Ein Haus für Alle - Menzeldorf.nbhs.de
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„Ich spreche Workshop immer falsch aus!“<br />
Theater <strong>de</strong>r Erfahrungen<br />
(Erinnerung an <strong>de</strong>n Workshop <strong>de</strong>r Grauen Zellen in <strong>de</strong>r Boelsche-Oberschule in Friedrichshagen am 3.<br />
Juni )<br />
„Du trittst in ein wilhelminisch-wuchtiges Schulgebäu<strong>de</strong>, und schon sitzt dir die Kindheit im Nacken.<br />
Dieser unverwechselbare Geruch, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Mauern nistet, ein Gemisch aus Speisung, nasser Wolle,<br />
Gummistiefeln, Schweiß und Klo. Dir fällt gleich so manche Eskapa<strong>de</strong> ein. Aber das ist ja zig Jahre her. Du<br />
steigst nach<strong>de</strong>nklich und <strong>de</strong>utlich langsamer als damals die Stufen hinauf zu einem generationsübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Workshop.<br />
Mein Sohn lacht immer, wenn ich „Workshop“ sage, ich spreche die Werkstatt auf Englisch wohl falsch<br />
aus.<br />
Empfang mit ohrenbetäuben<strong>de</strong>m Lärm. Die Jugend, die hier einen scharfen Projekttag absolvieren<br />
will, blökt in <strong>de</strong>n Raum, rempelt und fl äzt. Die haben Turnschuhe an <strong>de</strong>n großen Füßen, die an urzeitliche<br />
Ungetüme erinnern. Da kommt keine Liebe auf <strong>de</strong>n ersten Blick auf, nee, nee.<br />
<strong>Ein</strong>marsch <strong>de</strong>r Dompteure! Der Klassenlehrer und die Theaterpädagogin schaffen es, dass sich die<br />
Hor<strong>de</strong> zu einem großen Kreis entfl echtet. Dazwischen wir, die Grauen Zellen vom Theater <strong>de</strong>r Erfahrungen.<br />
Vorstellungsrun<strong>de</strong>. Namen fl iegen durch <strong>de</strong>n großen Raum, wer nölt und nuschelt, muss noch mal ran.<br />
Und siehe da, die ersten Schülerköpfe wer<strong>de</strong>n rot. Bei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Alten und <strong>de</strong>n Jungen gleichsam, macht<br />
die Beschimpfungsrun<strong>de</strong> sichtlich Spaß. Wir sagen solche Sachen: Die Jugendlichen sind taub, weil sie<br />
immer zu laute Musik hören. Die Jugendlichen sind in <strong>de</strong>r Straßenbahn rücksichtslos u. s. w. Die Schüler<br />
feuern zurück: Die Alten wissen alles besser, sind starrsinnig und regen sich immer gleich auf. Wird aber<br />
nach ihren Großeltern gefragt, hören wir, dass es sich da um recht spendable Familienmitglie<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lt.<br />
So, so: Lieb, aber ein bisschen doof.<br />
Nach <strong>de</strong>r Aufwärmphase teilen sich Schüler in Grüppchen auf je eine Graue Zelle auf. Da gibt es dann<br />
schon die ersten Sympathie-Punkte. Zum Thema Missverständnisse zwischen Jung und Alt wer<strong>de</strong>n nun<br />
gemeinsam Szenen erarbeitet. Die Namen <strong>de</strong>r Schüler wer<strong>de</strong>n vertraut, und wir machen etwas gemeinsam.<br />
Die szenischen Vorschläge spru<strong>de</strong>ln nur so aus uns heraus. Am witzigsten ist <strong>für</strong> mich die Nummer,<br />
die Gisela mit ihrer Gruppe zeigt: Schnell war ein Schild gemalt: Disko – Kein <strong>Ein</strong>tritt über 30! Die Gruppe<br />
schmuggelt die vermummte Gisela am <strong>Ein</strong>lasser vorbei. Wir wollen schließlich unserer Oma zeigen, was<br />
hier so abgeht.<br />
Was, schon vier Stun<strong>de</strong>n um?! Die Zeit ist wie im Fluge vergangen, und die jungen Geschöpfe in <strong>de</strong>n<br />
großen Turnschuhen sind plötzlich irgendwie zum Liebhaben. Abschied mit Küsschen.“<br />
Karin Fischer<br />
Workshop „Schule <strong>de</strong>s Lebens“ (zweite Reihe ganz<br />
rechts: Karin Fischer)<br />
Improvisation „Jung und Alt auf <strong>de</strong>m Weg in die<br />
Disco“<br />
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