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Zeitschrift für Archivwesen - Archive in Nordrhein-Westfalen

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Steckdosen und im Schwachstrombereich auf die Fühler <strong>für</strong> die<br />

Brandmeldeanlage, <strong>für</strong> Temperatur und Feuchtigkeit. Bis auf den<br />

Schwachstrom werden die Magaz<strong>in</strong>e nach Dienstschluss über die<br />

Gebäudeleittechnik stromlos geschaltet, um das Risiko von kurzschlussbed<strong>in</strong>gten<br />

Bränden zu m<strong>in</strong>imieren. Selbstredend wurde <strong>in</strong><br />

den Magaz<strong>in</strong>räumen auf den E<strong>in</strong>satz von brennbaren<br />

Materialien beim Bau und der Ausstattung weitestgehend verzichtet.<br />

Ziel <strong>für</strong> die Lagerung der Archivalien ist zudem e<strong>in</strong>e<br />

flächendeckende Verpackung <strong>in</strong> Mappen und Kartons, die das<br />

Brandrisiko nochmals signifikant senkt. Im Vorfeld des Umzugs<br />

wurden dazu noch rd. 20.000 lfm Archivgut entsprechend bearbeitet,<br />

so dass nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Archivalien noch nicht verpackt<br />

ist. Gleichwohl musste <strong>für</strong> den großzügig gestalteten<br />

öffentlichen Bereich aus brandschutzrechtlichen Gründen e<strong>in</strong>e<br />

Spr<strong>in</strong>kleranlage e<strong>in</strong>gebaut werden, die allerd<strong>in</strong>gs vom Magaz<strong>in</strong><br />

grundsätzlich getrennt ist.<br />

DIE WEITERE ENTWICKLUNG<br />

Der Magaz<strong>in</strong>trakt des Ernst-Posner-Baus ist weitgehend fertiggestellt<br />

und ab November 2009 soll der E<strong>in</strong>zug der Archivalien<br />

und Bücher vonstatten gehen. Da die beiden denkmalgeschützten<br />

Gebäude, die danach umgebaut werden sollen, aktuell noch als<br />

provisorische Magaz<strong>in</strong>e genutzt werden, können auch erst nach<br />

dem Umzug die entsprechenden Baumaßnahmen durchgeführt<br />

werden. E<strong>in</strong> Ende der gesamten Baumaßnahme ist <strong>für</strong> das<br />

Frühjahr 2012 angesetzt. Dann werden neben dem Magaz<strong>in</strong> auch<br />

die übrigen Flächen der Nutzung übergeben werden.<br />

Aber auch 2012 wird nicht den Endpunkt der baulichen Aktivitäten<br />

des Bundesarchivs <strong>in</strong> dieser Liegenschaft markieren. Wie<br />

alle <strong>Archive</strong> ist auch das Bundesarchiv e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung mit<br />

wachsendem Bedarf an Magaz<strong>in</strong>flächen und ggf. auch Personal.<br />

Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt ke<strong>in</strong>e Langfristprognosen<br />

über die Auswirkungen der Umstellung auf digitale Aktenführung<br />

abgegeben werden kann, so darf doch festgehalten werden,<br />

dass <strong>in</strong> der näheren Zukunft sicherlich mit substantiellem<br />

Zuwachs an Archivgut gerechnet werden muss.<br />

Die Liegenschaft Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde bietet grundsätzlich beste<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e langfristige Perspektive des Bundesarchivs<br />

an diesem Standort. Deshalb hat sich das Bundesarchiv entschieden,<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem Bundesamt <strong>für</strong> Bauwesen und<br />

Raumordnung e<strong>in</strong>en städtebaulichen Wettbewerb über die<br />

zukünftige Bebauung des Geländes auszuloben. Der Masterplan<br />

soll helfen, verschiedene Fragen zu beantworten. Zum e<strong>in</strong>en<br />

bef<strong>in</strong>det sich die Liegenschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet mit überwiegender<br />

Wohnbebauung. Vor allem der Bezirk Steglitz-Zehlendorf legt<br />

deshalb besonderen Wert auf e<strong>in</strong>e verträgliche Bebauung der<br />

Liegenschaft im Zuge der weiteren Verdichtung des Standortes.<br />

Im Rahmen des Masterplans soll deshalb geklärt werden, ob<br />

und wie die Vorstellungen des Bundesarchivs, hier auf lange Sicht<br />

rd. 500.000 lfm Archivalien zu verwahren und Arbeitsplätze <strong>für</strong><br />

rd. 850 Mitarbeiter bereitzustellen, auf verträgliche Art realisiert<br />

werden können. Hierzu müssen ggf. auch baurechtliche Vorgaben<br />

geklärt werden, damit e<strong>in</strong>em späteren Ausbau nichts im Wege<br />

steht.<br />

Zum anderen soll aber diese Planung auch auf die funktionalen<br />

Anforderungen des Bundesarchivs optimiert werden. Hier spielt<br />

vor allem die Frage nach den Wegen und den Anb<strong>in</strong>dungen der<br />

Gebäude untere<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Ziel sollte es hier<br />

se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e möglichst kompakte Anordnung der Magaz<strong>in</strong>flächen<br />

zu erreichen, um unnötige Transportwege zu m<strong>in</strong>imieren.<br />

Und letztlich soll <strong>in</strong> dem Masterplan auch e<strong>in</strong>e städtebaulichästhetische<br />

Antwort auf die Ausbaupläne des Bundesarchivs<br />

gefunden werden. Dazu gehört auch die Frage, welche Bereiche<br />

der Liegenschaft zukünftig als Parkflächen der Allgeme<strong>in</strong>heit<br />

zugänglich se<strong>in</strong> sollen und welche Bereiche aus Sicherheitsgründen<br />

