Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
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triert arbeitende E<strong>in</strong>zelpersonen. E<strong>in</strong>e durch das E<strong>in</strong>gangsfoyer<br />
tobende Schulklasse oder Museumsbesucher, die sich an der<br />
Lesesaaltheke über verme<strong>in</strong>tliche Unzulänglichkeiten der „Terra<br />
M<strong>in</strong>eralia“ beschweren, können die Arbeitsmöglichkeiten im<br />
Lesesaal mitunter massiv bee<strong>in</strong>trächtigen. Hier waren und s<strong>in</strong>d<br />
organisatorische und auch bauliche Maßnahmen notwendig, um<br />
die Besucherströme e<strong>in</strong>deutig vone<strong>in</strong>ander zu trennen.<br />
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass mit dem Umbau und der Renovierung<br />
von Schloss Freudenste<strong>in</strong> das Bergarchiv Freiberg e<strong>in</strong>e<br />
exzellente Unterkunft erhalten hat. Es kann durchaus als Beispiel<br />
da<strong>für</strong> dienen, dass die Nutzung vorhandener Bausubstanz <strong>für</strong><br />
archivische Zwecke nicht zw<strong>in</strong>gend die zweitbeste Wahl ist.<br />
Zudem kann der Bau Mut machen, modern, zeitgemäß und vielleicht<br />
auch architektonisch gewagt zu bauen. Auch von ihrer Bausubstanz<br />
her können <strong>Archive</strong> Zeichen setzen, die <strong>in</strong> die Zukunft<br />
weisen. <strong>Archive</strong> s<strong>in</strong>d moderne E<strong>in</strong>richtungen; die Unterlagen, die<br />
sie verwahren, verweisen zwar <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> die Vergangenheit,<br />
nicht aber das Archiv an sich. Nach den Freiberger Erfahrungen<br />
ist es durchaus s<strong>in</strong>nvoll, sich <strong>für</strong> se<strong>in</strong> Vorhaben Partner zu suchen,<br />
auch über den bekannten Zweiklang „Archiv und Bibliothek“<br />
h<strong>in</strong>aus. Geme<strong>in</strong>sam ist man immer stärker als alle<strong>in</strong>e.<br />
DER ERWEITERUNGSNEUBAU<br />
FÜR DAS HAUPTSTAATSARCHIV<br />
DRESDEN<br />
Bauhistorie<br />
In der 175-jährigen Geschichte des Hauptstaatsarchivs Dresden<br />
s<strong>in</strong>d verschiedene adaptierte Gebäude als Archiv genutzt worden.<br />
5 In den Jahren 1912 bis 1915 entstand e<strong>in</strong> auf den neuesten<br />
Erkenntnissen der Zeit basierender Magaz<strong>in</strong>- und Verwaltungsbau,<br />
der vom Geheimen Baurat Karl Ottomar Reichelt entworfen<br />
und nach se<strong>in</strong>em Tod vom Oberbaurat He<strong>in</strong>rich Koch vollendet<br />
wurde.<br />
„Das <strong>für</strong> [die] spätere Erweiterung des Hauptstaatsarchivs zur<br />
Verfügung zu haltende Flurstück“ 6 neben dem<br />
Verwaltungsgebäude musste fast 100 Jahre allen Begehrlichkeiten<br />
trotzen, bis am 06.10.2006 der erste Spatenstich <strong>für</strong> den<br />
Erweiterungsneubau im Rahmen e<strong>in</strong>er Festveranstaltung symbolisch<br />
vollzogen werden konnte.<br />
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Bereits Anfang der 1980er Jahre hatte es Bestrebungen gegeben,<br />
das Archiv durch e<strong>in</strong>en Neubau auf der freigehaltenen Fläche zu<br />
erweitern. 7 Mitte der 1990er Jahre waren dann die Lagerungskapazitäten<br />
erschöpft, und wie <strong>in</strong> solchen Fällen üblich, mussten<br />
Archivdepots 8 e<strong>in</strong>gerichtet werden. Die Bemühung, die maroden<br />
und unter Denkmalschutz stehenden Archivgebäude, die den konservatorischen<br />
Anforderungen und Sicherheitsstandards schon<br />
lange nicht mehr entsprachen, zu sanieren und gleichzeitig e<strong>in</strong>en<br />
Magaz<strong>in</strong>neubau zu errichten, mündeten <strong>in</strong> der Genehmigung<br />
des Bauantrages im Juli 2004. Danach erfolgte die Auslobung<br />
e<strong>in</strong>es Architekturwettbewerbes. Die e<strong>in</strong>gereichten Entwürfe orientierten<br />
sich an der Nutzerforderung aus dem Jahr 2001. Die<br />
Jury des Preisgerichts kürte den Entwurf des Architekturbüros<br />
Schweger Assoziierte Gesamtplanung GmbH 9 mit dem ersten<br />
Preis. Der Siegerentwurf ermöglicht den Ausbau am bisherigen<br />
Standort, der zugleich allen Anforderungen an Funktion, künftigen<br />
Flächenbedarf und technischen Standards gerecht wird. Der<br />
Bau begann im Oktober 2006 mit dem Aushub der 10 m tiefen<br />
Baugrube. Auf die 1,20 m starken Bodenplatte wurden <strong>in</strong> den<br />
Folgemonaten die Geschosse gesetzt. Nach knapp e<strong>in</strong>jähriger<br />
Bauzeit lud der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement<br />
am 26.10.2007 zum Richtfest e<strong>in</strong>. Die Bauabnahme<br />
des Erweiterungsneubaus erfolgte im Mai 2008. Während des<br />
laufenden Umzugs des Archivgutes vom Alt- <strong>in</strong> den Neubau fand<br />
am 29.08.2008 die feierliche Übergabe an den Nutzer und die<br />
E<strong>in</strong>weihung des Erweiterungsbaus statt. Am 11.11.2008 übergab<br />
das Hauptstaatsarchiv das alte Magaz<strong>in</strong>- und Verwaltungsgebäude<br />
an das Hochbauamt. Die Übergabe markierte gleichzeitig<br />
den Beg<strong>in</strong>n der Sanierungsarbeiten. Der Magaz<strong>in</strong>neubau dient<br />
bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten als Interim <strong>für</strong> das<br />
Archivgut aus dem Magaz<strong>in</strong>altbau.<br />
5 Von 1802 bis 1888 das Ballhaus am Schloss mit mehreren Außenstellen, von<br />
1888 bis 1915 das Albert<strong>in</strong>um.<br />
6 Beschluss des F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isteriums vom 13.11.1914 zur E<strong>in</strong>friedung der<br />
Grundstücke des Hauptstaatsarchivs, Hauptstaatsarchiv Dresden Best. 10976<br />
(Bauverwalterei Dresden) Nr. 2.<br />
7 Thesenpapier, Aufgabenstellung und Studie „Magaz<strong>in</strong>anbau an das<br />
Staatsarchiv Dresden“ von H. Just; „Studie zum zweiten Magaz<strong>in</strong>speicherbau<br />
des Staatsarchivs Dresden“ von E. R<strong>in</strong>gel; Grundkonzeption <strong>für</strong> den<br />
Erweiterungsbau (1983-1987) <strong>in</strong> Hauptstaatsarchiv Dresden Best. 10707<br />
(Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden) Nr. 2047.<br />
8 Depots bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Kamenz, Leipzig und Dresden (Marienallee).<br />
9 Seit Oktober 2008 Namensänderung <strong>in</strong> Schweger Associated Architects<br />
GmbH.<br />
ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 04 November 2009