Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
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ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 04 November 2009<br />
MITTEILUNGEN UND BEITRÄGE<br />
DES LANDESARCHIVS NRW<br />
Podiums- und Plenumsdiskussion „Politik trifft Archiv“ (Foto: Kristian Peters/Landesarchiv Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong>). Von l<strong>in</strong>ks nach rechts: Dr. Arie Nabr<strong>in</strong>gs<br />
(Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums), Prof. Dr. Karel Velle (Generalarchivar des Königsreichs Belgien), Josée Kirps (Direktor<strong>in</strong> der <strong>Archive</strong>s<br />
nationales, Luxemburg), Prof. Dr. Wilfried Re<strong>in</strong><strong>in</strong>ghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhe<strong>in</strong>-<strong>Westfalen</strong>), Mart<strong>in</strong> Berendse (Direktor des Nationaal Archief/Algemeen<br />
Rijksarchivaris, Niederlande)<br />
„<strong>Archive</strong> <strong>in</strong> den Fängen der Kommunalpolitik“. Auf der Suche<br />
nach e<strong>in</strong>em Standort <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Kommunalarchiv <strong>in</strong> Remscheid sei<br />
er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kampf zwischen <strong>in</strong> etwa gleich starken politischen<br />
Blöcken geraten, der letztlich wegen der Stimmen e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Wählergeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> das Archiv erfolgreich ausgefallen sei.<br />
Die Expertise der Archivberatungsstelle Rhe<strong>in</strong>land bot wichtige<br />
Schützenhilfe. Diederichs zog als Lehre aus dem Kampf, dass<br />
<strong>Archive</strong> immer mit (Kommunal-)Politik zu tun haben. Nur<br />
sollten sie nicht selbst Akteure se<strong>in</strong> wollen, sondern sich vielmehr<br />
die Netzwerke außerhalb der Politik zunutze machen, z. B. die<br />
Geschichts- und Heimatvere<strong>in</strong>e. Die Pflege der Netzwerke sei<br />
wichtiger als die eigentlich archivarische Arbeit. In der Diskussion<br />
wurde ergänzt, die Verwaltung sei mit ihren vielen Stimmen<br />
<strong>in</strong> die Netzwerkpflege e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Beate Dorfey (Landeshauptarchiv Koblenz) legte e<strong>in</strong>e aktuelle<br />
Standortbestimmung zum Verhältnis ihres Hauses und der<br />
Politik <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz vor. Sie beschrieb Formen von Abwehr<br />
und Verteidigung, Aktion und Reaktion am Beispiel von vier<br />
Fällen: die Übernahme der Personenstandsunterlagen aufgrund<br />
neuer Rechtslage zum 1.1.2009; die Novellierung des Landesarchivgesetzes;<br />
die Öffentlichkeitsarbeit; die Digitalisierungsstrategie.<br />
Karel Velle behandelte die belgische Archivgesetzgebung und<br />
den E<strong>in</strong>fluss der Politik. Im Rahmen der von ihm beschriebenen<br />
Novellierung des Archivgesetzes von 1955 seien endlich die<br />
Sperrfristen von 100 Jahren auf 30 Jahre reduziert worden. Erst<br />
massiver Druck der Forschung habe die <strong>Archive</strong> <strong>in</strong> den Stand<br />
versetzt, endlich Akten zur Zeitgeschichte übernehmen und<br />
erschließen zu können. Als Sonderproblem <strong>in</strong> Belgien, dem Land<br />
des surrealistischen Malers Magritte (so Velle), komme der<br />
Umgang mit Archivgesetzen <strong>in</strong> den föderierten Gebietskörperschaften<br />
Flanderns, der Wallonie und Brüssel h<strong>in</strong>zu. Welche<br />
Gebietskörperschaft ist befugt, über die <strong>Archive</strong> zu entscheiden?<br />
Durch e<strong>in</strong> System von Dekreten versucht Belgien, mit se<strong>in</strong>en<br />
<strong>Archive</strong>n handlungsfähig zu bleiben. Alfred M<strong>in</strong>ke (Staatsarchiv<br />
Eupen) zeigte auf, wie se<strong>in</strong> Haus als Folge der Reform des belgischen<br />
Staats seit 1983 entstand. Die Regierung der Deutschsprachigen<br />
Geme<strong>in</strong>schaft förderte und forderte die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />
Staatsarchivs Eupen, vor allem der damalige Generalarchivar<br />
Carlos Wyffels. Allerd<strong>in</strong>gs sei die Ausbalancierung verfassungsrechtlicher<br />
Fragen schwierig gewesen. Durch Vertrag konnte 1989<br />
das Staatsarchiv e<strong>in</strong>gerichtet werden. Das Augenmaß der<br />
Deutschsprachigen Geme<strong>in</strong>schaft bei der Durchsetzbarkeit des<br />
Machbaren habe sehr positive Ergebnisse gezeigt. Mit dem<br />
geplanten Umzug <strong>in</strong> das Parlamentsgebäude 2012 sieht M<strong>in</strong>ke die