<strong>für</strong> die <strong>in</strong>terne Logistik des Archivs reserviert bleiben.<br />

Der Wettbewerb bef<strong>in</strong>det sich zur Zeit der Niederschrift dieses<br />

Textes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Endphase, das Ergebnis wird voraussichtlich<br />

gegen Ende des Jahres 2009 vorliegen.<br />

ARCHIVBAUKOLLOQUIEN<br />

349<br />

In die Diskussion zum Archivbau ist wieder Schwung gekommen<br />

– diesen E<strong>in</strong>druck konnte man haben, als im Januar 2008 rd. 80<br />

Archivar<strong>in</strong>nen und Archivare aus ganz Deutschland und dem<br />

benachbarten Ausland den Weg <strong>in</strong>s Bundesarchiv nach Berl<strong>in</strong><br />

fanden. Anlass war das erste Archivbaukolloquium, das als<br />

Auftaktveranstaltung <strong>für</strong> <strong>in</strong>formelle Treffen der mit Bauvorhaben<br />

betrauten Archivar<strong>in</strong>nen und Archivare wie auch sonstiger beteiligter<br />

Planer, Bauverwaltungen etc. gedacht war. Angeregt von<br />

Kollegen aus dem Berl<strong>in</strong>-Brandenburger Raum sah sich das<br />

Bundesarchiv <strong>für</strong> die grundsätzliche Koord<strong>in</strong>ierung dieses und<br />

der folgenden Kolloquien <strong>in</strong> der Pflicht.<br />

Bei dem ersten zweitägigen Treffen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, das ausdrücklich<br />

auch zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Diskussion anregen wollte,<br />

wurde am ersten Tag aus Sicht von <strong>Archive</strong>n und Fachplanern<br />

über Fragen der Klimatisierung von Magaz<strong>in</strong>en, der Realisierung<br />

e<strong>in</strong>es vernünftigen Brandschutzes referiert sowie über die Überarbeitung<br />

des DIN Fachberichts 13, der <strong>in</strong> der Neuausgabe der<br />

Bau- und Ausstattungsplanung auch der öffentlichen Bibliotheken<br />

und <strong>Archive</strong> dienen soll. Der zweite Tag war der <strong>in</strong>formellen<br />

Aussprache der Teilnehmer zu freien Themen gedacht. Die<br />

Themen waren dabei so vielfältig wie die Probleme und Fragen<br />

der Anwesenden. Der erreichte Erfahrungsaustausch sollte dabei<br />

zum e<strong>in</strong>en konkrete Fragen vor Ort klären oder doch zum<strong>in</strong>dest<br />

Anregungen bieten und zum anderen der Netzwerkbildung <strong>in</strong><br />

diesem spannenden fachlichen Bereich dienen. 7<br />

4 Die korrekten klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> die Lagerung papierenen<br />

Archivgutes werden immer wieder diskutiert. Nicht ohne Grund s<strong>in</strong>d die<br />

Angaben im Anhang B der DIN 11799 nicht normativ. Auch aus den fachlichen<br />

Diskussionen der Restauratoren häufen sich Aussagen, dass die<br />

Temperatur nicht so zentral <strong>für</strong> den Erhaltungszustand sei. Zw<strong>in</strong>gend sei<br />

allerd<strong>in</strong>gs die Konstanz im Bereich der relativen Luftfeuchtigkeit. So zuletzt<br />

auch e<strong>in</strong>e Aussage von Prof. Fuchs auf e<strong>in</strong>em Kolloquium <strong>in</strong> Köln im Februar<br />

des Jahres 2009.<br />

5 Zwischen Fertigstellung des Rohbaus und dem E<strong>in</strong>zug liegt rund e<strong>in</strong> Jahr.<br />

Die Entfeuchtung des Gebäudes wurde allerd<strong>in</strong>gs auch baubegleitend vorgenommen.<br />

Nach der Fertigstellung e<strong>in</strong>er Geschossdecke wurden <strong>in</strong> der darunter<br />

liegenden Etage <strong>in</strong> jedem Magaz<strong>in</strong>raum zwei Entfeuchter gehängt, die<br />

rund um die Uhr im E<strong>in</strong>satz waren.<br />

6 So skizziert das Gründbuch des Zukunftsforums öffentliche Sicherheit<br />

Szenarien, die zu e<strong>in</strong>em totalen Stromausfall <strong>in</strong> Deutschland führen könnten,<br />

<strong>in</strong> diesen Fällen wären technische Lösungen <strong>für</strong> die Realisierung des<br />

Brandschutzes komplett wirkungslos. Siehe Risiken und Herausforderungen<br />

<strong>für</strong> die öffentliche Sicherheit <strong>in</strong> Deutschland, hrsg. von Gerold Reichenbach,<br />

Ralf Göbel, Hartfrid Wolff und Silke Stokar von Neuforn, Berl<strong>in</strong>/Bonn 2008,<br />

www.zukunftsforum-oeffentliche-sicherheit.de/gb-downloads/(zuletzt<br />

besucht am 7.9.2009).<br />

7 Das Programm f<strong>in</strong>det sich unter: www.bundesarchiv.de/aktuelles/neubau/<br />

01605/<strong>in</strong>dex.html auf der Webseite des Bundesarchivs werden auch die Ankündigungen<br />

zu weiteren Kolloquien zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> (zuletzt besucht 8.9.2009).<br />

ARCHIVAR 62. Jahrgang Heft 04 November 2009

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