Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bergarchiv Freiberg – Lesesaal (Foto: Hans-Christian Sch<strong>in</strong>k)<br />
sener Vorordnungsraum sowie e<strong>in</strong> mit Absaugtechnik ausgestatteter<br />
„Schmutzraum“ zur Re<strong>in</strong>igung von verschmutztem und<br />
kontam<strong>in</strong>iertem Archivgut. Der Vorordnungsraum dient der<br />
ersten Bearbeitung von angeliefertem Archivgut, welches hier<br />
vorsortiert, entmetallisiert und verpackt werden kann.<br />
Unverpacktes, verschmutztes Archivgut gelangt so nicht mehr<br />
<strong>in</strong> das Magaz<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e erste Bewährungsprobe bestanden Vorordnungs-<br />
und Schmutzraum bei der Anlieferung und<br />
Bearbeitung von umfangreichen Beständen der Lausitzer und<br />
Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV)<br />
zwischen September 2008 und März 2009.<br />
Formen und Farbgebung<br />
Der gesamte Bau ist charakterisiert durch e<strong>in</strong>e klare, moderne<br />
Formensprache und e<strong>in</strong> Bekenntnis zum Baustoff Beton. Im<br />
ganzen Gebäude s<strong>in</strong>d die Beziehungen zum Thema Bergbau<br />
unverkennbar. Die „Arche“ der Haus-im-Haus-Konstruktion<br />
wurde aus e<strong>in</strong>em anthrazit e<strong>in</strong>gefärbten Beton hergestellt, dessen<br />
Oberfläche an den sichtbaren Stellen mit e<strong>in</strong>er Scharrur versehen<br />
357<br />
wurde. Im Ergebnis vermittelt die Oberfläche den E<strong>in</strong>druck<br />
e<strong>in</strong>es Felsens. Im Öffentlichkeitsbereich wurden zudem die<br />
Proportionen und räumlichen Gestaltungselemente so gewählt,<br />
dass der E<strong>in</strong>druck von überdimensionalen, untertägigen<br />
Streckenausbauten entsteht. Diese Formensprache wurde auf die<br />
Ausstattung des Lesesaals übertragen (s. Abb. oben). Tische<br />
und Schranke<strong>in</strong>bauten fügen sich mit dem äußeren Baukörper<br />
zu e<strong>in</strong>em geschlossenen Ensemble. Dass auch die von den<br />
Architekten gewählte Farbgebung der Räume <strong>in</strong> dieses<br />
Gesamtkonzept h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gehört, erschließt sich nicht sofort. Die<br />
im Lesesaal dom<strong>in</strong>ierenden Farbtöne Anthrazit (Beton) und<br />
Weiß (Möbel, historische Außenwände) wirken dezent und ausgewogen<br />
und s<strong>in</strong>d auf das M<strong>in</strong>eral Calcit bezogen. In krassem<br />
Gegensatz dazu steht der Farbton des E<strong>in</strong>gangsfoyers, dessen<br />
Violett Bezug nimmt auf den Amethyst und die Farbe der<br />
Verwaltung, deren strahlendes Grün sich am Fluorid orientiert.<br />
Bergbau allerorten: Die metallenen Trennwände zwischen dem<br />
Lesesaal und dem Ausstellungsbereich wurden mit<br />
Durchbrüchen <strong>in</strong> Form der Bergmannssymbole Schlägel und<br />
Eisen versehen, dieselbe Symbolik entdeckt man auf dem<br />
Teppichboden, welcher die Treppe zum Aktenlesesaal bedeckt.<br />
ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 04 November 2009