BeLL Katrin Kröger endgültig - Desy
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XVI<br />
dass Modelle nur Wirklichkeitskonstruktionen, nicht die Wirklichkeit selbst, sind.<br />
Ausführlicher behandele ich dies unter der Überschrift „Wissenschaftstheoretische<br />
Grundlagen“. Unter dem hervorgehobenen Satz „Naturgesetze können nicht im Sinne der<br />
Mathematik bewiesen werden.“ geht es nochmals um den nicht vorhandenen Anspruch, die<br />
absolute Wahrheit zu enthüllen. Dies wird fortgesetzt unter den nächsten hervorgehobenen<br />
Sätzen „Die Modelle der Naturwissenschaft sind in keiner Weise als Abbildungen der Realität<br />
aufzufassen. Ein Modell dient zur Beschränkung der Untersuchung auf jeweils als wesentlich<br />
betrachtete Phänomene.“. Später werden die Probleme besprochen, die aus der Nutzung<br />
didaktischer Modelle resultieren, und als Beispiel die unter dem Kapitel „Experimenttypen“<br />
verwendete Analogie für ein Streuexperiment mit dem Sack im Urwald angeführt. Es wird auf<br />
eine sich ergebende Einschränkung verwiesen. Damit sollte der Leser die Problematik erkannt<br />
haben.<br />
Ein weiterer Hinweis für das Verfassen von Lehrbüchern in der Physik allgemein stammt von<br />
der Professorin Caren Hagner, die an der Universität Hamburg Teilchenphysik lehrt. Anstatt<br />
Faktenwissen zu präsentieren, soll ich in erster Linie auf das Verdeutlichen der grundlegenden<br />
dahinterstehenden gedanklichen Konzepte achten. In folgendem Zitat bezieht sie dies direkt<br />
auf die Teilchenphysik und verbindet es mit diesen für die Thematik typischen<br />
Schwierigkeiten: „Man kann nicht alles in der Teilchenphysik mit der Alltagswelt in<br />
Beziehung setzen, das geht nicht. Es gibt gewisse Grundgedanken, eben dass alles von Skalen<br />
abhängt, dass man Abstände immer mit irgendeiner Referenz vergleicht, […] aber hinterher<br />
versucht man eben verschiedene Konzepte den Studenten nahezubringen: Was ist das<br />
Konzept eines Streuexperimentes? Der Begriff der Streuung ist ganz wichtig, über Streuung<br />
erfahren wir alles aus unseren Teilchen.“ XXVII In der Lehre wird also vor allem versucht,<br />
verschiedene Konzepte (statt bloßes Faktenwissen) zu erklären, die für das Denken in der<br />
Teilchenphysik wichtig sind. Neben dem grundlegenden Konzept der Streuung gilt dies<br />
ebenso wie z. B. für Erhaltungssätze. XXVIII<br />
Zwei Beispiele, die besonders deutlich zeigen, wie ich versucht habe, dahinterstehende<br />
Gedankenkonzepte zu vermitteln statt Wissensanhäufung zu betreiben, sind die im Kapitel<br />
„Experimenttypen“ verwendete Analogie für ein Streuexperiment mit dem Sack im Urwald<br />
sowie die Thematik im Unterkapitel „Die starke Wechselwirkung“ unter der Überschrift<br />
„Build your own particle“. Bei ersterem habe ich sehr ausführlich beschrieben, wie die Person<br />
im Urwald auf den Inhalt schlussfolgert, dabei habe ich die Analogie so gewählt, dass sie sich<br />
in unseren Dimensionen abspielt und somit gut vorstellbar ist. Danach werden „Target“ und<br />
„Collider“ miteinander verglichen und mit der Analogie zu einem Autozusammenstoß wird<br />
hier wieder gut vorstellbar vermittelt, warum heutzutage eher „Collider“-Experimente<br />
durchgeführt werden. Nachdem ich sowohl das Prinzip eines Streuexperiments als auch das<br />
eines „Collider-“ bzw. „Target-Experiments“ verdeutlicht habe, wird zum Ende hin wird auf<br />
neuere Entwicklungen mit der Methode des Streuexperimentes verwiesen. In „Build your own<br />
particle“ erkläre ich ausgehend vom Standardmodell systematisch die Erscheinungen der<br />
Baryonen und Mesonen. Dabei verwende ich die Konzepte der Ladung und der<br />
Farbneutralität. Anstatt etwas zur Entdeckungsgeschichte eines bestimmten Hadrons zu<br />
schreiben, vermittle ich, wie der Leser sich durch logisches Nachdenken selbst frei existente<br />
XXVII zitiert nach Hagner (2009)<br />
XXVIII vgl. Hagner (2009)