BeLL Katrin Kröger endgültig - Desy
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zwischen ihnen wird, desto stärker wird die zusammenhaltende Kraft. Als Analogie kann man sich<br />
hier ein Gummiband 19 vorstellen: Anfänglich ist das Dehnen noch einfach, wird aber immer schwerer.<br />
Irgendwann reißt das Gummiband. Bei dem Meson aber liegt der Sachverhalt anders: Ab einem<br />
Abstand von einem Femtometer ist die in dem Feld gespeicherte Energie so groß, dass aus dieser<br />
2<br />
nach E = m ⋅ c ein Quark-Antiquark-Paar entsteht, die sich mit dem vorliegenden Quark und<br />
Antiquark zu zwei Mesonen verbinden. Die Trennung eines hier erzeugten Mesons würde wieder ein<br />
Quark-Antiquark-Paar und somit zwei neue Mesonen erzeugen.<br />
Quarks lassen sich also (bisher) nicht trennen, da ab gewissen Abständen weitere Quarkpaare<br />
erzeugt werden. Sie sind in gewisser Weise gefangen, da sie nie allein frei sein können.<br />
Rechnungen mit dem Feld der starken Wechselwirkung werden theoretisch durch die<br />
Quantenchromodynamik abgedeckt. Allerdings sind die Rechnungen bisher nur bei geringen<br />
Abständen erfolgreich. Gemeint sind damit z. B. Quarks im Inneren eines Protons. Sie sind so dicht<br />
beieinander, dass die starke Wechselwirkung relativ schwach ist, die Quarks können sich fast frei<br />
bewegen, dieser Zustand heißt „asymptotische Freiheit“. Anschaulich würde das bedeuten, dass die<br />
Gummibänder ungedehnt sind und durchhängen. Wenn die Abstände und damit die Kraft größer<br />
werden, versagt die Mathematik. Außerdem ist nicht klar, ob die Kraft unbegrenzt immer größer wird<br />
oder ob es irgendwann einen Punkt gibt, an dem sie wieder schwächer wird. Wäre dem so, wäre es<br />
nur eine Frage der Zeit und der verfügbaren Mittel, bis so leistungsfähige Beschleuniger gebaut<br />
worden sind, die die ersten freien Quarks erzeugen.<br />
An HERA am DESY wurde bestätigt, dass zwischen den Abständen 10 -16 m und 10 -18 m die Stärke der<br />
starken Kraft immer weiter zunimmt.<br />
Lediglich kurze Zeit nach dem Urknall bei der damals sehr großen<br />
Energiedichte sollen freie Quarks existiert haben: Im Quark-<br />
Gluon-Plasma (siehe Abb. 20) konnten Quark und Gluonen sich<br />
ungebunden bewegen. Am LHC am CERN wird versucht, diesen<br />
Zustand zu erzeugen, um ihn dann zu untersuchen.<br />
Kernkraft<br />
Lange Zeit galt die Kernkraft als Sorgenkind der Physiker, da sie sich nicht erklären konnten, warum<br />
die positiv geladenen Protonen sich nicht abstoßen. Mit der starken Wechselwirkung ist aber eine<br />
Erklärung gefunden worden:<br />
„Die Kernkraft ist also eine Art Resteffekt der viel stärkeren Farbkraft zwischen Quarks und Gluonen.<br />
Es gibt sie natürlich nur in einem Umkreis von etwa einem Femtometer. Bei größerer Entfernung<br />
wirkt sie nicht, weil sich die farbgeladenen Teilchen gar nicht so weit von ihren Nukleonen entfernen<br />
können. Diese Kernkraft ist aber immer noch sehr viel stärker als die elektrische Abstoßung, zum<br />
Beispiel zwischen den elektrisch positiv geladenen Protonen.“ 20<br />
19 Analogie nach Waloschek (1996): Besuch im Teilchenzoo, S. 178-179<br />
20 zitiert nach Waloschek (1996): Besuch im Teilchenzoo, S. 194<br />
25<br />
Abb. 20: Im Quark-Gluon Plasma existieren die<br />
Quarks nicht mehr in gebundenen Zuständen,<br />
sondern existieren frei.