BeLL Katrin Kröger endgültig - Desy
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Umgekehrt ist es aber auch möglich, dass sich Strahlung in Masse verwandelt: Dieser Vorgang nennt<br />
sich Paarerzeugung.<br />
Beispielhaft ist die Paarerzeugung und Paarvernichtung bei Elektron-Positron-Paaren und Photonen:<br />
Da die Summe der Ladungen von Elektron und Positron Null ist, kann so ein ungeladenes Photon<br />
durch Paarvernichtung entstehen: e - + e + → γ<br />
Je nach Bewegungsenergie der Elektronen und Positronen entstehen auch mehrere Photonen.<br />
Besitzt ein Photon genügend Bewegungsenergie für die Ruhemasse von Elektron und Positron, kann<br />
Paarerzeugung stattfinden, noch vorhandene überschüssige Bewegungsenergie wird dann als<br />
Bewegungsenergie auf die Produkte verteilt: γ → e - + e +<br />
Diese Beispiele zeigen, dass Fermionen immer paarweise erzeugt und vernichtet werden,<br />
wohingegen Bosonen auch in ungeraden Anzahlen entstehen und verschwinden.<br />
Reicht die Energie aus, finden diese Umwandlungen ständig statt. Im Licht ist somit auch immer ein<br />
gewisser Anteil an Elektronen und Positronen. Die Gluonen sind für kurze Zeit auch immer in Form<br />
eines Quark-Antiquark-Paares existent.<br />
Diese Tatsachen würden bedeuten, dass wir und unsere Umgebung immer zu einem gewissen Anteil<br />
aus Antimaterie bestehen. Nun stellt sich die Frage, warum dann bei der gegenseitigen Vernichtung<br />
nicht ständig kleine Explosionen mit zerstörerischer Wirkung vonstattengehen. Das liegt daran, dass<br />
es sich hier um „virtuelle Teilchen“ handelt, ein Phänomen, das aus der Verbindung von<br />
Quantenmechanik und Relativitätstheorie resultiert. Eine vollständige Erklärung, was das für Teilchen<br />
sind und welche Eigenschaften sie besitzen, führt wegen der hohen Komplexität zu weit. Es wird<br />
vermutet, dass virtuelle Teilchen zu kurz existieren, um sie oder deren Auswirkungen (wie eine<br />
Vernichtung mit zerstörerischer Kraft) zu beobachten, aber es sie trotzdem geben muss.<br />
Im Urknall wurden Materie und Antimaterie zu gleichen Teilen erzeugt. Nach dem heutigen<br />
Forschungsstand aber gibt es in unserem Universum keine Antimaterie mehr, nur die, die bei<br />
Zerfällen, z.B. in der oberen Atmosphäre mit der Höhenstrahlung, entsteht, dann aber auch schnell<br />
wieder vernichtet wird. Daraus folgt, dass im Laufe der Zeit die Antimaterie vollständig annihiliert<br />
wurde. Dabei blieb ein „kleiner“ Rest Materie übrig: immerhin so groß, das daraus das Universum<br />
entstehen konnte. Wie dieser Überschuss zustande kam, ist ein Rätsel. Am LHCb-Detektor des LHC<br />
soll jetzt untersucht werden, wie es zu dem Ungleichgewicht gekommen ist.<br />
1.10.5. Das Innere des Protons – neueste<br />
Erkenntnisse<br />
Der Kenntnisstand über den Aufbau des Protons hat sich im Laufe der<br />
Zeit verändert (siehe Abb. 25 22 ). Bei dem Abtasten des Protons mit<br />
Elektronen wurde mithilfe von HERA entdeckt, dass das Innere des<br />
Protons nicht nur aus drei Quarks besteht. Vielmehr ist dort eine<br />
regelrechte Suppe aus vielen Gluonen, Quarks und Antiquarks<br />
vorhanden. Die sogenannten Valenzquarks sind die drei bekannten<br />
Hauptquarks. Die Gluonen vermitteln zwischen ihnen die starke<br />
Wechselwirkung. Die überschüssigen Quarks und Antiquarks rühren<br />
22 Bildunterschrift zitiert nach http://www.weltderphysik.de/de/3724.php?i=1198,<br />
eingesehen am 08.12.2010<br />
31<br />
Abb. 25: Im Laufe der Zeit wurde<br />
die Struktur der Protonen immer<br />
komplexer. Galten sie zunächst<br />
noch als unteilbar (1), entdeckte<br />
man in den 1960er Jahren die<br />
Quarks (2), die über Gluonen<br />
zusammengehalten werden (3).<br />
Heute macht das komplexe<br />
Wechselspiel dieser Bestandteile<br />
das Proton noch immer zu einem<br />
Forschungsobjekt voller Fragen<br />
(4).