Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
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RESÜMEE<br />
Me<strong>in</strong>es Erachtens könnte das Projekt <strong>in</strong>sofern repräsentativ <strong>für</strong><br />
archivübergreifende Inventare se<strong>in</strong>, als dass viele der hier angerissenen<br />
Fragestellungen und Vorgehensweisen generalisierbar s<strong>in</strong>d<br />
– das gilt e<strong>in</strong>mal, wie schon angedeutet, <strong>für</strong> andere territoriale<br />
E<strong>in</strong>grenzungen, also andere Regionen, aber auch <strong>für</strong> andere sachthematische<br />
Ausrichtungen. Die Methodik wäre nämlich relativ<br />
leicht auf ähnliche Inventare aus Bereichen wie Musik, Bildende<br />
Kunst, Wissenschaftsgeschichte oder Architektur zu übertragen.<br />
Solche Projekte müssten selbstverständlich auf Basis ihres speziellen<br />
historisch-ästhetischen Instrumentariums das Forschungsfeld<br />
def<strong>in</strong>ieren, auch werden im E<strong>in</strong>zelfall andere Typen von<br />
Gedächtnis<strong>in</strong>stitutionen (Musikarchive, Kunstmuseen), <strong>für</strong> die<br />
eigene Systematiken zu erarbeiten wären, <strong>in</strong> Betracht kommen.<br />
Quellenkundlich wird es Unterschiede geben, weil – neben vielen<br />
3 Klara von Eyll: Kölns Wirtschaftsbürgertum im 19. Jahrhundert (bis 1914). In:<br />
Karl Möckl (Hg.): Wirtschaftsbürgertum <strong>in</strong> den deutschen Staaten im 19. und<br />
beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrhundert. München 1996, S. 251-279.<br />
4 E<strong>in</strong> gutes Beispiel da<strong>für</strong> ist Gustav Mevissen, Reichstagsabgeordneter und unter<br />
vielem anderen Präsident der Rhe<strong>in</strong>ischen Eisenbahngesellschaft, dessen<br />
Nachlass im Historischen Archiv der Stadt Köln liegt (ob er aus der Katastrophe<br />
unbeschadet hervorgegangen ist, ist mir nicht bekannt). Beziehungen zur<br />
Kultur hatte Mevissen nicht nur durch se<strong>in</strong>e Mitarbeit bei der „Rhe<strong>in</strong>ischen<br />
Zeitung”, sondern auch dadurch, dass er <strong>in</strong> herausragender Weise an den kulturellen<br />
Belangen <strong>in</strong> Köln Anteil nahm. Er war Mitglied wissenschaftlicher Vere<strong>in</strong>igungen<br />
und historischer Gesellschaften, unterstützte Bibliotheken und Stiftungen,<br />
machte sich <strong>für</strong> Dichter-Denkmäler stark – all diese Aktivitäten<br />
schlagen sich <strong>in</strong> den Nachlassmaterialien nieder.<br />
5 Bestände 402 (Oberpräsidium des Großherzogtums Niederrhe<strong>in</strong>) und 403<br />
(Oberpräsidium der Rhe<strong>in</strong>prov<strong>in</strong>z).<br />
6 Regierungen Aachen, Düsseldorf und Köln sowie bei den Polizeibehörden verschiedener<br />
Hierarchiestufen<br />
7 Es ist an dieser Stelle wohl nicht unnötig zu erwähnen, dass nach demselben<br />
Muster unseres Inventars auch die Aktenbestände zu anderen Regionen aufgearbeitet<br />
werden könnten, etwa zur Prov<strong>in</strong>z <strong>Westfalen</strong>, Ostpreußen, eben zu allen<br />
Regionen, die im 19. Jahrhundert zum preußischen Hoheitsbereich gehörten.<br />
8 Allerd<strong>in</strong>gs konnten durch den E<strong>in</strong>stieg von Cornelia Ilbrig <strong>in</strong> das Projekt (April<br />
