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Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

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Ankäufe und Schenkungen i. J. 1898. CXIX<br />

Europäisclie Metallarbeiten des 16,—18. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Zu den glücklichen Käufen des Vorjahres zählt das grosse Trinkhorn<br />

des Flensburger Schnittger- und Tischler- Amtes. Vor<br />

etwa dreissig Jahren veräussert, hatte sich dieses wichtigste aller in<br />

Schleswig-Holstein überlieferten Zunftgefässe unter wie<strong>der</strong>holtem Wechsel<br />

<strong>der</strong> Besitzer so lange in privaten Sammlungen und Händlerbeständen<br />

unihergetrieben, bis die Kenntniss seiner Herkunft ganz verloren war,<br />

auf die nicht eine <strong>der</strong> vielen Inschriften am Beschlag des Hornes unmittelbar<br />

hinwies. Die Willkommen <strong>der</strong> alten Zünfte tragen höchst selten die<br />

Namen von Städten. Für sesshafte Männer angefertigt und nur in feierlicher<br />

Versammlung <strong>der</strong> Innungsgenossen im Amtszimmer benutzt, bedurften<br />

die Trinkgefässe <strong>der</strong> Ortsbezeichnung nicht, da Niemand in den Sinn<br />

kommen konnte, ihnen eine an<strong>der</strong>e Zugehörigkeit zuzusprechen, als eben<br />

<strong>der</strong> Ortschaft, in <strong>der</strong> man sich ihrer bediente. Nachdem die alten Zunft-<br />

gefässe Gegenstände des Handels geworden, hält es oft recht schwer,<br />

nach den nie fehlenden Namen <strong>der</strong> Meister o<strong>der</strong> Altgesellen die Herkunft<br />

eines Willkomms zu bestimmen. Im vorliegenden Fall war es freilich<br />

leicht, trug doch eine <strong>der</strong> silbernen Spangen des Hornes den Namen des<br />

Heinrich Ringerinck, des berühmten Flensburger Bildschnitzers vom Ende<br />

des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts. War damit eine Spur gefunden, so ergab sich<br />

leicht alles Weitere und konnte mit Sicherheit ermittelt werden, dass wir<br />

in dem auf S.CXX abgebildeten Trinkhorn den alten Willkomm <strong>der</strong> Schnittger<br />

<strong>der</strong> Stadt Flensburg besitzen.<br />

In <strong>der</strong> Fassung des dunkel gelbbraunen, gegen die Spitze schwarzen<br />

Stierhornes sind vier Zeiten zu unterscheiden.<br />

Der breite vergoldete Mündungsrand mit <strong>der</strong> in gothischen Minuskeln<br />

eingravirten Inschrift ist ein Eest <strong>der</strong> ältesten, spät -mittelalterlichen<br />

Fassung des Hornes aus einer Zeit, w^o es wahrscheinlich wie an<strong>der</strong>e<br />

seines Gleichen einer Kalandsbrü<strong>der</strong>schaft diente. Die plattdeutsche<br />

Inschrift lautet: „mcntdj Ijfltct umt l)S fxttlj, badj mixt \)t Uten mai<br />

bar pdjiit", d. h. „Mancher hasst, was er sieht, doch muss er leiden, was<br />

da geschieht."<br />

Gegen Ende des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts hat dann das Hörn als Willkomm<br />

<strong>der</strong> Glaser und Schnittger <strong>der</strong> Stadt Flensburg eine neue Fassung<br />

erhalten, die von <strong>der</strong> ältesten den Mündungsrand beibehielt. Auf den<br />

silbernen Spangen, die den Rand mit <strong>der</strong> Spitze und den breiten Quer-<br />

gurten verbinden, an denen die drei bronzenen Hahnenfüsse sitzen, wurden<br />

die Namen aller dem Amte angehörigen Meister eingravirt. Das mag<br />

wohl im Jahre 1594 geschehen sein, da am 14. September jenes Jahres<br />

König Christian IV. von Dänemark, während er in Flensburg weilte, die<br />

von den Aelterleuten und dem ganzen Amt <strong>der</strong> Glaser und Schnittger <strong>der</strong><br />

Stadt vorgelegte neue „Schraa von acht und vierzig un<strong>der</strong>schiedUchen

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