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Activities 2006 - European Academy of Sciences and Arts

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EUROPEAN ACADEMY OF SCIENCES & ART<br />

„DAS PARADIGMA DER MEDIZIN IM 21.JAHRHUNDERT“<br />

SYMPOSION DER EUROPÄISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN UND KÜNSTE<br />

AM 3. MÄRZ <strong>2006</strong> IN SALZBURG, SCHLOSS LEOPOLDSKRON<br />

„St<strong>and</strong>ardisierte Medizin ist zu finanzieren und damit ist auch das Solidarsystem zu<br />

sichern“. Dies erklärte der Präsident der Europäischen Akademie der Wissenschaften und<br />

Künste, Univ.-Pr<strong>of</strong>. Dr. Felix Unger, zu Beginn des Symposions „Das Paradigma der<br />

Medizin im 21. Jahrhundert“ am 3. März in Salzburg, Schloss Leopoldskron.<br />

Als Befund der gegenwärtigen Situation nannte der Präsident die Tatsache, dass Geist und<br />

Seele aus den Menschen ausgetrieben worden seien, der Patient zum Befundspeicher<br />

degeneriert sei.<br />

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts sei der Tod nach La Mettrie aus der Medizin ausgegliedert<br />

worden, ebenso der Pflegebereich, Naturheilmethoden wurden verdrängt und übertriebene<br />

Diagnose habe den Glauben an Befunde wachsen lassen. Die Folgen davon seien<br />

die Ökonomisierung der Medizin, Überheblichkeit und Paternalismus, Apparatemedizin,<br />

Suche nach Alternativen und Patientenrechte und –verfügungen. Es sei aber ein „großer<br />

Sk<strong>and</strong>al der Medizin, dass wir Patientenrechte und –verfügungen“ brauchten, um den<br />

Patienten vor dem Arzt zu schützen, sagte der Salzburger Herzchirurg.<br />

Das neue Paradigma der Medizin, tauglich für das 21. Jahrhundert, verlange die<br />

Zuwendung zum Patienten sowie seine Gesunderhaltung, wobei mit entsprechend gesunder<br />

Ernährung und Fitness der Einzelne seinen Beitrag zu leisten habe. Dazu ist die<br />

Ultramedizin unabdingbar. Immer speziellere minimal invasive Methoden können bei<br />

Diagnostik und Therapie gezielt individuell dem Patienten helfen. Das aktuelle Paradigma<br />

ist Grundlage der entsprechenden Ausbildung der jungen Ärzte für die Gesellschaft basierend<br />

auf Zuwendung, Ultramedizin und Gesundheitserhaltung.<br />

Der Kölner Medizinhistoriker und Ethiker Klaus Bergdolt zeigte in einem historischen<br />

Aufriss, wie im Banne der sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften und das<br />

Aufkommen des Positivismus ab Mitte des 19. Jahrhunderts „nichts Magisches mehr<br />

geduldet werden“ durfte und der Glaube entst<strong>and</strong>, die Naturwissenschaften würden langfristig<br />

alle Probleme lösen.<br />

Wenn ein Paradigma nach dem US-Philosophen Thomas Kuhn das sei, „was den<br />

Mitgliedern einer Wissenschaftsgemeinschaft gemeinsam ist und umgekehrt die<br />

Wissenschaftsgemeinschaft aus Menschen besteht, die ein Paradigma teilen“, dann sei<br />

ein Paradigmenwechsel besonders schmerzhaft. Denn eine neue Diskurssprache, eine<br />

eigene Ideologie und auch der methodische Vorsprung leite eine neue Epoche gegenüber<br />

den Vertretern des bisherigen Paradigmas ein.<br />

Darauf hatte auch eingangs der Moderator der Tagung, Konrad Meßmer vom Klinikum<br />

Großhadern der Universität München hingewiesen, als er die „Medizin als Kulturleistung“<br />

bezeichnete und betonte, die mechanistische Therapie müsse hinterfragt werden, weil in<br />

der Hochleistungsmedizin die Einheit von Körper, Seele und Geist verloren gehe.<br />

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