Activities 2006 - European Academy of Sciences and Arts
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ACTIVITIES <strong>2006</strong><br />
ASPEKTE DER STAMMZELLENTECHNOLOGIE<br />
IN BESONDEREN IN GROßBRITANNIEN,<br />
DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ<br />
MARIA EDER<br />
A. Problematik der Stammzellenforschung<br />
1. EINLEITUNG<br />
Die Stammzellenforschung hat medizinische und wirtschaftliche Interessen geweckt. Der<br />
Anwendungsbereich von Stammzellen soll als Heilmittel der Zukunft krankes Gewebe<br />
oder zerstörte Organe ersetzen. Die biomedizinische Forschung strebt an, Stammzellen zu<br />
isolieren und diese schließlich in jene Zelltypen umzuw<strong>and</strong>eln, die dann im Körper des<br />
Patienten die verloren gegangenen Funktionen wieder übernehmen können. Künftige<br />
Gewebebanken könnten im Krankheitsfall Ersatz für jeden Zelltyp bereithalten, wie z.B.<br />
Nervenzellen bei Alzheimer, Multipler Sklerose, Morbus Parkinson; Leberzellen bei<br />
Hepatitis, Zirrhose; Knochenzellen bei Osteoporose, Knochenkrebs; Herzmuskelzellen bei<br />
Erkrankungen des Herzens; Hautzellen bei Hautkrankheiten bzw. -verletzungen,<br />
Verbrennungen, Inselzellen bei Diabetes (Typ I); Blutzellen bei Bluterkrankungen. Damit<br />
könnten auch Rückenmarksverletzung oder Schlaganfall geheilt werden bzw neue<br />
Sinneszellen für das Auge geschaffen werden.<br />
Die ethische und moralische Problematik liegt in der Erzeugung von Stammzellen durch<br />
therapeutisches Klonen durch Zellkerntransfer, weil dies zur Zerstörung des betreffenden<br />
Embryos führt (ua Pleichl). Daher wird die Erzeugung embryonaler Stammzellen<br />
durch diese Methode heftig kritisiert und derartige Forschungen sind in den meisten EU-<br />
Ländern mit Hinweis auf die Würde des Menschen verboten. Die Befürworter sehen die<br />
Zerstörung von menschlichen Embryonen aus Forschungszwecken und zur künftigen<br />
Heilung von Krankheiten als gerechtfertigt an.<br />
2. ETHISCH EINWANDFREIE ALTERNATIVE TECHNIKEN ALS LÖSUNG<br />
Gegner des therapeutischen Klonens embryonaler Stammzellen setzen sich für die<br />
Verwendung der ethisch unproblematischen adulten Stammzellen, die aus Föten<br />
(Nabelschnurblut) oder erwachsenen Menschen (Knochenmark) gewonnen werden, zu<br />
Forschungszwecken ein. Auch diese besitzen die Fähigkeit, sich in mehr als eine Form von<br />
menschlichem Gewebe zu differenzieren. Sie verfügen aber im Vergleich zu den embryonalen<br />
Stammzellen über ein nur beschränktes Differenzierungspotential, weisen aber<br />
schon bedeutende Therapieerfolge (Herzinfarktpatienten, Leukämie) auf.<br />
Neben der Verwendung der ethisch unproblematischen adulten Stammzellen zu<br />
Forschungszwecken ist die Forschung an Fetusgewebe, maW an Zellen zu früh geborener<br />
und lebensunfähiger sowie auch abgetriebener Feten oder - ein erst in Tierversuchen<br />
gelungenes Verfahren - die Stammzelle aus parthenogenetisch erzeugten Embryonen<br />
(„Jungfernzeugung“) bzw direkt aus Somazellen (Transdifferenzierung¬/Dedifferenzierung),<br />
wonach eine differenzierte Somazelle in eine Vorläufer- bzw Stammzelle zurück-<br />
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