Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

CLVIII MusfUin für Kunst und Gcwcrije.
wurde, was unsere Hamburgensien- und Portrait-Sammlung an gedruckten
Bildnissen der in Betracht kommenden Persönlichkeiten schon enthielt oder
ihr aus diesem Anlass geschenkt wurde, dazu Drucke und Gemälde, die
aus Privatbesitz, insbesondere durch die Güte der Herren Direktor Rudolph
Petersen, Dr. W. Sieveking und Dr. G. H. Sieveking, uns leihweise über-
lassen wurden. Alles wurde gruppirt thunlichst nach den Lebensstellungen
oder den vei-wandtschaftlichen Beziehungen der Persönlichkeiten, deren
gesellschaftlicher und geistiger Mittelpunkt vor hundert Jahren Caspar
von Yoght gewesen war, nicht nur als reicher und freigebiger Besitzer
des Flottbecker Parkes, sondern mehr noch durch seine hohe persönliche
Begabung, seinen Geist und sein Wissen und eine glückliche Anlage zu
edlem Genuss des Lebens. Andere Bildergruppen zeigten den Park und
die Gebäude des Voght'schen Landsitzes und die Eibufer von Flottbeck
bis zu dem Sieveking'schen Hause am Neumühlen er Strand, dessen
Bewohner zu den Intimen des Voght'schen Kreises gehört hatten. Endlich
wurden auch Trachten- und Sittenbilder ausgestellt, um die vielgestaltigen
Moden jener Zeit zu veranschaulichen, in denen die Kostüme des ancien
regime noch fortlebten, während schon die freiere antikisirende Gewandung
in der Frauentracht die Herrschaft angetreten hatte, die sie bis über
den Sturz des Empire hinaus behaupten sollte. Mit Dank anzuerkennen
ist, dass die angeseheneren hamburgischen Tagesblätter an unsere Aus-
stellung ausführliche geschichtliche und literarische Erörterungen knüpften,
durch die mancher werthvoUe Beitrag zu der Geschichte Hamburgs in
jenen denkwürdigen Tagen weiten Kreisen vermittelt wurde.
Ausschliesslich hamburgische Bücherzeichen bot eine dritte
Ausstellung im März d. J. Das Verdienst, den Geschmack an künstlerisch
ausgestatteten Ex libris in Hamburg wieder belebt zu haben, gebührt
Herrn Eduard Lorenz Meyer, dessen Arbeiten den Hauptbestandtheil
der Ausstellung bildeten. War er anfänglich mit der Erfindung guter
heraldischer Zeichnungen der Bahn gefolgt, auf der im Anschluss an
die Ueberlieferung überall in Deutschland die Wiedergeburt des Bücher-
zeichens begann, so hat er später für seine Freunde und Bekannten auch
Bücherzeichen entworfen, in denen, wie es ihre besondere Bestimmung
gestattete, stilisirte Pflanzenornamente angewendet erschienen. Weiter
ist eine ganze Eeihe junger Kräfte, mit mehr oder minderer Eigenart
gerüstet, in den Wettbewerb eingetreten, 0. Schwindrazheim, Max
Droege, Carl Wolbrandt in erster Reihe, denen in jüngster Zeit ein
jugendlicher Nachwuchs mit Eifer und Geschick gefolgt ist. Unsere
Ausstellung bot dafür anziehende Belege und allen Besitzern von Bücherzeichen
die auch von vielen gern ergrilfene Gelegenheit, unsere Sammlung
von Ex libris um das ihrige zu bereichern. Diese Sammlung beschränkt
sich übrigens nicht auf hamburgische Bücherzeichen, sondern nimmt die