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Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB

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„Ich sah meiner Mutter zu, ich sah ihr anfangs einfach zu. Mit meinen Augen betrachtete ich alles.<br />

Und dann entwickelt man zu allererst sein „visuelles Gedächtnis“. Und dann habe ich versucht, es<br />

allein zu machen. Niemand hat mir bewusst etwas gezeigt […] <strong>und</strong> wenn man nichts zu tun hat,<br />

nimmt man seine Nadel <strong>und</strong> die Jungen nehmen ihre Messer <strong>und</strong> setzen sich neben ihre Väter. Zu<br />

Anfang funktioniert es nicht. Beim ersten Mal nicht, beim zweiten, beim dritten Mal … Zunächst<br />

entwickelst du Ausdauer. Wenn du Augen hast, dann sieh zu. Wenn du Ohren hast, dann höre zu.<br />

Wenn du Hände hast, dann fang an, zu arbeiten.“ 65<br />

2.3.2 Tradition vermitteln: Die Sommercamps für Kinder<br />

Nach dem Zerfall der Sowjetunion kam die Frage auf, wie die Kultur der indigenen Gemeinschaften<br />

mit Hilfe der Bildung aufrechterhalten werden sollte. Eine indigene Initiative, die die Zustimmung<br />

in der CHMAO-Administration gef<strong>und</strong>en hat, begann, Siedlungscamps im Wald einzurichten, wo<br />

Kinder ihre Ferien verbringen können. Diese werden vom Department für zahlenmäßig kleine<br />

Völker des russischen Nordens im CHMAO als „Ethnische Zentren für Kinder zur Förderung<br />

ges<strong>und</strong>er Lebensweise“ finanziert. Seit 2005 existieren bereits 14 solcher Camps im CHMAO.<br />

Daran nehmen vor allem Kinder <strong>und</strong> Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen<br />

teil sowie solche, die in Siedlungen aufgewachsen sind <strong>und</strong> wenig über ihre kulturelle Herkunft<br />

erfahren haben. Die Ziele der Camps sind unter anderem: Revitalisierung des lokalen Wissens,<br />

vor allem der traditionellen Sprachen, Tänze, der Musik <strong>und</strong> des Handwerks sowie Fertigkeiten<br />

der Rentierzucht, Jagd, Fischerei usw. Für die BetreuerInnen ist dabei wichtig, dieses Wissen an<br />

die jüngere Generation weiterzugeben. Zu den BetreuerInnen der Camps gehören hauptsächlich<br />

LehrerInnen, aber auch indigene EthnographInnen, KünstlerInnen, FolkloristInnen, LinguistInnen<br />

<strong>und</strong> traditionelle HandwerkerInnen. Jede Campsaison dauert etwa einen Sommer. In den Camps<br />

sollen Selbstwertgefühl <strong>und</strong> Wertschätzung der eigenen kulturellen Herkunft vermittelt werden.<br />

Die Jugendlichen lernen über spirituelle Verbindungen zwischen Landschaft, Tieren, Pflanzen <strong>und</strong><br />

Menschen.<br />

Das Besondere an den Camps ist, dass sie durch eine bessere Vernetzung untereinander <strong>und</strong> eine<br />

gemeinsame Planung von Projekten bildungspolitisch <strong>und</strong> darüber hinaus versuchen, Entwick-<br />

lungen zu steuern <strong>und</strong> sich in die öffentliche Diskussion um die soziale, politische <strong>und</strong> ökonomische<br />

Situation einzubringen, ohne wirklich politische Macht zu haben.<br />

„Es kam die Zeit, in der unser Volk mit dem Verlust seiner Kultur konfrontiert wurde <strong>und</strong> als Folge<br />

davon veränderte sich die Haltung zur Kultur [der ob-ugrischen Völker], was Konsequenzen hatte,<br />

die nicht rückgängig gemacht werden können. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Kinder mit<br />

Hilfe von Ethno-Pädadogik zu erziehen, ihnen ökologische Kultur zu vermitteln. Wir versuchen,<br />

ein traditionelles <strong>Welt</strong>bild in ihnen aufrechtzuerhalten, das nicht auf der Eroberung von Natur<br />

basiert, sondern sich durch einen hohen Grad an ökologischem Bewusstsein <strong>und</strong> Anpassung<br />

auszeichnet.“ 66<br />

65 Schröder, Ina (2008): Interview mit Ludmila Loziamova, S. 63f.<br />

66 Kravchenko, Olga (2004): Those looking towards the sun. From experiences of children’s ethnic camp ‘Numsang Iokh’, S. 22.<br />

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