Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
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AUFSÄTZE<br />
Bemessung der Raumgröße und der Ausstattung wurde weiterh<strong>in</strong><br />
berücksichtigt, dass Archivare bei der Bearbeitung von<br />
Archivgut mehr Raumfläche als normale Verwaltungsmitarbeiter<br />
sowie zusätzliche Lagerungs- und Ablageflächen benötigen.<br />
Über dem Verwaltungsbereich s<strong>in</strong>d zwei weitere Magaz<strong>in</strong>etagen<br />
untergebracht, welche allerd<strong>in</strong>gs über weniger Grundfläche verfügen<br />
als die Magaz<strong>in</strong>etagen im Kirchenflügel.<br />
Funktionalitäten<br />
Das planende und ausführende Büro AFF hat sich soweit wie<br />
möglich bemüht, im vorgegebenen Rahmen der Gebäudestruktur<br />
e<strong>in</strong>e größtmögliche Funktionalität umzusetzen. Das wurde durch<br />
den Umstand erleichtert, dass <strong>in</strong> großen Teilen <strong>für</strong> das<br />
Bergarchiv im historischen Baukörper e<strong>in</strong> Neubau entstanden<br />
ist. Die e<strong>in</strong>zelnen Funktionsbereiche s<strong>in</strong>d klar vone<strong>in</strong>ander<br />
getrennt, aber doch auf kürzesten Wegen mite<strong>in</strong>ander verbunden.<br />
Der Besucher betritt das Schloss Freudenste<strong>in</strong> über den Neuen<br />
Schlosshof durch das neu errichtete E<strong>in</strong>gangsgebäude. Vom<br />
E<strong>in</strong>gangsfoyer aus erreicht man die „Terra M<strong>in</strong>eralia“ und das<br />
Bergarchiv. Im Erdgeschoss des Kirchenflügels s<strong>in</strong>d die Öffentlichkeitsbereiche<br />
des Bergarchivs untergebracht. Direkt vom<br />
Foyer aus ist der 160 m² große Ausstellungsbereich zugänglich,<br />
welcher über e<strong>in</strong>e Schiebetür mit dem Lesesaal bei Bedarf verbunden<br />
werden kann. Ebenso vom Foyer aus erreicht man den<br />
Lesesaal. Der Benutzer wird von der Lesesaalaufsicht an e<strong>in</strong>er<br />
Lesesaaltheke empfangen. Der Lesesaal selbst gliedert sich <strong>in</strong> drei<br />
Bereiche: den Risslesesaal zur E<strong>in</strong>sichtnahme <strong>in</strong> großformatige<br />
Karten und Risse, der mit großzügig dimensionierten Tischen<br />
ausgestattet ist, den Aktenlesesaal auf der Empore, an dessen<br />
Wand die Handbibliothek aufgestellt ist, und den<br />
Filmlesesaal/Technischen Lesesaal, der sich unter der Empore<br />
bef<strong>in</strong>det und der mit Türen vom übrigen Lesesaal abgeschlossen<br />
ist. Im Filmlesesaal s<strong>in</strong>d die Mikroformen – Mikrofilme und die<br />
Fiches der Karten und Risse – <strong>für</strong> die Benutzer frei zugänglich<br />
aufgestellt. Lediglich die Reponierung der benutzten Filme und<br />
Fiches erfolgt durch das Personal des Bergarchivs. Ebenso bef<strong>in</strong>den<br />
sich im Lesesaal oberhalb der Lesesaaltheke zwei<br />
Benutzerräume, die <strong>für</strong> Gruppenarbeiten, AV-Medien oder kle<strong>in</strong>ere<br />
Besprechungen und Beratungen genutzt werden können. In<br />
unmittelbarer Nähe zum Ausstellungsraum bef<strong>in</strong>den sich die<br />
Lagerräume <strong>für</strong> Ausstellungstechnik sowie e<strong>in</strong> Arbeitsraum zur<br />
Ausstellungsvorbereitung. Lange Transportwege durch das<br />
Gebäude können so weitgehend vermieden werden.<br />
Die Magaz<strong>in</strong>räume bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Obergeschossen des<br />
Kirchenflügels und <strong>in</strong> den beiden obersten Stockwerken des<br />
Großen Turms. Die Lesesaaltheke ist am Mittelfuß des<br />
Baukörpers im Kirchenflügel positioniert; direkt h<strong>in</strong>ter der<br />
Lesesaaltheke bef<strong>in</strong>det sich die Aktenrücklage, von welcher aus<br />
die darüber liegenden Magaz<strong>in</strong>etagen direkt mit e<strong>in</strong>em Aufzug<br />
verbunden s<strong>in</strong>d. Durch diese Anordnung s<strong>in</strong>d die Wege vom<br />
Magaz<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Lesesaal so kurz wie möglich gehalten. Von ke<strong>in</strong>er<br />
Stelle des Magaz<strong>in</strong>s ist der Lesesaal weiter als höchstens e<strong>in</strong>e<br />
halbe Gebäudelänge entfernt.<br />
In den Magaz<strong>in</strong>en selbst wurde unter E<strong>in</strong>beziehung e<strong>in</strong>es professionellen<br />
Regalplaners auf e<strong>in</strong>e optimale Raumausnutzung<br />
geachtet. Alle Magaz<strong>in</strong>etagen wurden mit Rollregalanlagen ausgestattet;<br />
auf Standregale wurde bewusst verzichtet. Auf diese<br />
Weise wurde es möglich, die Größe der Bediengänge relativ<br />
ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 04 November 2009<br />
kle<strong>in</strong> zu halten, da bei Bedarf ja e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von zwei<br />
Bediengängen möglich ist. Diesem Umstand kommt im Rissund<br />
