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Handbuch Um.Welt - Klimawandel, Biodiversität und ... - VNB

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Doch während die Einfuhr von Öl <strong>und</strong> Gas aus Russland Sicherheit <strong>und</strong> stabile Preise auf dem<br />

deutschen Energiemarkt garantiert, führt sie zur ökologischen <strong>und</strong> humanitären Katastrophe in den<br />

Fördergebieten. Die Rohstoffreserven der Russischen Föderation befinden sich fast ausschließlich<br />

auf beziehungsweise unter Indigenenland in Sibirien. Auch Holzeinschlag, Kohle-, Diamanten-,<br />

Gold- <strong>und</strong> Uranförderung finden überwiegend dort statt, wo indigene Völker ihre Rentierweiden,<br />

Fischgründe, Wälder <strong>und</strong> Jagdgebiete haben – mit allen schon skizzierten Folgen für Mensch, Natur<br />

<strong>und</strong> Kultur.<br />

Und dazu trägt auch Deutschlands Energiehunger bei.<br />

Gut leben statt viel haben!<br />

Die Auswirkungen des <strong>Klimawandel</strong>s, der Verlust fruchtbarer Böden, die Abnahme der Biologischen<br />

<strong>und</strong> Kulturellen Vielfalt, fortwährende Ungerechtigkeit – dies alles macht deutlich: So wie bisher<br />

kann es nicht weitergehen. Die Politik muss Rahmenbedingungen für eine Wirtschaft schaffen,<br />

die soziale <strong>und</strong> ökologische Leitplanken beachtet. Doch das allein wird nicht ausreichen. Der<br />

Kurswechsel hin zu einem global nachhaltigen Deutschland bedarf auch eines Paradigmenwechsels,<br />

bedarf einer kulturellen Erneuerung.<br />

Deshalb müssen wir uns auch die Frage stellen: Wie viel ist genug?<br />

Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass es zwischen Bedürfnissen <strong>und</strong> Bedürfnisbefriedigung keine<br />

unveränderbaren Beziehungen gibt. Vielmehr werden in verschiedenen Kulturen unterschiedliche<br />

Formen der Befriedigung für die gleichen menschlichen Gr<strong>und</strong>bedürfnisse entwickelt. In der Konsumgesellschaft<br />

bleiben manche Gr<strong>und</strong>bedürfnisse unbefriedigt, weil die Werbung den Konsumenten<br />

hartnäckig den Irrtum vermittelt, man könne fast alle Bedürfnisse durch Konsum befriedigen.<br />

Doch auch dieser Zustand ist nicht festgeschrieben. Kultureller Wandel ist möglich.<br />

Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger haben viele Möglichkeiten, selbst klima- <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />

auch global gerecht zu handeln. Eine Möglichkeit ist es zum Beispiel, beim Einkauf darauf zu achten,<br />

ökologisch <strong>und</strong> fair produzierte Waren zu wählen. Langlebige Qualitätsprodukte sind Billig- <strong>und</strong><br />

Wegwerfartikeln vorzuziehen. Dieses ist auch nicht unweigerlich mit höheren Kosten verb<strong>und</strong>en. So<br />

ist saisonales Obst <strong>und</strong> Gemüse aus der Region in der Regel sogar günstiger als lange gelagerte <strong>und</strong><br />

transportierte Frischware. Fleisch aus der biologischen Landwirtschaft ist teurer als das in Massen-<br />

tierhaltung produzierte. Faire Kleidung ist ebenfalls nicht zu Billigpreisen zu haben. Hier kann das<br />

Auswählen nur mit einem Abwählen einhergehen. Isst man gemäß Ges<strong>und</strong>heitsempfehlungen <strong>und</strong><br />

ökologischen Erfordernissen weniger Fleisch, so können die Mehrausgaben aufgefangen werden.<br />

Auch ist es bei vielen Gütern möglich, Verbrauch zum Gebrauch, vom Besitzen zum Nutzen überzugehen:<br />

Viele Dinge werden nur selten genutzt, aber mit hohem Energie- <strong>und</strong> Materialverbrauch<br />

hergestellt. Werkzeuge, Waschmaschinen, Staubsauger <strong>und</strong> Autos gehören zur Standardausrüstung<br />

der allermeisten Haushalte.<br />

Die Tatsache, dass dies als bequem erscheint oder dass der Besitz von vielen Produkten auch Status<br />

repräsentiert, ist eine kulturelle <strong>und</strong> somit veränderbare Begebenheit. Der eigentliche Nutzen aber<br />

besteht nicht im Besitz, sondern in der Dienstleistung, die der Gegenstand erbringt.

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