Optionen, Chancen und Rahmenbedingungen ... - Ecologic Institute
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den kann. In der Regel wird das eingesessene Unternehmen bereits auf die Androhung<br />
eines Verbrauchers, den Versorger zu wechseln, mit einer Preissetzung reagieren, die<br />
den Wechsel unattraktiv macht. Entsprechend hat die Zulassung von Wettbewerb durch<br />
freien Leitungsbau gegenüber der Situation mit wettbewerbsrechtlich geschützten Wasserversorgungsmonopolen<br />
den Vorteil, dass die Wettbewerbsintensität zumindest in<br />
Teilen des Marktes erhöht wird. Die Missbrauchsaufsicht kann aus Versorgungsbedingungen<br />
in Bereichen, in denen Wettbewerb wirksam ist, auf die missbräuchliche Ausnutzung<br />
einer marktbeherrschenden Stellung gegenüber K<strong>und</strong>en schließen, für die ein<br />
Wechsel des Versorgungsunternehmens aufgr<strong>und</strong> der gegebenen Kostenstrukturen nicht<br />
in Frage kommt (sog. geb<strong>und</strong>ene K<strong>und</strong>en). In England <strong>und</strong> Wales, wo diese Form des<br />
Wettbewerbs zugelassen ist, wird hiervon nur zögerlich Gebrauch gemacht. Allerdings<br />
haben viele Wasserversorger die Preise für Großabnehmer als Reaktion auf den potentiellen<br />
Wettbewerbsdruck gesenkt. Die Voraussetzungen für Wettbewerb an den Grenzen<br />
könnten in Deutschland insofern günstiger sein, als es erheblich mehr Anbieter <strong>und</strong> deutlich<br />
kleinere Versorgungsgebiete gibt.<br />
2.1.3 Wettbewerb durch gemeinsame Netznutzung<br />
Wettbewerb durch gemeinsame Netznutzung wird in anderen Bereichen der leitungsgeb<strong>und</strong>enen<br />
Infrastruktur bereits praktiziert (u.a. Telekommunikation, Strom, Gas). Diese<br />
Wettbewerbsform ist gr<strong>und</strong>sätzlich geeignet, die Wettbewerbsintensität auf den dem Netz<br />
vor- <strong>und</strong> nachgelagerten Marktstufen zu erhöhen (Gewinnung, Aufbereitung, Vertrieb).<br />
Erste Vorstellungen darüber, wie Wettbewerb durch gemeinsame Netznutzung in der<br />
Wasserversorgung organisiert werden kann, wurden in England <strong>und</strong> Wales entwickelt.<br />
Anwendungsfälle gibt es bislang jedoch noch nicht. Die größten Potenziale für Wettbewerb<br />
durch gemeinsame Netznutzung bestehen in dicht besiedelten Gebieten mit großen<br />
Abnahmemengen, wenn die in Rede stehenden Wässer ohne hohen technischen<br />
Aufwand mischbar sind, die bestehenden Versorgungsstrukturen ineffizient sind <strong>und</strong> die<br />
K<strong>und</strong>en mit geringen Kosten für den Leitungsbau erreicht werden können.<br />
Dabei spricht einiges dafür, dass Wettbewerb durch gemeinsame Netznutzung in der<br />
Wasserversorgung nicht die gleiche Intensität erreichen wird wie in der Stromwirtschaft.<br />
Die wesentlichen Gründe für diese Annahme sind:<br />
• In der Wasserversorgung bestehen zwar Fernwasserversorgungssysteme, über die<br />
Wasserüberschuss- <strong>und</strong> Wassermangelgebiete miteinander verb<strong>und</strong>en werden.<br />
Ebenso sind kooperative Durchleitungen fester Bestandteil der deutschen Wasserversorgung.<br />
Im Unterschied zur Stromversorgung gibt es jedoch kein nationales Verb<strong>und</strong>netz.<br />
• Wasser kann sich bei der Lagerung <strong>und</strong> beim Transport qualitativ verändern <strong>und</strong><br />
zwar meistens in nachteiliger Weise, insbesondere durch mikrobielles Wachstum <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls durch die Entstehung chlororganischer Substanzen.<br />
• Wasser hat im Vergleich zu Strom eine hohe Masse. Damit kommt den Transportkosten<br />
in der Wasserversorgung eine deutlich höhere Bedeutung zu. Gleichzeitig kann<br />
die Ressource Wasser wegen ihrer allgemein guten Verfügbarkeit in der Regel<br />
verbrauchsnah gewonnen <strong>und</strong> an die Endabnehmer ohne hohen Transportaufwand<br />
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