Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen
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AUSGANGSLAGE<br />
ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 04 November 2009<br />
MITTEILUNGEN UND BEITRÄGE<br />
DES LANDESARCHIVS NRW<br />
DIE GRUNDSANIERUNG<br />
IM LANDESARCHIV NRW<br />
ABTEILUNG WESTFALEN<br />
IN MÜNSTER<br />
Am Rande der Münsteraner Innenstadt liegt das frühere Staatsarchiv<br />
Münster, das Hauptgebäude der heutigen Abteilung <strong>Westfalen</strong><br />
des Landesarchivs NRW. Der Ort wird bestimmt durch die<br />
Lage dicht an e<strong>in</strong>er vielbefahrenen Kreuzung von Ausfallstraßen<br />
und die Nähe zur Promenade, die sich auf den Überresten der<br />
mittelalterlichen Stadtbefestigung als Grüngürtel um die Innenstadt<br />
zieht. Das Archivgebäude besteht aus zwei architektonisch<br />
deutlich vone<strong>in</strong>ander abgesetzten Gebäudeteilen, dem „Altbau“<br />
aus dem Jahre 1887, dem ersten nach der Magaz<strong>in</strong>bauweise<br />
gebauten preußischen Archivzweckbau, der seit 1983 unter<br />
Denkmalschutz steht, und dem immer noch sogenannten „Neubau“<br />
aus dem Jahre 1976. 1 Will man den viele Passanten an e<strong>in</strong><br />
Gefängnis er<strong>in</strong>nernden flach gedeckten Betonbau nicht e<strong>in</strong>fach<br />
hässlich nennen, könnte man sagen, dass er die markanten<br />
Formen des siebengeschossigen Neorenaissance-Altbaus mit<br />
se<strong>in</strong>er phantasievoll gegliederten Ziegelfassade und den Treppengiebeln,<br />
die aus zwei Richtungen von weitem zu sehen s<strong>in</strong>d und<br />
das Stadtbild an dieser Stelle prägen, mit se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlich<br />
grauen Fassade unterstreicht. Während der Altbau ausschließlich<br />
als Magaz<strong>in</strong> genutzt wird und werden kann, besteht der Neubau<br />
aus e<strong>in</strong>em zusammenhängenden Verwaltungs- und e<strong>in</strong>em Magaz<strong>in</strong>gebäudeteil,<br />
die den Lesesaal und den darunter liegenden<br />
Vortragsraum sowie e<strong>in</strong>en Innenhof von allen Seiten e<strong>in</strong>schließen.<br />
Der Altbau war zuletzt nach dem Krieg <strong>in</strong> Stand gesetzt worden,<br />
jedoch war der e<strong>in</strong>zige grundsätzliche Mangel des dickwandigen<br />
Ziegelbaus damals nicht behoben worden: se<strong>in</strong>e großen, nach<br />
Westen gehenden, e<strong>in</strong>fach-verglasten Fenster. Nach der Inbetriebnahme<br />
des Neubaus 1976 wurden dort deshalb „nur“ Grundakten<br />
gelagert, bis deren Umzug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Außenstelle nach<br />
Münster-Coerde im Jahre 2004 2 zum – bewusst <strong>in</strong> Kauf genom-<br />
menen – Leerstand des Altbaus führte: Das Gebäude war nach<br />
der DIN ISO-Norm 11799 aufgrund hoher Temperaturen und<br />
Luftfeuchtigkeit nach heutigen Maßstäben nicht magaz<strong>in</strong>tauglich.<br />
Dennoch wurde er vom Vermieter nicht als grundsanierungsbedürftig<br />
betrachtet. Die vom Archiv gewünschten Maßnahmen<br />
wurden stattdessen lediglich als „Verbesserung“ e<strong>in</strong>gestuft.<br />
E<strong>in</strong> leerstehendes historisches Gebäude wirkt auf Entscheidungsträger<br />
jedoch deutlich stärker als e<strong>in</strong> belegtes Magaz<strong>in</strong>,<br />
dessen mangelnde Eignung man immer neu verbal erklären<br />
muss. Die vom Archiv mit Hilfe e<strong>in</strong>es auf Magaz<strong>in</strong>bauten spezialisierten<br />
Architekten vorgelegte Low-Budget-Lösung überzeugte<br />
schließlich die Verantwortlichen und führte zur E<strong>in</strong>beziehung<br />
der „Verbesserung“ des Altbaus <strong>in</strong> die Maßnahme Grundsanierung<br />
des Gebäudekomplexes am Bohlweg – übrigens durchaus <strong>in</strong><br />
der Realisierung nicht zum Spartarif, aber dazu unten mehr.<br />
Am Neubau waren bereits seit 1994 große bauliche Mängel<br />
aufgefallen und zum Teil gutachterlich bestätigt worden. Die<br />
Standsicherheit der aus Betonplatten bestehenden Fassade war<br />
nicht gewährleistet, so dass die Gefahr bestand, dass e<strong>in</strong>zelne<br />
Betonplatten herunterfielen. Die Forderungen des Gutachters von<br />
1995 nach e<strong>in</strong>er ersten Sicherung mit nachfolgender Sanierung<br />
verhallten jedoch, bis derselbe Gutachter 2007 e<strong>in</strong> weiteres<br />
Gutachten erstellte, das die notwendigen Maßnahmen e<strong>in</strong>leitete.<br />
1997 waren die Heizungsregelanlage und die raumlufttechnischen<br />
Anlagen abgängig; das Fehlen jedweder Wärmedämmung<br />
wurde moniert. Das Flachdach des Neubaus wies an vielen<br />
Stellen Undichtigkeiten auf. Die Fenster des Neubaumagaz<strong>in</strong>s<br />
waren nur e<strong>in</strong>fach verglast, was – abgesehen vom ungewollten<br />
und ungeh<strong>in</strong>derten E<strong>in</strong>fall von Sonnenlicht – zu Schwitzwasser<br />
an den Wänden führte. Die Luftumwälzungsanlage, mit der<br />
alle<strong>in</strong> auf das Klima <strong>in</strong> den Neubaumagaz<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gewirkt werden<br />
konnte, funktionierte seit Jahren nicht. Im Bürotrakt wurde<br />
zusätzlich die mangelnde Funktionalität der aus Holz und