2007 bis April 2008) auch viele Bestände, speziell der Stadtarchive und anderer<br />
wissenschaftlicher Institutionen vertieft, ergänzt bzw. h<strong>in</strong>zugefügt werden,<br />
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Geme<strong>in</strong>samkeiten – etwa <strong>für</strong> Musikalien doch andere Bed<strong>in</strong>gungen<br />
gelten als <strong>für</strong> literarische Reliquien. Doch auch hier wäre es wohl<br />
geraten, nicht zu sehr vom Kunstwerk selbst auszugehen (etwa<br />
e<strong>in</strong>er Partitur) als von den Bed<strong>in</strong>gungen, <strong>in</strong> denen diese Artefakte<br />
existierten und wirkten, also etwas allgeme<strong>in</strong>er: vom historischkulturellen<br />
Feld der jeweiligen Künste. Damit würde weiter reichenden<br />
Forschungen der Weg bereitet, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bislang ungeahnten<br />
Weise dazu mithelfen könnten, den gesamten sozialen Erlebniskosmos<br />
früherer kulturbürgerlicher Schichten zu rekonstruieren.<br />
Enno Stahl, Düsseldorf<br />
diese Angaben wurden durch e<strong>in</strong>e telefonische Schlussredaktion noch e<strong>in</strong>mal<br />
überprüft. Frau Dr. Schwabach-Albrecht (Düsseldorf) steuerte im Rahmen des<br />
Projekts „Literarisches Leben <strong>in</strong> Düsseldorf im Spiegel von Zeitungen und Vere<strong>in</strong>en“<br />
Angaben aus dem Düsseldorfer Stadtarchiv bei. Ihre Ergebnisse präsentierte<br />
Susanne Schwabach-Albrecht <strong>in</strong>zwischen auch <strong>in</strong> den Beiträgen: Literarisches<br />
Leben <strong>in</strong> Düsseldorf im Spiegel von Presse und Vere<strong>in</strong>sakten<br />
1850-1950. In: Cornelia Ilbrig, Bernd Kortländer und Enno Stahl (Hg.): Kulturelle<br />
Überlieferung. Bürgertum, Literatur und Vere<strong>in</strong>swesen im Rhe<strong>in</strong>land<br />
1830-1945. (=He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Institut Düsseldorf. Archiv Bibliothek Museum.<br />
Herausgegeben von Joseph A. Kruse, Band 12). Düsseldorf 2008 sowie:<br />
Düsseldorf – Das „Bayreuth am Rhe<strong>in</strong>“. Der Rhe<strong>in</strong>ische Goethe-Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong><br />
Festspiele <strong>in</strong> Düsseldorf1899-1934. In: Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte<br />
des Niederrhe<strong>in</strong>s 78 (2008), S. 53-85. Last, but not least verifizierte<br />
Stefan Maurer (Wien) e<strong>in</strong>e Reihe von Akten aus dem Wiener Haus-, Hof- und<br />
Staatsarchiv.<br />
9 Vgl. http://tam<strong>in</strong>o.ddb.de:1900/ddbarchiv/<strong>in</strong>dex.htm.<br />
10 E<strong>in</strong> Beispiel: schon kurz nach Fertigstellung des Inventars glückte es Jan-Christoph<br />
Hauschild, e<strong>in</strong>em Kollegen aus dem He<strong>in</strong>e-Institut auf Basis der Inventar-Informationen<br />
bislang unbekannte Texte von B. Traven und Joseph Roth<br />
im Bundesarchiv aufzuf<strong>in</strong>den. Das Inventar gab ihm zudem e<strong>in</strong>e erste Hilfestellung<br />
dabei, das Verwirrspiel um Ret Maruts/B.Travens unbekannte Jugendzeit<br />
mit neuen biographischen Informationen zu entwirren, vgl. Jan-Christoph<br />
Hauschild: Wer ist dieser Mann? In: FAZ 20. Juni 2009, Nr. 140 (Bilder und<br />
Zeiten Z 3).<br />
ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 04 November 2009