Kartenmagaz<strong>in</strong> große Bedeutung zu, da hier mit großformatigem<br />
Archivgut hantiert werden muss und so e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />
Bediengang mit e<strong>in</strong>er Breite von 2,40 m möglich ist. Die<br />
Magaz<strong>in</strong>etagen s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er lichten Höhe von 2,30 m verhältnismäßig<br />
niedrig, was e<strong>in</strong>e optimale Ausnutzung mit Regalanlagen<br />
ermöglichte, aber auch bei zusätzlichen Technike<strong>in</strong>bauten<br />
zu Kompromissen zwang. Da e<strong>in</strong>erseits die Magaz<strong>in</strong>räume<br />
niedrig s<strong>in</strong>d und andererseits <strong>für</strong> die Klimatisierung e<strong>in</strong><br />
konstanter Luftstrom garantiert werden muss, s<strong>in</strong>d die Lampen<br />
nicht im rechten W<strong>in</strong>kel, sonder parallel zu den Regalwagen<br />
angeordnet. Dies führte wiederum dazu, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen<br />
zusätzliche Leuchten <strong>in</strong>stalliert werden mussten, um<br />
zum<strong>in</strong>dest m<strong>in</strong>imale Lichtbed<strong>in</strong>gungen herstellen zu können.<br />
Die Magaz<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d aktiv klimatisiert. Um den Wärmee<strong>in</strong>trag zu<br />
m<strong>in</strong>imieren, wird die Beleuchtung des Hauptbediengangs über<br />
Bewegungsmelder gesteuert, so dass sich die Hauptbeleuchtung<br />
kurze Zeit nachdem der Mitarbeiter das Magaz<strong>in</strong> wieder verlassen<br />
hat, selbsttätig ausschaltet. Bei Bedarf können <strong>für</strong> e<strong>in</strong>zelne<br />
Abschnitte des Magaz<strong>in</strong>s separate Leuchtabschnitte h<strong>in</strong>zu<br />
geschaltet werden, die sich aber ebenfalls ausschalten, sobald<br />
sich ke<strong>in</strong> Mitarbeiter mehr dort bef<strong>in</strong>det.<br />
Zwei Regaletagen mit vier Räumen s<strong>in</strong>d ausschließlich <strong>für</strong> die<br />
Lagerung von Karten, Rissen und Plänen vorgesehen, fünf<br />
Räume dienen der Aufnahme von Akten und e<strong>in</strong> weiterer Raum<br />
umfasst Bibliotheksgut. Bei der Kartenlagerung wurde auf den<br />
E<strong>in</strong>satz von Kartenschränken bewusst verzichtet. Stattdessen<br />
kamen Regalwagen mit großer Tiefe und e<strong>in</strong>er hohen Anzahl von<br />
Regalfächern zum E<strong>in</strong>satz, die wiederum über e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Höhe<br />
verfügen. Die Karten werden <strong>in</strong> Kartenmappen e<strong>in</strong>gelagert, von<br />
denen jeweils zwei pro Fach Platz f<strong>in</strong>den. Von den rund 65.000<br />
Karten und Plänen des Bergarchivs ist der größte Teil plan gelegt,<br />
aber <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Teil (v. a. Überformate) mussten auch<br />
Möglichkeiten der Rollrisslagerung geschaffen werden. Erreicht<br />
wurde dies ebenfalls durch Regalwagen mit großer Fachtiefe,<br />
jedoch größeren Fachhöhen. Bei vier Regalwagen wurden zusätzlich<br />
Möglichkeiten geschaffen, die Wagen bei Bedarf zu koppeln,<br />
was allerd<strong>in</strong>gs wiederum Sonderkonstruktionen bei der<br />
Querversteifung der Regale erforderte.<br />
Der Verwaltungsbereich bef<strong>in</strong>det sich im so genannten „Großen<br />
Turm“ und erstreckt sich über drei Etagen. Die Geschosse s<strong>in</strong>d<br />
über Treppen mite<strong>in</strong>ander verbunden und s<strong>in</strong>d um e<strong>in</strong> „Atrium“<br />
herum angeordnet, e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Innenhof. Die<br />
Atmosphäre ist dadurch ausgesprochen kommunikativ und entspricht<br />
<strong>in</strong> angenehmer Weise nicht dem gängigen Klischee traditioneller<br />
Verwaltungsbauten. Die Magaz<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d von jeder der<br />
drei Verwaltungsetagen bequem zu erreichen. Untergebracht s<strong>in</strong>d<br />
im Verwaltungsbereich die Diensträume der Mitarbeiter und<br />
Aushilfskräfte und Funktionsräume.<br />
Ebenso im „Großen Turm“ bef<strong>in</strong>det sich die Werkstatt. Das<br />
Konzept <strong>für</strong> die Restaurierungswerkstätten im Sächsischen<br />
Staatsarchiv sieht vor, dass Restaurierungsarbeiten vorrangig <strong>in</strong><br />
der Zentralwerkstatt <strong>für</strong> die Erhaltung von Archiv- und<br />
Bibliotheksgut im Schloss Hubertusburg <strong>in</strong> Wermsdorf durchgeführt<br />
werden. Dementsprechend kommen den Hauswerkstätten<br />
vor allem koord<strong>in</strong>ierende Funktionen <strong>für</strong> die Abwicklung von<br />
Restaurierungsaufträgen zu, selber durchgeführt werden dort<br />
nur kle<strong>in</strong>ere Sicherungs- und Dokumentationsarbeiten. Zur<br />
Werkstatt gehören im Bergarchiv aber auch e<strong>in</strong> großzügig bemes-