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Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

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Ankäufe und Schenkungen i. J. 1S98. CXI<br />

Der Löwe ist unter den in Tliierg-estalt gebildeten Giessgefässen des<br />

Mittelalters weit häufiger als irgend ein an<strong>der</strong>es wirkliches o<strong>der</strong> fabel-<br />

haftes Thier. Gewöhnlich wird er aber stehend dargestellt, mit etwas<br />

gespreizten Beinen, um ihm genügende Standfestigkeit zu geben. Selten<br />

erscheint er sitzend, wie bei unserem Aquamanile. Ein solches von<br />

gleichem Motiv, aber abweichen<strong>der</strong> Einzeldurchführung befand sich bis<br />

vor etwa einem Jahrzehnt in Privatbesitz in Wismar und ist in Schlie's<br />

Verzeichniss <strong>der</strong> mecklenburgischen Kunstdenkmäler als ein verschwundenes<br />

Stück abgebildet. Im Antiquitätenhandel hat sich seine Spur verloren —<br />

nachdem es noch rasch dazu gedient hatte, nicht weniger als zwanzig<br />

gefälschte Giesslöwen in die Welt zu setzen. Vielleicht ist es identisch<br />

mit dem sitzenden Giesslöwen in <strong>der</strong> Sammlung des Barons Oppenheim<br />

zu Köln.<br />

Nicht viel jünger als dieser Giesslöwe ist ein emaillirtes<br />

Reliquien käste hen, das Fi'a,\\ Julius Bee dem Museum geschenkt hat.<br />

Mit ihm gemeinsam hat es den Vorzug, als ein seltenes Ueberbleibsel<br />

<strong>der</strong> alten Kirchenschätze des nördlichen Schleswig gelten zu dürfen; in<br />

<strong>der</strong> Gegend von Apenrade ist es aufgefunden worden, wie das Aquamanile<br />

schon lange seiner ursprünglichen Bestimmung entfremdet und zu einem<br />

Gotteskasten o<strong>der</strong> Sparbehälter hergerichtet, in Folge dessen anch nicht<br />

vollständig erhalten. Es hat die Form eines auf vier Füssen stehenden<br />

Sarkophages mit Pultdach und einem von sechs runden Löchern durch-<br />

brochenen Kamm. Erhalten sind ausser dem aus Eichenholz zusammen-<br />

gesetzten Kern von den sechs emaillirten Kupferplatten, mit denen dieser<br />

ursprünglich bekleidet war, nur drei, die Platten <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Kastenfläche<br />

und <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Dachschräge, sowie die Platte <strong>der</strong> einen Seitenwand. Der<br />

Grubenschmelz, die Gravirungen und die Fassung <strong>der</strong> farbigen Steine auf<br />

diesen Platten weisen mit Sicherheit auf Limoges, dessen Goldschmiede<br />

im 13. und 14. Jahrhun<strong>der</strong>t die Kirchen des Abendlandes mit mehr<br />

o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> fabrikmässig hergestellten Grubenschmelzarbeiten versahen.<br />

Reliquienkästchen, Altarleuchter und an<strong>der</strong>e Kultgeräthe „de opere lemo-<br />

vicensi" müssen im Mittelalter in den reicheren Kirchen Nordalbingiens<br />

vielfach in Gebrauch gewesen sein. Nur sehr wenige Stücke haben sich<br />

in weltentlegenen Kirchen erhalten; einiges ist in das Museum nordischer<br />

Alterthümer zu Kopenhagen gerettet worden; zwei schöne Leuchter<br />

bewahrt das Museum schleswig-holsteinischer Alterthümer zu Kiel.<br />

Jede <strong>der</strong> beiden Vor<strong>der</strong>platten unseres Kästchens zeigt in stehen<br />

gelassenen und vei'goldeten Kupferflächen zart gravirt zwei Engelgestalten<br />

mit aufwärts gerichteten Flügeln; über den mit wohlerhaltenem Gruben-<br />

schmelz bedeckten Grund sind in blauer Fläche verstreut kleine grüngelbe<br />

o<strong>der</strong> weisse Runde mit rothem Auge und Runde, in denen eine sechs-<br />

blättrige Blume o<strong>der</strong> eine Kreuzesform aus gelbem, grünem und rothem<br />

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