Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB
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sind die Kenntnisse über die Vielfalt innerhalb von Populationen oder über die Wechselwirkungen<br />
zwischen Ökosystemen.<br />
Die <strong>Biodiversität</strong> ist sehr ungleich über den Globus verteilt. Die Gebiete mit höchster Artenvielfalt<br />
finden sich in den Tropen <strong>und</strong> Subtropen. Speziell in diesen Regionen konnten sich im Zuge der<br />
Evaluation mannigfaltige Lebensformen entwickeln. Zugleich werden südlich des 40. Breitengrades<br />
besonders viele Sorten von Nutzpflanzen kultiviert, die dort auch wilde Verwandte haben. Brasilien,<br />
Kolumbien <strong>und</strong> China führen die Gruppe der sogenannten Megadiversitätsländer an, in denen<br />
Wissenschaftler 70% aller weltweiten vertretenen Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten vermuten. Deutschland<br />
ist da vergleichsweise artenarm.<br />
Auf Boden, Wasser, Luft <strong>und</strong> genetischen Ressourcen basieren unsere Landwirtschaft, aber auch<br />
unsere Medizin. Vierzig Prozent der weltweit erfolgreichsten Medikamente werden aus natürlichen<br />
Substanzen gewonnen. Terrestrische <strong>und</strong> marine Ökosysteme beinhalten die Bodenbildung <strong>und</strong><br />
-erhaltung, Bestäubung <strong>und</strong> Selektion, Kreisläufe von Nährstoffen <strong>und</strong> Wasser, die Bindung von<br />
Kohlenstoff <strong>und</strong> die Regulierung des Klimas. Die Vielfalt <strong>und</strong> Verschiedenheit der lebendigen<br />
Formen ist notwendig, damit ein natürliches Anpassungspotenzial, etwa an Veränderungen des<br />
Klimas oder der Böden, erhalten bleibt.<br />
Auswirkungen von <strong>Biodiversität</strong>sverlust<br />
Ein Verlust von Biologischer Vielfalt ist indes folgenschwer: In Folge der <strong>Um</strong>gestaltung der Biosphäre<br />
durch den Menschen (z.B. Entwaldung, Artenverschleppung) wird der <strong>Biodiversität</strong>sverlust zu<br />
einem globalen <strong>Um</strong>weltproblem. Ausgestorbene Arten <strong>und</strong> verschw<strong>und</strong>ene Ökosysteme20 können<br />
nicht wieder hergestellt werden <strong>und</strong> sind für unsere Nachkommen für immer verloren. Die<br />
aktuelle Rate des globalen Artensterbens übersteigt die natürliche Aussterberate um das h<strong>und</strong>ert-<br />
bis tausendfache. Der <strong>Welt</strong>-Naturschutzverband IUCN schätzt, dass mehr als 16.000 Arten von<br />
Säugetieren, Vögeln, Reptilien <strong>und</strong> Amphibien weltweit vom Aussterben bedroht sind. Wesentliche<br />
Gründe: Die Zerstörung von Lebensräumen, übermäßiger Konsum <strong>und</strong> Klimaveränderungen.<br />
Beunruhigend zudem: Die genetische Vielfalt von Nutztieren <strong>und</strong> Kulturpflanzen, die Agrobio-<br />
diversität, schwindet. Monokulturen auf den Feldern <strong>und</strong> Massenproduktion in den Ställen haben<br />
die regionale Vielfalt verdrängt. Gegenwärtig liefern nur 15 Pflanzen- <strong>und</strong> acht Tierarten 90%<br />
der menschlichen Nahrung weltweit. Durch die abnehmende genetische Vielfalt werden Pflanzen<br />
anfälliger für Schädlinge <strong>und</strong> Wetterbedingungen. Das bedroht auch die Basis unserer Ernährung. 21<br />
Der Erhalt inklusive der nachhaltigen Nutzung von <strong>Biodiversität</strong> bietet die Chance, den <strong>Klimawandel</strong><br />
abzumildern <strong>und</strong> Möglichkeiten zur Anpassung an veränderte Klimabedingungen zu entwickeln.<br />
Damit ist die Biologische Vielfalt das wichtigste Kapital unserer Zukunft <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage des<br />
Überlebens der Menschheit – in Entwicklungs- <strong>und</strong> Industrieländern. 22<br />
Erhalt <strong>und</strong> nachhaltige Nutzung der <strong>Biodiversität</strong> sind weithin anerkannte Ziele Nachhaltiger<br />
Entwicklung. Die <strong>Biodiversität</strong>skonvention ist hierfür das wichtigste völkerrechtliche Instrument.<br />
20 Siehe auch zum Thema ‚Ökosysteme‘: Le Monde diplomatique /taz (2008): Atlas der Globalisierung – Klima, S. 9<br />
(Abb. „Ein Planet, vielfältige Ökosysteme“).<br />
21 welt.sichten /eed (2008): Biologische Vielfalt – Zwischen Schutz, Nutzung <strong>und</strong> Kommerz, S. 5.<br />
22 Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) (2009): Natur & Mensch im <strong>Klimawandel</strong>, S. 8f.