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Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

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CXXXVI<br />

"<br />

Museum für Kunst und Gewerl)e.<br />

nicht; es sind aber mindestens 29 Einzelfignren gewesen, von denen<br />

wir jetzt zwei besitzen. ])ass es sich nicht nm sächsische son<strong>der</strong>n um<br />

fremdländische Strassenausrufer handelt, zeigt uns schon die Waare, die<br />

beide uns anpreisen. Der Mann trägt in einer Kiepe auf dem Eücken<br />

und in einem Henkelkorbe grosse, zwischen Blättern verpackte Kamm-<br />

muscheln ; dass er nicht leere Schalen, son<strong>der</strong>n essbai-e Muscheln feilhält,<br />

zeigt uns die geöffnete Muschel in seiner rechten Hand. Die Frau bietet<br />

auf einem flachen Korbdeckel allerlei Gemüse feil, Rettige und in einem<br />

Topfe steckende weisse Selleriestengel. Jener trägt unter dem Sockel ein-<br />

gekratzt die Nummer 12, diese die Nummer 2i), entsprechend ihrer Ordnungs-<br />

zahl in <strong>der</strong> Folge des Pariser Ausrufes. — Als einziges zu uns gelangtes<br />

Meissener Stück <strong>der</strong> Hirth'schen Sammlung ist ein vom Herrn Architekten<br />

Hugo Stammann geschenktes Messerbänkchen in fein geschwungener<br />

Form mit grüner, hellrother und goldner Staffirung zu erwähnen.<br />

Von Erzeugnissen <strong>der</strong> Berliner Manufaktur ist nur ein Stück<br />

hinzugekommen, aber ein Hauptstück, das zu Ende <strong>der</strong> sechziger Jahre des<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>ts entstandene grosse Schreibzeug mit <strong>der</strong> freistehenden<br />

Figur des Gütterboten Merkur, dem ein fliegen<strong>der</strong> Amoi- einen verschlossenen<br />

Brief anvertraut, während ihm zur Seite ein Hahn Wache hält.<br />

Aus <strong>der</strong> kleinen thüringischen Manufaktur zu Cl oster Veilsdorf ist<br />

die erste Figur in die Sammlung gelangt, ein Harlekin in buntem Flicken-<br />

kleide, <strong>der</strong> einen Brief hochhält; er gehört zu den von allen Manufakturen<br />

auf den Markt gebrachten Typen <strong>der</strong> italienischen Comedia d'arte.<br />

Auch die älteste <strong>der</strong> beiden Schweizer Porzellan-Manufakturen,<br />

aus <strong>der</strong> wir bisher kein Beispiel besassen, ist im Vorjahre zu guter Ver-<br />

tretung gelangt. Im Jahre 1763 verbanden sich auf Anregung des<br />

Dichters und Malers Salomon Gessner einige angesehene Züricher,<br />

um in S Choren, einem zur Gemeinde Kirchberg am Ufer des Züricher<br />

Sees belegenen Dorfe eine Porzellan- und Fayence-Fabrik zu errichten.<br />

Nicht ohne dieselben finanziellen Schwierigkeiten zu erfahren, die keiner<br />

<strong>der</strong> gleichzeitigen deutschen Manufakturen erspart blieben, ist die Züricher<br />

Fabrik unter <strong>der</strong> Direktion des aus Höchst berufenen Adam Spengler<br />

und unter dem künstlerischen Einfluss Gessner's während dreissig Jahren<br />

in Betrieb gewesen. Im Jahre 1798 wurde sie an den Schwiegersohn<br />

Spengler's, M. Nehracher, verkauft, <strong>der</strong> den Betrieb bis zu seinem Tode<br />

1803 fortsetzte. Danach in an<strong>der</strong>e Hände übergegangen, beschränkte<br />

sich die Schorener Fabrik auf die Herstellung von Gebrauchswaare ohne<br />

künstlerischen Werth. Anfänglich, ehe die Herstellung des Hartporzellans<br />

gelungen war, wurde kurze Zeit ein dem französischen ähnliches glasiges<br />

Weichporzellan erzeugt. Unter Gessner's Einwirkung hoben sich bald<br />

die künstlerischen Leistungen. Ohne die Mannichfaltigkeit zu erreichen,<br />

die wir bei den Erzeugnissen <strong>der</strong> grösseren deutschen <strong>Anstalten</strong> finden,

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