Optionen, Chancen und Rahmenbedingungen ... - Ecologic Institute
Optionen, Chancen und Rahmenbedingungen ... - Ecologic Institute
Optionen, Chancen und Rahmenbedingungen ... - Ecologic Institute
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung ein, wodurch die Ursachenfindung erschwert<br />
wird. Die sich daraus ergebenden Risiken von Verkeimungen im Netz sind nur mit chemischen<br />
Desinfektionen beherrschbar. Diese können wiederum zu Beschwerden führen <strong>und</strong><br />
laufen der gegenwärtigen Entwicklung zu einer desinfektionsmittelfreien Wasserversorgung<br />
entgegen.<br />
Die mikrobiellen Mischwasserprobleme sind gr<strong>und</strong>sätzlich dann als unkritisch zu bewerten,<br />
wenn<br />
• nur gut geschützte, mikrobiell stabile Gr<strong>und</strong>wässer ohne Desinfektion gemischt werden<br />
oder wenn<br />
• alle betreffenden Wässer vor der Mischung bereits chemisch desinfiziert sind <strong>und</strong><br />
nach der Mischung noch ausreichender Desinfektionsmittelgehalt vorliegt oder vorgehalten<br />
wird.<br />
Werden dagegen nicht desinfizierte Gr<strong>und</strong>wässer mit desinfizierten Oberflächengewässern<br />
mit deutlicher Anfälligkeit auf Wiederverkeimung (z.B. durch erhöhte Gehalte an abbaubaren<br />
Organika) gemischt, kann im gesamten beeinflussten Versorgungsnetz mit mikrobiellem<br />
Wachstum - besonders bei höheren Wassertemperaturen <strong>und</strong> langen Fliesszeiten<br />
– gerechnet werden. Die zusätzliche Dosierung von Desinfektionsmitteln an den<br />
Mischpunkten ist dann erforderlich.<br />
Um im Einzelfall einer Mischung von Wässern die mikrobiellen <strong>und</strong> hygienischen Folgen<br />
vorherzusagen <strong>und</strong> dazu ein technisches Regelwerk zu entwickeln, sind noch wesentliche<br />
Forschungsarbeiten an Wasserversorgungssystemen erforderlich, bei denen verschiedene<br />
Wässer bereits jetzt gemischt werden <strong>und</strong> an denen die Grenzen der hygienischen<br />
Mischbarkeit anhand geeigneter Leitparameter abgeleitet werden können. Das noch zu<br />
schaffende Regelwerk wäre dann Gr<strong>und</strong>lage für die Genehmigung einer erzwungenen<br />
Durchleitung bzw. Mischung durch Wettbewerber.<br />
Die genannten Faktoren, welche die Wiederverkeimung begünstigen, sind in den Temperatur-<br />
<strong>und</strong> Konzentrationsbereichen, die bei der Durchleitung von Trinkwasser in Frage<br />
kommen, nicht gesetzlich geregelt, so dass im Zweifelsfall, d.h. wenn Unklarheit oder Uneinigkeit<br />
über nachteilige Folgen einer Durchleitung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Mischung<br />
bestehen, eine Einzelfallprüfung durch eine sachk<strong>und</strong>ige Einrichtung (entsprechende neutrale<br />
Prüfinstitute sind in der Wasserversorgung vorhanden) erfolgen muss. Das die gemeinsame<br />
Netznutzung beantragende Unternehmen könnte an den Kosten des Prüfverfahrens<br />
beteiligt werden. Eine geplante Mischung ist zu untersagen, wenn sie den allgemein<br />
anerkannten Regeln widerspricht oder Anlass zur hygienischen Besorgnis gibt. Die<br />
gemeinsame Netznutzung sollte in einer ersten Stufe auf große Wassermengen je Einspeisepunkt<br />
beschränkt werden, um die Transaktionskosten in einer sinnvollen Größenordnung<br />
zu halten. Die Regelungen wären insgesamt komplex <strong>und</strong> sind noch nicht alle in<br />
Regelwerken festgeschrieben. Bislang liegen auch im internationalen Bereich (England<br />
<strong>und</strong> Wales) keine Erfahrungen vor, wie sie sachgerecht erarbeitet werden können <strong>und</strong><br />
sich wirtschaftlich <strong>und</strong> zeitlich in der Praxis umsetzen lassen.<br />
Für die Lieferung schlechten Wassers ist der Wasserversorger nach dem Produkthaftungsgesetz<br />
schadensersatzpflichtig. Eine Verschärfung des Schutzes der Abnehmer erscheint<br />
insofern nicht erforderlich. Wird die Durchmischung durch einen Konkurrenten<br />
51