie Tagesereignisse im
Leben unserer Stadt dazu Anlass boten, die Blätter der H am bürgen sien-
Sammlung zu kulturgeschichtlichen Gruppen vereinigt vorgeführt, oder
andere belehrende Zwecke verfolgt wurden. Der an diese Ausstellungen
sich knüpfende Besuch hat wieder gezeigt, dass die Hamburger allen
derartigen auf die Entwickelungsgeschichte ihrer Stadt bezüglichen Ver-
anstaltungen lebhafte Theilnahme entgegenbringen.
Im Januar bot ein Gesellschafts-Abend des Vereins Hamburgischer
Musikfreunde Anlass, hundert trachten- und sitten-
geschichtliche Bilder auszustellen. Für die historisch -choreographischen
Aufführungen des Abends, war „das tanzende Hamburg" das Thema
gewesen. Ein zu Ehren des russischen Obersten von Tettenborn am
24. März 1813 veranstalteter Ball^ und das Leben und Treiben des Volkes
in der Vorstadt St. Pauli an einem Sommerabend um die Mitte unseres
Jahrhunderts hatten den Mitwirkenden Gelegenheit geboten zur Vorführung,
dort der Moden der vornehmen Welt zur Zeit des F]mpire-Stiles und der
Uniformen der deutschen Kämpfer in den Freiheitskriegen und ihrer
russischen Bundesgenossen, hier der mannigfachen Trachten der Schiffer
und Landleute der Umgegend, des Bürgermilitairs und der Mägde und
dazu jener komischen Strassenfiguren, die als Piepenreimers, Aalweber;,
Hummel u. dergl. noch in der Erinnerung der alten Hamburger leben.
Alle diese Trachten und Charakterfiguren waren auch in unserer Aus-
stellung zu sehen, dabei auch die Ti-achten des hambnrgischen Dienst-
mädchens vom Anfange des Jahrhunderts, wie sie in den Bildern Suhr's
überliefert sind, durch alle wechselnden Moden bis auf unsere Tage.
Zu einer umfangreicheren Ausstellung führte der ebenfalls von der
Gesellschaft der Musikfreunde für den Januar 1899 vorbereitete Gesellschafts-
abend, als dessen Thema ein „Gartenfest vor hundert Jahren" in
Aussicht genommen war. Um den Mitwirkenden sowohl die Kenntniss
der von ihnen darzustellenden Persönlichkeiten und der anzulegenden
Kostüme zu vermitteln, wie um die Theilnehmer in das kulturgeschichtliche
Mittel einzuführen, aus dem das Fest sich herausgestalten sollte, wurde
dieses Mal die Ausstellung schon einige Monate vorher, im November des
Berichtsjahres eröffnet. War der Charakter des vorjährigen Festes ein
unpersönlicher gewesen, so sollten dieses Jahr bestimmte, in dem geistigen
und politischen Leben Hamburgs hervorragende Männer und Frauen und vor
hundert Jahren liier weilende angesehene Fremde erscheinen. Daher traten
dieses Mal die Bildnisse in den Mittelpunkt der Ausstellung. Vorgeführt